Eigentlich hätte Atheron schon längst nach dem kleinen Jungen sehen müssen und nach dem, der sich um ihn sorgte. Immerhin wusste er nicht einmal, bis vor kurzem zumindest, dass der Junge nicht mehr in Weilersbach war, sondern in Hammerhütte. Er wusste ebenso nicht, dass sich der Ritter Kendric vom Drachenmondorden und die Tempelgardistin Eowen um ihn kümmerten. Das war kein Umstand, den er akzeptieren konnte. Er wollte immerhin Gewissheit haben, dass es bergauf für den Knaben ging. Und so suchte der junge Gardist, nachdem er in Hammerhütte angekommen war, nach der etwas anderen Familie.
Wo er sie wohl finden würde?
Da wird er wohl nicht lange suchen müssen. Immerhin waren die meisten Mitglieder der Tempelgarde in Hammerhütte und da die Warnung das Dunkelbrunn es auf Kinder abgesehen habe noch immer aktuell war. Würde Atheron Eowen sehr leicht finden, war sie doch tagsüber meist in Hammerhütte um die Kinder zu schützen - denn ihr langen alle Kinder am Herzen nicht nur ihr Fem.
So sah sie den jungen Gardisten neugierig an. Als er sie wohl gerade bei Hennes antraf, wo sie etwas frisches Wasser trank und vor ihr auf dem Tisch lagen einige Pergamente. Sie nickte Atheron grüßend zu, doch dann wendete sie sich wieder ihren Pergamenten zu. Es war recht früh am Morgen und Fem war wohl, wie alle anderen Kinder schon in der Schule.
Kaum, dass er Eowen erspäht hatte, würde er auch schon auf sie zuhalten. Insgeheim hoffte er, dass die Gute zwar nicht vergessen hatte, was sich bei Renahim abgespielt hatte, aber, dass sie zumindest Atheron soviel eingestehen vermochte, den Jungen zu sehen und einige Worte mit ihm zu wechseln.
"Der Fürstin zum Gruße, Fräulein Eowen.. nach Euch habe ich gesucht. Unter anderem Euch. Könnte ich Euch für eine Weile stören?"
Deutete auf den Platz ihr gegenüber. "Zum Gruße... nehmt Platz, was kann ich für euch tun...?" mit ihrer normalen Freundlichkeit deutete sie auf den Platz gegenüber, ihre Haare und ihre Augen spiegelten die Morgensonne wieder und sie sah noch jünger aus, als sie war.
Und so nahm Atheron platz und sah sich kurz um ehe er wieder Eowen ins Auge fasste und sich leicht räusperte.
"Nun, es geht um Fem. Ich würde ihn gerne sehen und mit ihm sprechen, sofern ich darf. Ich möchte sehen, wie es dem Knaben geht inzwischen."
Da Atheron ein enger Freund Chiras war, schaut sie ihn prüfend an.
"Hat Chira euch geschickt? Und Fem ist in der Schule, so wie es sich für einen Jungen seines Alters gehört.. " da immer wieder der Name des Jungen fiel schaute mit einem Mal ein Hundewelpe unter Eowens Stuhl hervor, gefolgt von einem weißen deutlich größeren Kopf eines Schneewolfwelpen. "Er ist noch in der Schule, legt euch wieder hin und schlaft noch was. Ich weck euch schon wenn es soweit ist." und die beiden Köpfe verschwanden wieder.
"Nun, wie sie sehen, sind sie nicht der einzige der zu Fem will." wendet sich dann wieder ihren Pergamenten zu, die wenn er drauf sieht, deutlich einen Baum erkennen lassen mit einem Haus darin oder darauf.
Auf dem Weg zum Frühstück vor der heutigen Wache stolpert Kendric dann über die beiden.
Guten Morgen, Eowen.
Oh... Herr Schattenfell, grüß Euch. Was treibt Euch denn den ganzen Weg nach Hammerhütte?
Der junge Gardist hob etwas die Brauen an aber verwarf seine erste Erwiderung wieder.
"Ich wurde von niemanden mehr geschickt, Fräulein Eowen. Ich möchte den Jungen nur einmal mit eigenen Augen sehen. Und ich kann gerne solange warten, wie er noch in der Schule ist."
Als dann der Ritter Kendric vorbei kam, nickte er ihm leicht zu, lächelnderweise.
"Der Fürstin zum Gruße, Herr Kendric. Ich bin hier, um nach den Knaben Fem zu sehen."
Ihr Blick erhellt sich als sie Kendric sieht und blickt nun sanfter zu Atheron.
"Verzeiht.. ich bin nur im Moment etwas empfindlich. Ich habe mich immer gut mit Chira verstanden. Aber seid wir Fem bei uns aufgenommen haben und wir haben es gerne getan! Seitdem glaubt sie wohl mir vorschreiben zu wollen, wie ich Fem zu erziehen habe und das nur weil der Junge als Wunsch geäußert hat, das er Ritter werden will und Chira denkt das Ritter im Krieg in der ersten Reihe stehen und vor allen anderen sterben.... Die Götter wissen wie oft er noch seinen Wunsch ändern kann, aber sie nimmt es offenbar wirklich mit..." ein leises Seufzen entfährt ihr, irgendwie scheint es so als habe sie sich das alles gerade vom Herzen geredet und das ihr diese Sache nahe geht zeigt alleine ihre Reaktion, weil sie dann eine ganze Zeit einfach auf den Tisch starrt, ohne weiter etwas dazu zu sagen, aber ihr Gesicht und ihre Augen Bände sprechen.
Während Eowen ihr Seelenleid Atheron entgegen brachte, bestellte sich jener einen Humpen Met - würde das doch alles etwas länger dauern - und lauscht den Worten von der Tempelgardistin. Es dauerte auch nicht lang, da bekam er den Humpen Met auch schon und trank von diesem - gemächlich und bedächtig, nichts übereilend. Selbst, als Eowen geendet hatte, schien der Gardist noch eine Weile nachzudenken, sich wohl eine Antwort überlegend.
Schließlich und endlich fing er an zu sprechen - langsam, ruhig und mit einem milden Lächeln. Wie immer.
"Es ist wahr, dass sich Träume und Wünsche mit dem Alter ändern. Mit der Erfahrung, die man gewinnt, den Erlebnissen, Eindrücken und durch andere Einflüsse. Nichts desto trotz ist es ein weit verbreiteter Traum ein Ritter zu werden, an den Knaben oft bis in ihre alten Tage festhalten. Ich verstehe Euren Standpunkt und Eure Sicht.. nichts desto trotz, Fräulein Eowen..
Auch wenn Ihr augenscheinlich meint, dass das Anrecht der Erziehung des Knaben bei Euch liegt, so muss ich sagen, dass es weiser wäre, die Sorgen von Chira nicht falsch zu interpretieren. Auch wenn es Ritter des alten Kodex, jene, die wirklich in vorderster Reihe stehen, nicht mehr gibt, so sind ihre Sorgen begründet. Dem Jungen ist schreckliches Widerfahren - da muss er sich nicht auch noch damit die Hände in Schuld baden, indem er tötet. Und die romantische Vorstellung, die der Bursche nun hat vom Ritterdasein, kommt weder im mindesten an die wahre Last eines solchen Adelsstandes heran, noch an das inzwischen verschwommene Bild davon.
Aber ich bin nicht hier, um Euch Vorschriften zu machen. Ich habe kein Recht dazu. Aber genauso wie ich kein Recht dazu habe, Euch Vorschriften zu machen, habt Ihr keines - so in meinen Augen - Chira von der Erziehung des Kleinen auszuschließen. Er braucht Jeden, der ihn in sein Herz geschlossen hat und ihm soetwas wie Zuneigung und Liebe entgegen bringt. Das Wohl des Kindes sollte über dem Stolz liegen."
Damit hatte er wohl vorerst geendet und neigte seinen Kopf gen Eowen ehe er einen Schluck Met trank.
Sie saß da und je mehr er redete um so erstaunter wurde ihr Blick.
"Also hat sie euch doch schon etwas gesagt, denn ich habe euch nicht gesagt das ich sie außen vorlasse. Dem ist nämlich nicht so. Sie ist nur beleidigt, weil Kendirc und ich uns die Freiheit heraus genommen haben uns hier in Hammerhütte nieder zulassen statt - wie Chira meint im sicheren Füstenborn zu bleiben. Doch glaube ich und ich habe es mein Leben lang in meiner alten Heimat erlebt, das man nicht wirklich sicher ist wenn es wirklich Krieg geben sollte.
Was Chira angeht, sicher werde ich nicht mit ihr auch nur noch ein Wort reden, wenn sie uns weiter beleidigt. Außerdem habe ich ihr gesagt, das sie Fem sehen kann. Tagsüber wenn er nicht in der Schule ist. Aber sie glaubt ja das ich ihn verweichlichen würde. Das der Hundewelpe dazu da ist ihn von anderen fernzuhalten, doch hat es genau anders herum funktioniert. Der Welpe hat die Kinder hier zu einander gebracht und genau das hatte ich beabsichtigt.
Doch die Erziehung... die geht im Moment nur mich und Kendric etwas an. Bis der Junge sich gefangen hat. Denn endlich wohl das erste Mal in seinem Leben, hat er ein normales Umfeld. Einen Vater und eine Mutter die sich um ihn kümmern und für ihn da sind. Die ihn in ins Bett bringen und dafür sorgen das er etwas zu essen und zum Anziehen hat. Versteht ihr? Dieses Tauziehen bekommt Fem nicht und mir auch nicht. Ich habe Chira ja gefragt ob sie Fem haben will... ob sie die Mutterrolle übernehmen will. Doch dazu ist sie auch nicht bereit, außerdem müsste sie ihr Leben ganz schön ändern."
Und wieder blieb Eowen's Gegenüber recht ruhig. Er ließ sich Zeit, nahm einen Schluck Met und bot Kendric sogar einen Platz zum Sitzen an damit er in der Früh nicht soviel stehen musste. Danach wandte er sich wieder der Tempelgardistin zu, lächelnderweise.
"Ja, sie hat mit mir gesprochen. Andernfalls wäre es schwierig geworden herauszufinden, wo der Knabe steckt und wer sich um ihn kümmert. Das habe ich auch nie bestritten, Fräulein Eowen. Nur.. geschickt worden bin ich nicht. Es war mein eigener Wille, weswegen ich nun hier bin.
Mhmm, Krieg. Krieg ist etwas, das viele nicht verstehen. Ich persönlich denke, dass Ihr unbewusst die richtige Entscheidung getroffen habt. Ihr habt unbewusst den richtigen Ort ausgesucht, um dem Jungen wenigstens etwas Frieden zu geben. Denn wenn ich ehrlich bin, so gut steht es um den Frieden in Seldaria nicht. Und da Fürstenborn taktisch gesehen das erste Ziel wäre.. nun, wie gesagt; Ihr habt wohl unbewusst die richtige Entscheidung getroffen. Und in Fürstenborn sind immer noch die drei alten Gefährten Leo's unterwegs. Ich bezweifle, dass sie tatenlos rumsitzen werden, jetzt, wo Ihr Anführer und drei seiner Gefährten gestorben sind. Wenn Ihr wünscht, werde ich das Chira sicherlich gerne erklären."
An dieser Stelle machte der junge Mann wieder eine Pause und sah hoch zum Himmel. Es dauerte eine Weile ehe er wieder den Kopf senkte, ein Schluck Met trank und wieder anfing zu sprechen..
"Ein weiser und kluger Mann sagte mir einmal folgendes - 'Stolz und Ehre sind der Arroganz Schwert und Schild. Demut und Zurückhaltung des schwachen Geistes Wasser. Nachsicht, Toleranz und Verständnis des starken Charakters Nahrung. All jene Eigenschaften machen uns erst zu dem, was wir sind. Aber erst mit der Weisheit des Alters wissen wir, welche Eigenschaften wichtig sind und wir bewahren müssen, um ein guter Mensch zu sein'
Was ich Euch damit sagen möchte, ist, dass es leicht ist jemanden zu verurteilen. Jedoch ist es schwieriger über die Fehler des Anderen hinweg zu sehen und seine wahren Absichten zu bemerken. Und als Mutter, wenn auch nicht leibliche, solltet Ihr solch Stärke zu Tage legen damit der Bursche davon lernen kann. Chira ... Nun, sie mag selbst noch ein halbes Kind und schwierig sein.. aber meint Ihr nicht, dass sie dem Knaben nur ebenso Liebe und Geborgenheit geben möchte, wie Ihr und der Herr Kendric es wollt? Meint Ihr nicht, dass es dem Jungen nur gut tun würde?
Tauziehen.. mhmm. Der Knabe ist nicht etwas, was man weiterreicht, so jemand anderes zustimmt. Chira hat viel gelernt seit sie das erste Mal bei mir war wegen Fem. Aber nicht genug, um Mutter zu sein. Vielleicht ist es an der Zeit, dass jemand Ihr ein Beispiel gibt von dem sie lernen kann. Es ist gar nicht nötig ein Tauziehen zu veranstalten, denn ich glaube, dass, so Ihr Chira eingesteht, dass sie nicht nur als rare Besucherin an Fems' Leben teilhaben darf, sondern auch als eine Art Verwandte, Chira Euch als Mutter des Jungen akzeptieren wird."
Den letzten Satz endete er mit einem seiner milden Lächeln auf den Lippen. Die ganze Zeit über blieb er recht ruhig und freundlich. Er war ganz offensichtlich nicht auf Streit aus. Wieso auch? Er trank in aller Ruhe wieder von seinem Met ehe er fragend zu Eowen sah..
"Wann hat der Knabe denn Schulschluss?"
Schaut ihn verblüfft an.
"Habt ihr überhaupt gehört was ich sagte? Ist euch bewusst, das ich zwar noch ziemlich jung aussehe, doch vom Alter her älter als Kendric bin! Also, behandelt mich nicht wie ein unwissendes ungebildetes Weibsstück."
Macht eine kurze Pause und schüttelt dann den Kopf.
"Es war nicht unbewusst, das ich Hammerhütte gewählt habe. Es war 1. weil die Tempelgarde nun mal hier stationiert ist. 2. weil ein Teil der Bande noch frei herum läuft. 3. weil Fem mit Fürstenborn sicher keine guten Erinnerungen verbindet und zu guter Letzt, weil ich in der Stadt auf die Dauer krank werden würde!"
Wieder scheint sie kurz nachzudenken.
"Krieg... bei einem Krieg gibt es nur Verlierer! Ich weiß wovon ich rede, denn ich habe mein Leben lang gekämpft und in einem Kriegsgebiet gewohnt."
Streicht sich durchs Haar.
"Ich habe Chira bisher nicht verboten Fem zu besuchen. Im Gegenteil bisher habe ich sie so gar ermutigt. Doch sollte sie je vor Fem. Mich oder Kendric beleidigen oder vor anderen in meinem bei sein ihre verdrehte Wahrheit zum Besten geben. Dann wird sie mit den Konsequenzen leben müssen. Ich lasse mir das nicht länger gefallen. Es gibt im Moment viel wichtigeres als sich über Fems Wunsch Ritter zu werden den Kopf zu zerbrechen und sich das Maul darüber zu zerreißen. Ich hoffe, da stimmt ihr mir zu und rückt dahin gehend mal eurer kleinen Freundin den Kopf zu recht, denn meine Worte drangen wohl nicht zu ihr durch, wenn sie noch immer mit dieser Ansicht herum läuft und sie wohl auch noch verbreitet."
Kendric seufzt und wendet sich auch an Atheron
Davon abgesehen, dass ich Eowen völlig Recht gebe, dass wir keinerlei unbewusste Entscheidungen treffen, hatten wir es Fem völlig frei gestellt, sich von uns aufnehmen zu lassen und er hatte noch ein langes Gespräch mit Pater Tonan, in dem dieser den Jungen wohl nochmals diesbezüglich genau befragte.
Was mich angeht, kann Frau Saren den Jungen gerne besuchen, sofern sie davon abkommt, zu glauben, wir würden das Kind verweichlichen oder wahlweise, da scheint sie sich ja nicht sicher, irgendwo an die Front schicken. Ich mag zwar nicht der erfahrene Vater sein, genauer gesagt kenne ich mich nur in der Ausbildung junger Leute zum Kriegshandwerk aus, wobei sie sich auch um Ställe, Küche und so weiter kümmern müssen, nunja ich schweife ab... jedenfalls verweichliche ich bestimmt niemanden, sondern versuche nur mein Bestes.
Das Kind hat es hier sicher besser, als am Hafen bei einem Haufen Söldner, die sich den ganzen Tag nur Beleidigungen an den Kopf werfen. Nichtsdestotrotz kann sie Fem gerne besuchen...
Mir fehlt die Geduld und vor allem die Zeit, mich auch noch um diesen Streit zu kümmern, denn, wie Ihr ja richtig bemerktet, es liegt ein Krieg in der Luft, so oder so.
Mir ist zwar nicht klar, wieso Ihr Euch extra herbemüht, nur um mit dem Knaben zu reden, aber macht nur, so er denn will.
Danach können wir uns ja vielleicht wieder wichtigeren Dingen widmen.
Damit steht er erstmal wieder auf und holt sich bei Hennes den Standardeintopf für Wachen.
Wie läuft die Arbeit in Fürstenborn? Meree scheint sich ja gleich wieder in Doppelschichten eingetragen zu haben, ich fürchte diesen übertriebenen Eifer wird sie wohl nicht mehr ablegen...
Und laufen die Torkontrollen und dieses Waffengesetz gut?
Nun war es an Atheron leicht die Augenbraue zu heben und Eowen etwas genauer ins Auge zu fassen. Nicht, weil er nicht schon vorher gesehen hatte, dass sie keineswegs Mensch war, sondern eher ob ihrer Worte. Kaum, dass sie und Kendric geendet hatten, fing er wieder anzusprechen - seine Stimme war immer noch ruhig und freundlich. Noch.
"Es tut mir leid, wenn ich Euch mit meinen Worten beleidigt habe, Fräulein Eowen. Das hatte ich keineswegs vor. Mir ist bewusst, dass Ihr älter seid als der Herr Kendric - ich sehe es. Doch vermögen meine Ohren keineswegs Euer Alter aus Euren Worten heraus zuhören. Und das ist etwas, was ich als bedauerlich empfinde.
Das Ihr und Herr Kendric diese Entscheidung bewusst getroffen habt, spricht für Euch. Jedoch spricht es keineswegs für Euch, dass es wichtigere Dinge gibt, als die Träume und Wünsche des Jungen. Ihr habt Euch dem Jungen angenommen. Also lebt mit den Konsequenzen, dass sich andere um seine Träume und Wünsche sorgen, denn das solltet Ihr auch tun. Ihr seid nun in gewisser Hinsicht seine Mutter. Das hat wenig mit verdrehten Wahrheiten zu tun, denn - und lasst mich dies mit Nachdruck hier deutlich machen - eine Meinung ist keineswegs eine verdrehte Wahrheit. Eine Meinung ist ein persönlicher Eindruck und immer wahr. Dass der Eindruck vielleicht falsch war, liegt keineswegs an der Person, die die Meinung, welche in Euren Augen nicht zutrifft, bildet. So, wie ich anderen - unter anderen also auch Euch - eine Meinung zu dem Thema - und nicht nur dazu - zugestehe, so solltet Ihr auf gleichem Wege das ebenso tun. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, Fräulein Eowen."
Und kaum, dass er geendet hatte, wandte er sich auch Kendric zu - wohl um ihn seine Fragen zu beantworten.
"Zum einen, Herr, interessiert mich, was aus dem Jungen wird. Und zum anderen, so muss ich wohl zu meiner Schande gestehen, will ich mein Gewissen beruhigen. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Was die Arbeit in der Stadt angeht - nun, der Korporal ist sehr bemüht seine Arbeit bestmöglich zu erledigen und wenn sie das weiterhin macht, so wird es nicht mehr lange beim Korporal bleiben. Aber das habt Ihr nicht von mir..", er schmunzelte und zwinkerte Kendric leicht zu. "Die Kontrollen bei den Schiffen und am Tor haben einiges ertragreiches zu Tage gefördert. Ich denke, dass kann man durchaus ein Erfolg nennen, ja. Und das Waffengesetz.. nun, seit es in Kraft gesetzt wurde, gab es kaum mehr wirkliche Übergriffe oder gar schlimmeres. Aber das kann auch daran liegen, dass die Bevölkerung durch das Erwachen Dunkelbrunns gelähmt wurde. Ich weiß es nicht."
Sie sah Atheron überrascht an.
"Ihr könnt gut mit Worten umgehen. Doch denke ich, das ihr mich nicht andeutungsweise kennt. Nein, im Gegenteil. Ich glaube, das ihr mich für eingebildet und arrogant haltet. Wo auch immer diese Ansicht herkommen mag, denn bis auf diese wenigen Worte hier und da. Habt ihr mit mir doch noch nie viel zu tun gehabt. Leider hat eure gute Freundin Chira vergessen, das meine Sinne auch sehr gut geschult sind und ich meist leise Gesprochenes in meiner Umgebung schon höre. Sie selbst sagte nämlich das ihr dieser Meinung seid. Nun," sie zuckt mit den Schultern ",ich kann es nur noch einmal wiederholen. Ich werde für den Jungen sorgen und wir, Kendric und ich werden ihm ein Zuhause geben. Ich weiß, das Kinderwünsche sich noch oft ändern. Doch bin ich froh das er sie überhaupt ein Ziel gesetzt hat, nach allem was mit ihm passiert ist. Auch wenn er noch immer nicht spricht. Doch wer weiß, vielleicht überwindet er eines Tages diesen Schock. Denn er ist körperlich völlig gesund und ein ganz normaler Junge. Der zum Glück mit viel Freude und Liebe in diese Gemeinschaft ihr aufgenommen wurde."
Sie macht eine kurze Pause, ihre Augen leuchteten als sie von Fem sprach und ihre Stimme ist sanft, freundlich und wie immer gewohnt leise.
"Herr Schattenfell, ich bitte euch um etwas... seht euch den Jungen an. Sprecht mit ihm, so lange ihr wollt und geht zu Chira und berichtet ihr, was ihr gesehen habt." sie deutet auf die Pläne, "wir sind dabei ein Haus zu bauen für uns und den Jungen. Ich weiß nicht wie ich euch und Chira davon überzeugen kann. Das ich nicht "das Böse" bin, für das ich hier hingestellt werde und ich werde mich auf keinen Fall mit ihr schlagen, egal wie sehr sie mich versucht zu reizen. Das ist nämlich ihr Weg Problem zu lösen, doch nicht der meine!"
Nach dem sie geendet hatte, sammelte sie die Papiere zusammen und steckte sie ein. Ihre Augen haben etwas trauriges an sich und das Leuchten war verschwunden.
Als sie dann wieder zusprechen beginnt hört man das sie wirklich traurig ist:"Sagt ihr, das sie aufhören soll mich und Kendric schlecht zu machen und aufhören soll mit dem Theater. Sie war doch eine Freundin? Und Freunde tun so etwas nicht! Sie kann herkommen und Fem besuchen so lange sein Tagesablauf darunter nicht leidet. Und was Fem betrifft, er müsste gleich hier sein."
Zu Kendric gewannt sagte sie:"Da du Wache hastm werde ich noch mal in den Wald gehen und meine Runde drehen. Ich bin zum Tee zurück." mit diesen Worten stand sie auf.
"Ebene Wege... Namaarie!" wohl war das Thema für sie hiermit beendet und sie verschwand noch bevor einer der anderen beiden etwas sagen konnte, doch wer ihr nachsah, wird sehen das sie sich kurz über die Augen wischte, offensichtlich belastete sie diese ganze Sache mehr, als sie zeigte.
Der junge Gardist lauschte Eowen's Worten und sah ihr auch nach, als sie dann verschwand. Mit einem recht schweren Seufzen wandte er sich wieder seinem Met zu, welches noch vor ihm stand und wartete auf Fem, der ja - hoffentlich - bald aus der Schule kommen sollte.
Nun welche Zeit auch immer, irgendwann wäre die Schule sicher aus... und Fem würde natürlich mit den paar Freunden die er wirklich sammeln konnte etwas unternehmen. Würde man ihn Atheron vorenthalten? Oder zu ihm führen?
Wenn Fem aus dem Gemeinschaftshaus kommt, wo die Schule mit integriert ist. Dann sollte er sicher Kendric sehen der bei Hennes sitzt und natürlich auch Atheron, der bei ihm sitzt. Würde Kendric nach Fem rufen? Oder würde Fem zu ihm laufen?
Hallo Fem, ich hoffe Du hattest einen netten Schultag. Der Herr Schattenfell will dich besuchen und mit dir reden.
und deutete auf den Gardisten.
Daraufhin kommt Fem auch herbei gelaufen und winkt erst einmal zu Atheron. Offenbar scheint er guter Dinge zu sein, die Miene wirkt Glücklich, die Kleidung ordentlich und der Körper scheint nicht mehr ganz so schmächtig. Neugierig mustert er Atheron während seine Hände nach einer Feder, Papier und Tinte greifen.
Mit einem leichten Lächeln musterte Atheron den kleinen Jungen und nickte dann leicht. Es schien wirklich so, als habe er nur sein Gewissen beruhigen wollen, denn er wirkte irgendwie erleichtert.
"Hallo Fem.. ich bezweifle, dass du mich noch kennst. Ich wollte nur einmal nach dir sehen, ob es dir gut geht.. aber wie ich sehe, hast du bereits Freunde gefunden und gehst zur Schule. Das freut mich."