[Urquhart Cavanaugh] - Der Diener der Toten

Started by Talhund, 22. September 2008, 09:25:18

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    Der Beginn


    Die Zeit des Anwärters
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    Marpenot 1366 - Mondschein-Inseln, Caer Callidyrr

    Tief schlug er das Blatt des eisernen Spatens in die harte Erde. Der Herbst hatte Einzug gehalten auf Caer Callidyrr und auf den Mondschein-Inseln zog ein eisiger Wind über die Küste, kroch in jede Ritze und jeden Spalt der sich anbot.
    Urquhart drückte den Spaten weit runter und löste einen grossen Brocken Erde, den er achtlos oben auf den Haufen warf, den er in den letzten Stunden bereits aufgetürmt hatte. Das Grab was er schaufelte war für seinen Erzeuger. Aber das wusste Urquhart nicht. Geboren als Sohn einer Hure, die seinen Erzeuger seinerzeit zu beglücken wusste, abgeschoben ins Waisenhaus am Tage seiner Geburt die zwischen Bach und Waschsteinen stattfand.
    Nun war er etwas mehr als 12 Jahre alt und musste mithelfen das Waisenhaus zu bezahlen. Alle Kinder des Hauses wurden mit 12 zum Arbeiten geschickt und Urquhart erwischte den Friedhof, genauer arbeitete er für Dunbar, einen alten Myrkul-Priester.

    Mit dem Unterarm wischte er sich den Schweiss von der Stirn, der schneller kam als der eisige Wind ihn trocknen konnte. Für ihn war das ein normales Grab, geschaufelt für einen der grössten Trunkenbolde Caer Callidyrrs, aber auch einen der furchtlosesten Krieger. Was hunderten von Feinden nicht gelang, erreichte die Leber: Sie raffte Feargal den Unheimlichen dahin und bald war seine Grube geschaufelt. Mit einer kleinen Zeremonie wurden die Toten bestattet und wenn sie keine Angehörigen hatten, wurden sie mehr achtlos verscharrt denn vernünftig verabschiedet.

    Mit einer lockeren Bewegung warf Urquhart den Spaten aus dem Grab und kletterte mühsam über die Kante heraus. Er nahm den Spaten, wusch ihn am Brunnen, genau wie sein Gesicht und seine Arme und ging einige Schritte in Richtung der Friedhofmauer. Da der Friedhof auf einer kleinen Anhöhe direkt beim Tempel lag, hatte man von hier aus einen guten Blick über die Stadt. Der rotblonde Junge warf einen Blick in Richtung des Hafens. Das geschäftige Treiben dort faszinierte ihn und oft stand er hier und beobachtete die wogenden Kähne und die Matrosen, die umherschwirrten wie Fliegen um einen faulen Apfel. Gerüstete Krieger standen dort und bellten Befehle an die Tagelöhner, die mit dicken Bündeln von den Kontoren in die Schiffe hetzten. Wie so oft fand sich Urquhart in einem Tagtraum wieder, in dem er gehüllt in eine prächtige Rüstung am Bug eines der grossen Schiffe steht und der Gischt ins Gesicht sieht. Als er die Augen schloss, sog er den Meergeruch tief ein und wurde jäh aus seinem Traum geweckt, als der alte Priester nach ihm rief. Urquhart trollte sich von der Mauer weg und begann die Hecke am Tor zu schneiden.