[Timor] Pfad der Vergangenheit

Started by Timor, 12. September 2008, 13:49:45

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Timor

Wochen schon verbrachte Timor in dem Gefängnis von Fürstenborn, jede von ihnen schienen ihm so langsam wie ein Jahr an ihm vorbei zu ziehen. Was teilweise daran lag, dass er sich Zwang nicht zu schlafen. Seit Stunden saß er reglos an der Wand gelehnt da und starrte die Wand ihm gegenüber an. Das schlichte Mahl, welches für ihn nicht zu identifizieren war, wurde nicht angerührt. Er legt den Kopf in den Nacken, wo er leicht gegen die Wand stieß, und sah zur Decke. Die Hoffnung, an ihr etwas neues oder ungewöhnliches zu entdecken, verblasste eben so schnell wie sie in Erscheinung trat. Vom Gang her glaubte er Stimmen zu hören, dies stellte sich als ein Trugbild seiner von Erschöpfung erregten Phantasie heraus. Das grollende Geräusch seines Bauches kündete ihn seinen Hunger, den er vor Müdigkeit nicht mehr spürte, an. Träge wurde der Blick auf die Nahrung gesenkt. Was auch immer es war, es verschwand in seinem Rachen. Den Geschmack nahm er nur am Rande war, so das ihm das zu sich nehmen der Nahrung auch keine Erleuchtung spendete. Die tönere Schale wurde bar jedenen Inhaltes von Timor weggeschoben. Auch wenn sein Hunger noch keine befriedigung fand, entschloss er sich weiter die Decke an zu starren. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er an etwas. Vom Gedanken beflügelt und neu belebt, griff er hastig nach seinem Stiefel, zog ihn sich vom Fuß, nestelte an der Sohle herum. Das Ergebnis seiner Belebung war ein in Leder eingeschlagener Gegenstand, den er einst in seinem Stiefel versteckt hatte um ihn vor Diebstahl zu bewahren. Der Ledereinbund verschwand schnell und zeigte nun eine feingearbeitete Fibel in Form eines Mantikors. Das Metall woraus dieser gefertigt war wurde geschwärtzt, die dargestellt Haltung des Mantikors wird wirkt aggresiv. Auf der Rückseite steht in großen Lettern, Hauptmann-Geweyhter.

Timor

#1
Timor fuhr die Kanten der Fibel entlang. Sein Gesicht zierte ein gezwungenes mattes Lächeln. Die Faust ballte sich um die Gewandnadel. Die Augen richteten sich zur Tür, wieder auf die Faust, gefolgt von einem Blick zur Decke. Er schloss sie. In seinem Kopf schossen etliche Szenen seines Lebens vorbei.
Sein lächeln verschwand als er sich an die befehlsgewohnte Stimme besann. „Hole er den Burschen.“ Langsam formte sich die Bühne seiner Erinnerung. Es war der 15. Praios 322 Bosperans Fall, Ein Junge mit kurzem blonden Haaren dieser saß auf einem Schemel und blickte durch eine Fensteröffnung eines einfachen schlicht eingerichteten Bauernhaus. Der Junge wandte sich zur Tür um als diese von einem jugendlichen Burschen, mit schwarzen Pagenschnitt der ein weißes Ornat, worauf eine Sonne gestickt wurde, trug, ausgefüllt wurde und einen langen Schatten in das Zimmer warf. Das Gesicht des Novizen des Praioskultes war von Mitleid erfüllt. Die gezielten weiten Schritte des Novizen kamen vor dem Jungen zum stehen. Die Rechte wurde auf die Schulter des Knaben gelegt. „Komm,“ sagte der Jugendliche zögerlich. Der Bursche nickte nur knapp, erhob sich und folgt ihm nach draußen auf die staubige Straße die sich durch die Ortschaft zog. Auf dem Dorfplatz wo der Knabe hingeführt wurde hatte sich die gesamte Bevölkerung versammelt. Aus der Menschenmasse einige Diener des Praios heraus, sowie der Scheiterhaufen im Zentrum. Der Novize führte den Jungen zu einer abseits stehenden Frau im Praiosornat, die mit wachsamen Augen das treiben beobachtete. Sie nickte dem Novizen zu, als dieser die Beendigung seines Auftrages ankündigte. Die Geweihte, die durch einige Goldkugeln die an ihrem Gürtel als solche zu erkennen war, trat auf die Menge zu. Die Dörfler wichen vor ihr ehrfürchtig zurück, um ihr einen Gang ins Zentrum ohne Komplikationen zu ermöglichen. Der Novize und der Knabe folgten ihr. Vor dem Scheiterhaufen standen drei Männer, zwei von ihnen mit Praiosornat, einer von ihnen hielt ein stark verziertes Buch in den Händen. Der geschundene Dritte trug ein Leinenhemd, das etwas von dem Blut aufsog das aus den Wunden vom Rücken floss. Die Priesterin ging gelassen auf den Geschunden zu.
„Er, Khadan Urbasi, hat seine häretischen Vergehen gestanden und wird nun durch das Feuer geläutert. Hat er noch letzte Worte?“ Der Mann der bedrückt den Kopf hängen ließ, schüttelte nur leicht den Kopf. Die Geweihte wändet sich ihre Untergebenen zu. „Läutert den Ketzer,“ sie schritt auf den Novizen zu. „Passe er auf das sein Sohn, zu sieht und lernt.“
„Jawohl, Hochwürden,“ bestätigten alle Drei zeitgleich.

Timor schüttelte den Kopf und fand sich in der Zelle wieder. Er blickte auf die Fibel in seiner wieder geöffneten Hand. Sie war leicht verbogen, da er druck wohl unbewusst erhöht hatte.

Timor

#2
Die nächsten Stunden verbrachte Timor seine Gedanken zuordnen dabei starrt er auf die geschlossene Zellentür. Sein Kopf brauchte etwas ruhe, die er ihm nicht gönnen wollte. Die Mantikorfibel landete klirrend am Boden, als er seinen schweren Kopf langsam auf seinen kalten Hände stützte. Seine Augen halb geschlossen blickten auf die Fibel. Die Augen wurden geschlossen. Etliche Lebenserfahrungen schossen an seinem geistigen Auge vorbei. Keine der Erinnerungen konnte gefangen und gehalten werden. Unter dem schweren ewigen Bomberdemo seiner Gedanken öffnete er die Augen. Der Blick noch immer auf dem Mantikor liegend. Seine Müdigkeit machte ihm glauben, dass er sich bewegte. Er fuhr sich über die Augen um ihnen den Schabernack auszutreiben.
Die Erschöpfung aus seinen Augen genommen, war die Mantikorfibel verschwunden. Der Boden auf dem er lag war nicht mehr Boden der Zelle sondern eine vom Regen auf geweichte Straße. Ein neuer Vorhang hob sich für seine geistige Bühne. Er fand sich in einer engen Straße des Armenviertels Al’Anfas. Hölzerne windschiefe Bruchbuden erhoben sich links und rechts des Straßenzuges. Die Bürger des Viertels drängten sich auf dem schlammigen Pfad, der unter den vielen Schritten schmatzende Geräusche von sich gab. Die Armen trugen kaum mehr als etwas das man als Lumpen bezeichnen konnte. Die Füße waren meist ungeschützt, selten trug jemand Sandalen, und noch viel seltener festes Schuhwerk. In den meisten Augen konnte man keinen Glanz oder gar Hoffnung sehen. Monoton gingen sie ihrem Tagwerk nach um sich mindestens Essen leisten können. Krankheit, Hunger und Hoffnungslosigkeit waren hier allgegenwärtig. Kein Licht vermochte den Schatten der an diesem Ort herrschte vertreiben. Niemand scherte sich um die Armen. Die Göttin des Herdfeuers war diesem Ort ferner als an jedem anderen auf Aventurien im Jahr 323 Bosperans Fall.

Timor

Nachdenklich senkte Timor den Blick. Er erinnerte sich daran warum er einige Jahre dort verbrachte. Es befand sich zum 7. Perainne 322 BF, acht Monde nach der Verbrennung seines Vaters, dass seine Mutter bei einem Kutschenunfall starb. Der Kutscher verlor damals die Kontrolle über die Pferde, die wie vom Namenlosen gejagt durch die Ortschaft preschten. Die vier Pferde kamen erst nachdem sie die schockierte Frau überrannt hatten. Dem Adelige, der nach dem erreichen des Stillstand aus dem Gefährt sprang um seinen Fahrzeuglenker wütend an zu schreien, wurde von einem kleinen blonden Jungen mit Hilfe eines Holzbalkens die Nase gebrochen. Der Adelige taumelte zurück, sah den Jungen mit einer Mischung aus Wut und Überraschung an. In Beiden leuchtete gleichzeitig die Erkenntnis des Geschehens auf. Während der Adelige sich an seine nun unförmige Nase fasste, rannte der Junge davon. Aus Angst vor seinem Schicksal, floh er in die nahe Hafenstadt Kuslik, eine der ältesten Städte die von Güldenländern errichtet wurde. Dort schlich er sich auf ein Schiff, wobei er hoffte das es nach Norden segeln sollte. Er täuschte sich.
Das Schiff erreichte im späten Rahja Al'Anfa. Timor wollte ursprünglich nur die fünf Tage des Namenlosen in der Stadt verbringen. Da er sich nicht durch die fremde des Dschungels alleine schlagen wollte, blieb er in der Stadt. Hungrig und Müde zog er durch die Straßen. Langsam erreichte die jämmerlichen Hütten am Rande der Stadt. Einige andere Straßen-kinder, die sich die Straßendrachen nannten, und einen Alten, der wohl einst ein Krieger war, nahmen ihn in einer der Hütten auf. Der Alte, Huan war sein Name, errichtete die Hütte vor zwölf Götterläufen. Die Kleidung die er trug, auch wen sie alt war, zeugte von seinem ehemaligen Reichtum. Huan war sehr schweigsam, deshalb würde Timor nie viel von ihm erfahren.

Timor

Die Alpträume die Timor seit zwei Götterläufen plagten waren in letzter Zeit wieder verstärkt und grauenhafter als zuvor aufgetreten. Aus diesem Grunde schrak er aus seinem leichten Schlaf auf. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und zog die Knie an sich heran. Die Ellbogen ruhten auf den Knien, Seine Hände stützten sein Haupt. Schaudernd besann er sich erneut an den Traum.
Der Dschungel durch den er etwas hetzte war anstelle von grün blutrot. Die Bäume und Büsche kreischten vor Angst in einem ohrenbetäubendem Lärm. Seine Beute, ein Mensch in einer weißen Rüstung, auf dessen ebenso weißen Mantel ein blauer Mantikor zu erkennen war, floh in schierer Panik vor ihm. Neben ihm huschten groteske Gestalten durch den Urwald, welche die selbe Beute hatten. Die auf den Hinterbeinen gehenden Wesen erinnerten an Löwen deren Klauen schärfer waren als jede Klinge. Nach einer kurzen Hast war der Mann eingekreist. Todesmutig hob er sein Schwert Timor entgegen. Der Kampf war ein kurz und hart. Der Mann lag schwer atmend am Boden. Mit seiner Hand, die nicht mehr an eine Menschliche erinnerte, durchdrang  er die Brustplatte des Mannes, riss sein Herz heraus und fauchte wild. Die Wesen, in deren Augen schierer Hass brannte, sprangen auf den noch röchelnden Mann und zerfetzten ihn.
Ungerührt hob Timor den Blick gegen die Decke. ,,Dendaran," in einem traurigen bittenden Ton. ,,vergib mir."

Timor

#5
Erschöpft warf sich Timor auf seine Schlafstätte. Schnaufend lehnte er sich gegen die Wand. Sein linker Unterarm wischt den Schweiß von seiner Stirn. Die Wunden, welche ihm von Dorn von Donnerfurt bei seiner Festnahme geschlagen wurden, waren noch nicht zur Gänze verheilt, dies konnte ihn jedoch von seinem Training nicht abhalten. Einer der Verbände, welcher um seinen Körper geschlungen war, färbte sich in der Farbe seines Lebenssaftes. Mit grimmen Blick beobachtete er wie es langsam unbeschreibbare Muster bildete.
Doch die ganze Kraft, die er in seinen Übungen einbrachte, war umsonst verschwendet den
er konnte nicht das erreichen was er sich damit erhofft hatte, den Traum verdrängen. Noch immer waren die unheilvollen Bilder des Traumes in seinen Kopf eingebrannt. Das gesunde Auge blickte nachdenklich zur Decke. Langsam legte sich sein Kopf in den Nacken.

Dendaran und Timor, welche von den Straßendrachen als „Phexlinge“ bezeichnet wurden, verstanden sich schnell, ihre ähnliche Denkweise war dabei wohl ausschlaggebend. Der Name Phexlinge kommt zum einen daher das beide im Phex geboren sind und zum anderen, scheint der Gott des Glücks sie zu begünstigen. Die beiden haben zusammen viel Erlebt und vor allem Überlebt. So bald der eine nicht weiter konnte, war der andere zur stelle um ihm auszuhelfen und das bei allen Lebenslagen. Dies machte sie zu Freunden.

Der schlammige Untergrund schmatzte unter ihren schnellen Schritten ihrer schuhlosen Füße. Aufmerksam eilten Dendaran, Amira und Timor, alle drei in dunkler abgerissener Kleidung, durch die Straßen Al’Anfa’s in den frühen Abendstunden. Die Stadt sowie der Dschungel der sie umgab schienen nie zu schlafen, ständig waren Geräusche zu hören. Ihr Ziel lag im Hafen, folglich begaben sie sich nach Osten. Umso näher sie dem Hafen kamen umso lauter wurde es. Stadtwächter bewachten mit Spießen und Fackeln die Straßen, diesen gingen sie so gut wie möglich aus dem Weg. Auf verschlungenen Wegen erreichten sie das Hafenbecken, in dem vier Dromone und zwei Biremen lagen.
Aber die Schiffe waren für die drei von wenig Bedeutung, so blieben diese außer acht. Dendaran sah sich um, aus den Hafentavernen quoll das gedämpfte grölen der gutgelaunten Seemänner, aber der Hafen war fast Menschenleer. Dendaran lächelte und deutete auf ein Haus weiter südlich. Mit schnellen weiten Schritten eilten die beiden hinter Dendaran her in eine schmale kaum erleuchte Gasse neben der Schneiderei.
Dendaran musterte Amira und Timor.
Bereit? flüsterte dieser. Beide nickten. Amira, die mit Dendaran’s Hilfe in das verriegele Fenster blickte, deutete an, dass niemand im Zimmer sei.
Timor, dein Auftritt, bemerkte Dendaran. Timor griff an die Fensterläden und prüfte ob diese verriegelt waren, zu seinem Unglück war dies der Fall. Schnell griff er nach einem schmalen Dolch, den er unter seiner Kleidung verbarg. Mit diesem Werkzeug suchte er nach dem Riegel, den er mit einer schnellen Bewegung aus der Verankerung hob. Leise hört man dessen auf schlagen auf den Boden. Amira riss die Fensterläden auf wobei, einer fast Timor traf, und kletterte ins Zimmer. Nach ihr Dendaran und Timor. Das krächzen eines bunt gefiederten Papageis wies sie daraufhin das sie entdeckt wurden. Amira schwang sich über den Tresen und begann am Schloss der Geldkasse zu hantieren. Dendaran schnappte sich einen größeren Stofffetzen und eilte in die hinteren Kammern. Timor, der zum ersten Mal bei den Raubzügen dabei war, wusste nicht direkt was er noch erledigen sollte, so blieb er neben dem Fenster stehen. Ein freudiges quicken Amiras’s wies daraufhin, das sie das Schloss geöffnet hatte.
Mist, nur Heller, zischte sie nach dem sie sich den Inhalt betrachte. Das hielt sie aber nicht davon ab einen Beutel mit diesen zu füllen. Viele der Münzen blieben in der Kasse, da sich die Straßendrachen an eine Art Kodex hielten.
Der Kodex besagte, dass sie sich nur das mindeste nahmen, aber nicht so viel um andere in die Armut zu bringen.
Sie hörten schnelle Schritte von der Treppe im hinteren Bereich. Dendaran rannte mit gefüllten Stofffetzen heran. Jemand, vermutlich der Schneider, folgte ihm mit gezogenem Kurzschwert. Amira sprintete zum Fenster, wo Timor bereits rauskletterte. Dendaran hechtete nachdraußen. Amira war zu langsam und der Schneider schaffte es ihre Haare zu greifen, dieser ließ sein Schwert fallen um sie nach drinnen zu ziehen. Amira versuchte sich aus dem griff zu befreien, und strampelt wild. Der Beutel mit den Hellern verlor sie dabei. Timor begriff schnell die Situation, warf eine aus Schlamm geformte Kugel auf den Schneider, diese traf ihm ins Gesicht. Reflexartig riss dieser die Hände hoch um sich vom Unrat zu befreien. Amira verlor zwar dadurch den Beutel mit den Kupferstücken, aber sie war frei. Die beiden rannten weiter zu Dendaran, der ihr verschwinden erst später bemerkte.
Nächstes Mal, lass dir eine saubere Möglichkeit einfallen, lächelte sie zu Timor.
Lass dich einfach nicht erwischen, erwiderte dieser.
Dendaran sah die beiden nur fragend an. Danach betrachteten die beiden Timor als ihren Bruder.