Ein seltsames Gefühl bemächtigt sich meiner, wenn ich all die Geschehnisse des heutigen Tages noch einmal im Geiste durchgehe. Ich sitze hier in der Kälte, gehüllt in einen alten, löchrigen Pelzmantel, der noch in meiner Unterkunft in einer Kommode zu finden war, und blicke über das stille Dorf, welches Firun mit seinen Gaben segnet. Der Schnee fällt langsam und ich friere nicht. Ob dies an dem heißen Bad liegt, oder an den anderen Dingen, die mir heute wiederfahren sind, weiß ich nicht zu beantworten.
Wir waren heute auf der Jagd nach der Dämonin, zumindest suchten wir ihr Versteck, weil Frau La'Faeras Freundin suchten, welche von der Wesenheit der Niederhöllen entführt, und wie wir später erfahren durften, auch gequält worden war. Durch jenes Unglück, dass mir der Herr Phex aufgrund irgendeiner vergangenen wie von mir vergessenen Sünde zuteil werden lässt fiel ich vom Höhleneingang, gerade als der Waldläufer mir die Hand zur Hilfe ausstreckte.
Nun, er mag wohl einen harten Kerl spielen, am Ende kann ich mir aber denken wer bei ihm zuhause die Hosen an hat. Das Gute hat ihn nicht vollends verlassen, auch wenn er die meisten Fremden und die Welt ansich für das, was ihm wohl in der Vergangenheit angetan wurde, verabscheut.
Ich fiel und lockte einen scheußlichen Dämon in Gestalt einer Spinne hervor. Nachdem dieses Wesen niedergestreckt wurde und natürlich samt aller heraustretenden, schleimigen Innereien auf mich fiel, glitt ich fast erneut in Borons Arme, da das Wesen mit all seiner Widerlichkeit meine Lungen füllte und ich am Schleim fast erstickte.
Seltsam, aber ich konnte die boshafte Anwesenheit der dämonischen Spinne bereits vorher spüren, aber scheinbar die anderen nicht? Ich dachte aber zunächst, dass es wieder einmal Frau Fhirnriveiens unsittliche Blicke auf mein Hinterteil gewesen wären, die mir einen Schauer über den Rücken jagten.
Schlussendlich vermochten wir dann in die Höhle einzudringen und fanden vielerlei seltsame, befremdliche, ja auch schreckliche Dinge vor. Neben einem zu Tode gefolterten Mann in Ketten auch Frau La'Faeras Freundin, die zum Glück noch von Tsas Hauch erfüllt war und von Frau La'Faera umgehend geheilt und in Sicherheit gebracht wurde. Ich trug den Toten mit mir, fest im Glauben, dass er zumindest ein anständiges Begräbnis verdient habe, und brachte es nicht über mein Herz Frau Fhirnriveien meine Vermutung mitzuteilen, dass der Mann wohl fürchterlich zu leiden hatte, womöglich auch einsam starb. Ich erwähne bewusst nicht Borons sanfte Arme, denn ich vermute, dass diese arme Seele von ihrem dämonischen Foltermeister in die Niederhöllen getrieben wurde. Ein schreckliches Schicksal, weshalb ich jenen Ort noch mit dem Zeichen des Götterfürsten versah, in der Hoffnung, dass Praios seinen strafenden Blick auf die Kreatur richte so sie das nächste mal ihre Behausung aufsucht.
Den Toten brachten Frau Fhirnriveien und ich nach Hammerhütte, ein belebtes Dorf am anderen Ende des Fürstentums, das ich noch nicht kannte. Er ist nun in fähigeren Händen, ein Priester kümmert sich um die sterbliche Hülle des Mannes.
Nach einem Bad und einem Gespräch mit Frau Fhirnriveien sitze ich nun hier, meiner Sachen beraubt, inklusive meiner einzigen Waffe, die nun unbrauchbar ist. Vielleicht soll ich nicht mehr mit Waffen kämpfen?
Kalt ist es, der Winter scheint nun auch in diesen Landen Einzug zu feiern, und doch sehe ich nicht Firuns Kälte, sondern viel mehr Ifirns Milde und Güte, blicke zu ihrem Stern hinauf und kann keinen Schmerz mehr entdecken, wenn ich nach innen sehe.
Ich bin heute fast erneut gestorben, nichts konnte mich je auf das vorbereiten, nicht einmal die düsteren und absonderlichen Rituale der Feenritter und ich bezweifle, wenn alles so gekommen wäre wie mein Vater es vorgesehen hatte, dass ich selbst als einer von ihnen für diese Erfahrung gewappnet gewesen wäre.
Licht war das, was ich sah, und eine liebliche Stimme das, was ich hörte. Ich kann mich nicht mehr an ihre Worte erinnern, denn wie das Licht nun ein schwacher Abglanz scheint, sind auch die Worte der schönen Stimme nur noch eine trübe Erinnerung. Eine weibliche Stimme. Eine Alveraniarsstimme? Ich muss sie wohl geliebt haben, diese Stimme, denn das ist es, was ich, gleichfalls als schwächliche Erinnerung, noch immer tue.
Dann brachte die Stimme mich zurück ins Leben.
Als ich zu mir kam, den Hals voll mit den schleimigen Innereien der Spinne, sah ich Frau Fhirnriveien, die mit heftiger Brutalität auf mich einschlug, wohl in der naiven Annahme gefangen, Gewalt würde in solch einer Situation irgendwie helfen. Ich denke sie hat sich dabei fast die Hand gebrochen. Sie ist keine Naturgewalt, außer sie verfällt in Obszönitäten und hat ein Bier zur Hand. Seltsam, aber doch recht nett erscheint mir diese Halbelfe nun, nachdem ich mich von meinen Vorurteilen weitestgehend befreien konnte.
Bedanken werde ich mich wohl trotzdem, immerhin denkt sie, dass sie mir das Leben gerettet hat (auch wenn sie am Ende nicht einmal die Kraft hatte, mir beim ausziehen meines Stiefels zu helfen). Sie sollte nicht wissen, dass es die Stimme war.
Vielleicht ist es das, was mir die Furcht vor dem Morgen nimmt, denn mein Geist ist frei von ihr. Ich weiß nun, dass mich irgendetwas, allem Unglück, allen schockierenden Monstern und boshafter Magie zum Trotz, dort draußen liebt.
Ich werde mich noch zum Gebet zurückziehen, doch für den Moment, nur für diesen einen winzigen Moment lehne ich mich zurück und erfreue mich an der Schönheit, mit der Ifirn die Hand ihres Vaters lenkt, mit der sie alle Boshaftigkeit für diesen kleinen Moment vergessen macht, einfach unter einer sanften Decke aus Schnee begräbt. Ich werde die Pfeife zuende rauchen, die mir ein vorbeiziehender Zwerg, wohl aus Mitleid, überließ und die Schönheit und Stille der Welt erblicken, wie ich es seit langer, langer Zeit nicht tat. Es kommt eine Zeit um zu trauern, sich zu fürchten oder zu sorgen. Aber diese Zeit ist nicht jetzt, nicht bei mir.
In Ifirns und der Zwölfe Gnaden,
Finnwaen Rothair
Notiz: Ein Auge muss ich wohl auf Frau Silberärmel haben, sie deutete vor unserem Aufbruch diverse beunruhigende Dinge an. Aber nicht jetzt, nicht heute. Denn ich denke, dass Praios sie mit seinem bereits betrachtet.
Wir waren heute auf der Jagd nach der Dämonin, zumindest suchten wir ihr Versteck, weil Frau La'Faeras Freundin suchten, welche von der Wesenheit der Niederhöllen entführt, und wie wir später erfahren durften, auch gequält worden war. Durch jenes Unglück, dass mir der Herr Phex aufgrund irgendeiner vergangenen wie von mir vergessenen Sünde zuteil werden lässt fiel ich vom Höhleneingang, gerade als der Waldläufer mir die Hand zur Hilfe ausstreckte.
Nun, er mag wohl einen harten Kerl spielen, am Ende kann ich mir aber denken wer bei ihm zuhause die Hosen an hat. Das Gute hat ihn nicht vollends verlassen, auch wenn er die meisten Fremden und die Welt ansich für das, was ihm wohl in der Vergangenheit angetan wurde, verabscheut.
Ich fiel und lockte einen scheußlichen Dämon in Gestalt einer Spinne hervor. Nachdem dieses Wesen niedergestreckt wurde und natürlich samt aller heraustretenden, schleimigen Innereien auf mich fiel, glitt ich fast erneut in Borons Arme, da das Wesen mit all seiner Widerlichkeit meine Lungen füllte und ich am Schleim fast erstickte.
Seltsam, aber ich konnte die boshafte Anwesenheit der dämonischen Spinne bereits vorher spüren, aber scheinbar die anderen nicht? Ich dachte aber zunächst, dass es wieder einmal Frau Fhirnriveiens unsittliche Blicke auf mein Hinterteil gewesen wären, die mir einen Schauer über den Rücken jagten.
Schlussendlich vermochten wir dann in die Höhle einzudringen und fanden vielerlei seltsame, befremdliche, ja auch schreckliche Dinge vor. Neben einem zu Tode gefolterten Mann in Ketten auch Frau La'Faeras Freundin, die zum Glück noch von Tsas Hauch erfüllt war und von Frau La'Faera umgehend geheilt und in Sicherheit gebracht wurde. Ich trug den Toten mit mir, fest im Glauben, dass er zumindest ein anständiges Begräbnis verdient habe, und brachte es nicht über mein Herz Frau Fhirnriveien meine Vermutung mitzuteilen, dass der Mann wohl fürchterlich zu leiden hatte, womöglich auch einsam starb. Ich erwähne bewusst nicht Borons sanfte Arme, denn ich vermute, dass diese arme Seele von ihrem dämonischen Foltermeister in die Niederhöllen getrieben wurde. Ein schreckliches Schicksal, weshalb ich jenen Ort noch mit dem Zeichen des Götterfürsten versah, in der Hoffnung, dass Praios seinen strafenden Blick auf die Kreatur richte so sie das nächste mal ihre Behausung aufsucht.
Den Toten brachten Frau Fhirnriveien und ich nach Hammerhütte, ein belebtes Dorf am anderen Ende des Fürstentums, das ich noch nicht kannte. Er ist nun in fähigeren Händen, ein Priester kümmert sich um die sterbliche Hülle des Mannes.
Nach einem Bad und einem Gespräch mit Frau Fhirnriveien sitze ich nun hier, meiner Sachen beraubt, inklusive meiner einzigen Waffe, die nun unbrauchbar ist. Vielleicht soll ich nicht mehr mit Waffen kämpfen?
Kalt ist es, der Winter scheint nun auch in diesen Landen Einzug zu feiern, und doch sehe ich nicht Firuns Kälte, sondern viel mehr Ifirns Milde und Güte, blicke zu ihrem Stern hinauf und kann keinen Schmerz mehr entdecken, wenn ich nach innen sehe.
Ich bin heute fast erneut gestorben, nichts konnte mich je auf das vorbereiten, nicht einmal die düsteren und absonderlichen Rituale der Feenritter und ich bezweifle, wenn alles so gekommen wäre wie mein Vater es vorgesehen hatte, dass ich selbst als einer von ihnen für diese Erfahrung gewappnet gewesen wäre.
Licht war das, was ich sah, und eine liebliche Stimme das, was ich hörte. Ich kann mich nicht mehr an ihre Worte erinnern, denn wie das Licht nun ein schwacher Abglanz scheint, sind auch die Worte der schönen Stimme nur noch eine trübe Erinnerung. Eine weibliche Stimme. Eine Alveraniarsstimme? Ich muss sie wohl geliebt haben, diese Stimme, denn das ist es, was ich, gleichfalls als schwächliche Erinnerung, noch immer tue.
Dann brachte die Stimme mich zurück ins Leben.
Als ich zu mir kam, den Hals voll mit den schleimigen Innereien der Spinne, sah ich Frau Fhirnriveien, die mit heftiger Brutalität auf mich einschlug, wohl in der naiven Annahme gefangen, Gewalt würde in solch einer Situation irgendwie helfen. Ich denke sie hat sich dabei fast die Hand gebrochen. Sie ist keine Naturgewalt, außer sie verfällt in Obszönitäten und hat ein Bier zur Hand. Seltsam, aber doch recht nett erscheint mir diese Halbelfe nun, nachdem ich mich von meinen Vorurteilen weitestgehend befreien konnte.
Bedanken werde ich mich wohl trotzdem, immerhin denkt sie, dass sie mir das Leben gerettet hat (auch wenn sie am Ende nicht einmal die Kraft hatte, mir beim ausziehen meines Stiefels zu helfen). Sie sollte nicht wissen, dass es die Stimme war.
Vielleicht ist es das, was mir die Furcht vor dem Morgen nimmt, denn mein Geist ist frei von ihr. Ich weiß nun, dass mich irgendetwas, allem Unglück, allen schockierenden Monstern und boshafter Magie zum Trotz, dort draußen liebt.
Ich werde mich noch zum Gebet zurückziehen, doch für den Moment, nur für diesen einen winzigen Moment lehne ich mich zurück und erfreue mich an der Schönheit, mit der Ifirn die Hand ihres Vaters lenkt, mit der sie alle Boshaftigkeit für diesen kleinen Moment vergessen macht, einfach unter einer sanften Decke aus Schnee begräbt. Ich werde die Pfeife zuende rauchen, die mir ein vorbeiziehender Zwerg, wohl aus Mitleid, überließ und die Schönheit und Stille der Welt erblicken, wie ich es seit langer, langer Zeit nicht tat. Es kommt eine Zeit um zu trauern, sich zu fürchten oder zu sorgen. Aber diese Zeit ist nicht jetzt, nicht bei mir.
In Ifirns und der Zwölfe Gnaden,
Finnwaen Rothair
Notiz: Ein Auge muss ich wohl auf Frau Silberärmel haben, sie deutete vor unserem Aufbruch diverse beunruhigende Dinge an. Aber nicht jetzt, nicht heute. Denn ich denke, dass Praios sie mit seinem bereits betrachtet.