Aria F. - Allein und verlassen (?)

Started by Alaska, 02. November 2008, 23:00:47

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Alaska

Die Trennung oder Verdammte Drow, verdammter Fluch!

Es ist doch immer das gleiche, mit ihrer verdammten Neugier, bringt die junge Halbelfe immer nur in Ärger. Während sie irgendwelche finsteren Gestalten aus den Büschen heraus beobachtet, bemerkt sie nicht, dass sie dabei selbst beobachtet wird. Dabei ist doch Regel Nr. 1 im Abenteuergeschäft: ein Finsterling kommt nie allein. 
Und plötzlich sieht Aria sich umzingelt von Drow, wird in die Enge getrieben, alle Fluchtversuche scheitern. Aber sie wird nicht umgebracht... was allerdings kein Grund für falsche Hoffnung ist, denn wie jeder kundige Abenteurer weiß, Drow machen mit angehörigen anderer Völker im Grunde nur zwei Dinge – töten oder versklaven. Und wie perfide diese bösartigen Dunkelelfen dabei vorgehen können. Sie legten ihr kein Sklavenhalsband um, nein, sie bekam einen extra auf sie abgestimmten Fluch. Sinngemäß: „Wenn du uns verrätst, wirst du leiden, und deine Kräfte verlieren.“
So klischeehaft der Part mit dem Leiden auch war, das Letzere ließ sie wirklich schwer schlucken. Ihre Magie, ihre Kräfte, waren ein essentieller Teil von ihr, sie konnte sich ein Leben ohne gar nicht vorstellen. Sicher konnte sie keine Feuerbälle umherwerfen oder den Himmel herabbeschwören wie richtige Magier es täglich mit einem Fingerschnipp taten, manche würden ihre Tricks als nicht viel mehr als ein wenig Jahrmarktszauberei bezeichnen, aber dennoch...
Also musste sie den Drow hörig sein und dürfte auch niemanden davon erzählen, sprich nichts verraten. Und ihre erste Aufgabe war... zu warten. Als Agentin sollte sie fungieren, die Drow in die Stadt einschleußen. Diese Offenbarung jagte ihr Dutzende von Schreckgespenstern durch die Phantasie, vor ihrem geistigen Auge sah sie die Stadt in Flammen, Frauen und Kinder schreiend, überall in den Straßen mordende und plündernde schwarze Monster – und sie wäre schuld.
Aber erstmal sollte sie ja nur warten. Die Drow mussten noch vorbereiten und planen. Sie würde Nachricht erhalten, sobald es soweit war und bis dahin die Füße stillhalten und vorallem stillschweigen bewahren, zu ihrem eigenen Wohl. Nun war das mit dem Stillschweigen aber ein ziemliches Problem, schließlich waren da noch ihre beiden Geschwister, Alarion „Nuri“ Nuriel, der ältere Bruder, und Alena „Lena“, die jüngere Schwester.
Seit sie denken konnte, lebte sie mit den beiden zusammen, früher im Elternhaus, danach auf Wanderschaft, wo immer es sie gemeinsam hinverschlug. Dies hatte eine Vertrautheit gefördert, bei der es schwer fällt, irgendetwas vor den anderen zu verstecken. Also dauerte es auch nicht lange, bis ihr Bruder anfing Fragen zu stellen, auf die er keine Antworten bekam. Diese Situation war für alle belastend. So sehr Aria sich auch den Kopf darüber zerbrach, wie sie da mit heiler Haut und ohne Opfer herauskam, es gelang ihr nicht – immer müsste sie jemanden verraten, entweder die Drow oder die Stadt.
Was aber, dachte sie in einsamer Stunde, wenn sie gar keinen verriet, wenn sie gar nicht die Möglichkeit dazu hatte, jemanden zu verraten. Einfach allen den Rücken zuwenden, davon laufen, kein sehr heroisches Verhalten, aber es erschien ihr die beste Alternative in ihrer Situation. Wenn sie keine Instruktionen von den Drow bekommen konnte, dann konnte sie diese auch weder befolgen, noch zuwider handeln. Für Aria erschien es jedenfalls schlüssig, auch wenn sie den Drow damit einen Strich durch die Rechnung machte, war es ja kein wirklicher Verrat, sondern schlechte Planung von deren Seite, dafür konnte sie nun wirklich nichts. Ob es von den höheren Mächten oder wer immer für Flüche zuständig war, wirklich so ausgelegt wurde, das musste sich noch zeigen. Aber zumindest war es ein besserer Plan als Fingernägel kauen. Es war keine leichte Entscheidung, aber es wurde wohl an der Zeit, nach 21 schönen Jahren, lebevoll zu sagen und einen anderen Weg als ihre Geschwistern einzuschlagen, zumindest vorrübergehend, bis sie nicht mehr dieses Fallbeil im Form eines Fluch über dem Haupt zu schweben hatte.
Sie wollte die beiden aber nicht von heute auf morgen damit überraschen, also provozierte sie eine ihrer üblichen Streitereien, die wie seit ihrer Ankunft in diesem Land üblich, damit endete, dass Nuri ihr vorschlug, doch für einen Zehntag auf eigenen Füßen zu stehen und nicht mehr unter seiner Fuchtel. Sonst hatte sie an diesem Punkt immer klein beigegeben, aber diesmal schlug sie ein.
Sie nahm sich ein eigenes Zimmer, kaufte sich selber was zu Essen und kochte schleußlich schmeckende Gerichte daraus, entschied sich absofort lieber auswärts zu essen und stand sicher auf eigenen Beinen. Allein für sich zu sorgen war kein Problem, sie hatte ja eh schon immer gemacht, was sie wollte, nur dass sie jetzt dafür niemanden mehr Rechenschaft schuldig war. Um ihre Finanzen musste sie sich auch keinen Kopf machen, ihr Goldbeutel war prall gefüllt. Gemessen am Durchschnittsbürger Fürstenborns war sie sogar fast wohlhabend, geplünderte Schmugglerhöhle sei dank.
Sie bewies ihrem Bruder ganz klar, dass sie, so schwer es ihm auch fiel das zu akteptieren (und so sehr ihr alltägliches Verhalten dagegen sprach), erwachsen geworden war, dass sie alleine zurecht kam.
Und als es an der Zeit war nach dieser Episode wieder zusammenzuziehen, fanden Alena und Alarion in ihrem Zelt statt einer Schwester nur einen Zettel:

Schwesterchen, Bruderherz,

Kurz und knapp, ich werde noch für eine Weile länger meinen eigenen Weg gehen, auf Reisen.
Bitte seid mir nicht böse, und versucht auch nicht traurig zu sein, es ist ja nur ein Abschied auf Zeit. Ich weiß wie ihr euch gerade fühlt, deswegen schreib ich euch, statt es persönlich zu sagen... sonst würde ich meinen Entschluss bestimmt schnell wieder verwerfen. Aber ich denke, es ist das Richtige. Meine eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen werden hoffentlich dazu beitragen, dass ich mich als Künstlerin und Person weiterentwickle... und natürlich soviele Männer ins Bett zerren kann wie möglich! (Ach Nuri, hör auf zu fluchen und grimmig zu gucken, du weißt das war Spaß!!)
Ich werde euch jeden Tag vermissen und an euch denken, bis wir uns wiedersehen. Haltet die Ohren steif, damit ihr von meinen Heldentaten hört.

Alles Liebe
Aria


*darunter prangt eine kleine, abstrahierte Zeichnung einer schwertfuchtelnden, grinsenden Halbelfe*


Aria Fhirnriveien