[Orihime] Märchen,Sagen,Fabeln

Started by Regenbogenfisch, 14. März 2009, 15:32:28

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Regenbogenfisch

Orihime setzte sich im Tempel hin, immer wenn mal ein Kind vorbei kam und es eine Geschichte hören wollte, kramte sie in ihrem Kopf und erzählte ihm eine kurze, schöne, Geschichte.

" Es war einmal eine alte Frau, die zwei große Schüsseln
hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren
Schultern trug.

Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos
war und stets eine volle Portion Wasser fasste.
Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war
die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.

Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur
anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause.
Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung,
aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte
sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte
dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vor kamen, sprach
die Schüssel zu der alten Frau:
"Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu
deinem Haus immer Wasser läuft."
Die alte Frau lächelte. "Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite
des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht?"
"Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich
mir deines Fehlers bewusst war.
Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre
lang konnte ich diese wunderschönen
Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso
wärst, wie du bist, würde diese
Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren." Jeder von uns hat
seine ganz eigenen Macken und Fehler,
aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant
und lohnenswert machen.
Von dort an war die Schüssel immer zufrieden und glücklich
und grämte sich nicht mehr für den Sprung, den sie hatte.
"
*Orihime Manami Hanako* - *schwärmende Träumerin, Schneiderin der Flinkschere, freiwillige Heilerin im Tempel Fürstenborns*

+Elael'ryl Seraphine+ - +gelassene, Drogensüchtige Schwertschwingerin+

In brightest day, in blackest night...No evil shall escape my sight...Let those who worship evil's might...Beware my power... Green Lantern's light! *ohrwurm hat*

Regenbogenfisch

Der Glühwurm.

In dem aufsprießenden Geäst einer Lotospflanze, die in einem Sumpfe stand, saß die Tochter einer Feuerfliege als unscheinbarer, kleiner Wurm. Niemand beachtete sie, und so verbrachte sie einsam ihre Tage.
Indessen machte sie sich nichts daraus, denn sie dachte bei sich, wenn die Zeit gekommen wäre, wo sie erwachsen sei, dann müsste ihr Blatt sich wenden, und während sie jetzt allein in ihrem Blütenkelche ruhte, würde sie später Gesellschaft und Unterhaltung genug bekommen.
Diese ihre Hoffnung erfüllte sich auch richtig, denn eines Abends strahlte ihr Körper in so zauberhaftem Lichte, das alles rings umher davon geblendet wurde, und die schmale, glänzende Mondsichel am Himmel zog sich vor lauter Neid hinter eine Wolke zurück.
Von dem magischen Lichte angezogen, kamen aber Tausende von Insekten und brachten dem glänzenden Glühwurm ihre Huldigungen dar. Der graue Nachtfalter umflatterte den Kelch der Lotosblume, in welchem sie wohnte, ohne Unterlass; große und kleine Käfer schwirrten unaufhörlich in der Luft oder setzten sich der Leuchtenden zu Füßen, und zahllose buntfarbige Tierchen stimmten ihr zu Ehren ein Konzert an, das weithin tönte.
Aber allen diesen Huldigungen setzte das Glühwürmchen kalte Verachtung entgegen. Es rührte sich kaum in seinem duftenden Blumenbette und tat, als ob es von alle dem Gewirre rings umher nichts vernehmen würde.
Als jedoch Abend für Abend sich die selbe Szene abspielte, da erhob sich die Schöne endlich und trat hervor.
»Lasst mich in Ruhe,« rief sie. »Keiner von euch gefällt mir; ich werde nur den erhören, der mir ein Licht bringt, wie ich selbst es habe.«
Betroffen hörten alle ihrer Bewunderer diesen Ausspruch: kaum waren die Worte verklungen, so flog alles von dannen, um Licht zu holen, damit der Wunsch des leuchtenden Wesens erfüllt würde. Eitel Bemühen!
Alle die zahllosen Insekten stürzten sich tapfer und ohne sich zu besinnen in die Flamme jeder Lampe, jeder Kerze, die ihnen in den Weg kam, und denn noch haftete kein Strahl davon auf ihren Flügeln oder ihrem Leibe, nein, kläglich mussten sie für ihr Wagnis büßen.
Die Prinzessin Glühwurm blieb nun verschont und allein, und sie hätte lange auf einen Freier warten können, wenn nicht plötzlich der Leuchtkäfer gekommen wäre.
Dieser glänzte genau so hell wie der Glühwurm, und als sich beide erblickten, da waren sie gegenseitig von ihrer Schönheit bezaubert, so dass sie gleich beschlossen, einander zu heiraten.
Die armen Insekten aber, welche die Prinzessin mit so hinterlistigen Worten fortgeschickt hatte, mühen sich bis zum heutigen Tage vergebens ab, so bald sie ein Licht sehen, etwas davon zu erhaschen; sie verbrennen sich dabei Flügel und Füße oder gar den ganzen Leib und gehen elend zu Grunde.
*Orihime Manami Hanako* - *schwärmende Träumerin, Schneiderin der Flinkschere, freiwillige Heilerin im Tempel Fürstenborns*

+Elael'ryl Seraphine+ - +gelassene, Drogensüchtige Schwertschwingerin+

In brightest day, in blackest night...No evil shall escape my sight...Let those who worship evil's might...Beware my power... Green Lantern's light! *ohrwurm hat*

Regenbogenfisch

#2
Die Rache eines verlassenen Mädchens an dem Treulosen.
Es ist in Kara-Tur ein allgemein verbreiteter Glaube, das man Personen, welchen man Schaden an Leib und Leben zufügen will, damit quälen und zu Grunde richten kann, das man eine Puppe aus Stroh anfertigt und diese durch Anlegen von Kleidern des Feindes und durch gewisse magische Prozeduren so herrichtet, das alles, was ihr geschieht, auch von demjenigen empfunden wird, den sie darstellen soll.
Daher greifen auch Mädchen, welche in besonders schändlicher Weise von ihrem Liebhaber verlassen worden, zu solchem bösen Zauber, um sich an dem Treulosen zu rächen.
Die Geschichte erzählt, das vor einigen Jahren eine zauberkundige Frau einem jungen Mädchen, das sich bei ihr über den Treubruch ihres Geliebten bitterlich beklagte, den Rat gegeben habe, eine solche Strohpuppe um die Stunde des Stieres, also zwischen ein und drei Uhr Nachts, in den Wald mitzunehmen und an einen Baum zu nageln, den sie dann zu mehr Sicherheit mittels eines Strohseiles bannen sollte, um jede übernatürliche Gunst des Verfolgten auszuschließen.
Als nun die Strohpuppe angefangen hatte, zu verwesen, sei der untreue Liebhaber erkrankt und unrettbar dem Tode verfallen. Seitdem gehen Frauen und Mädchen, welche durch die Treulosigkeit eines Mannes tief gekränkt und von Rache gegen denselben beseelt sind, meist um dieselbe Stunde einsam in den Wald, nageln ein aus Stroh gefertigtes Abbild der Person ihres Hasses an einen geweihten Baum und beten dann oft viele Nächte hinter einander zu den Göttern um Bestrafung des Verräters.
Gern wählen die rachsüchtigen Frauen solche Bäume, welche schon einmal zu dem selben Zwecke geweiht waren, und so sieht man oft solche Bäume mit einer ganzen Anzahl von Nägeln bedeckt, an welchen einstmals derartige – nun längst abgefaulte – Strohpuppen befestigt waren.
*Orihime Manami Hanako* - *schwärmende Träumerin, Schneiderin der Flinkschere, freiwillige Heilerin im Tempel Fürstenborns*

+Elael'ryl Seraphine+ - +gelassene, Drogensüchtige Schwertschwingerin+

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Regenbogenfisch

Der Wahrsager.
In Kara-Tur glaubt man fest an Träume und Vorbedeutungen und würde, wenn es nicht allerhand Mittel zur Beschwichtigung geängstigter Gemüter gäbe, niemals davor in Ruhe kommen.
Eines dieser Beruhigungsmittel ist ein Fabeltier, der Baku, ein großes vierfüßiges Tier, halb mit Haaren, halb mit breiten Schuppen bedeckt, mit einem hundeartigen Kopfe und starken Füßen und Klauen, welches im Stande ist, alle bösen Zeichen und Zauberdinge zu verschlingen und gute an deren Stelle treten zu lassen.
Außerdem aber gibt es Traumdeuter, Astrologen und Wahrsager in Mengen, und namentlich die letzteren, die auf allerhand Art und Weise nicht nur die Zukunft zu offenbaren, sondern auch gegenwärtige, in Dunkelheit gehüllte Dinge ans Licht zu bringen vermögen. Diese finden außerordentlichen Zuspruch, mögen sie Priester oder Laien sein, wenn nur das Volk Vertrauen in ihre Fähigkeiten setzt.
Ein solcher Wahrsager kam einst nach Shou Loung, fand aber  Anfangs keinen großen Zuspruch, denn statt der viel verheißenden Apparate seiner Kollegen, wie Schildkrötenschalen, Schulterblätter vom Hirsche, die man ins Feuer legt und Sprünge bekommen lässt, oder Punktirtafeln und eigens zugerichteter Bambusstäbchen, wandte er nur eine einfache Rechenmaschine an, wie sie jeder in Shou Loung führt, und verschmähte alle absonderlichen Zeremonien. Zu diesem Wahrsager kam eines Tages ein Bauer, dem ein Pferd gestohlen war, und der schon bei mehreren anderen Wahrsagern sich vergeben Rat erholt hatte. Er trug dem Wahrsager alles genau vor, was er über den Vorgang mitteilen konnte, und dieser begann seine Manipulationen. Nach kurzer Frist ward er verlegen und bat um Geduld und Zeit, damit er sein Verfahren wiederholen könne; als dies geschehen, sprach er mit mehr Selbstvertrauen: »Lieber Freund, ich sehe wohl, es ist nicht anders; mag die Sache noch so seltsam klingen, Euer Pferd befindet sich ohne allen Zweifel augenblicklich unter Matten.« Der Bauer war darüber sehr betroffen, denn er dachte natürlicher Weise, sein gestohlenes Tier solle unter den Matten liegen, mit denen der Boden eines Zimmers bedeckt sei, und hielt dies für ganz unmöglich. Er bat den weisen Mann inständig, noch einmal eine Untersuchung anzustellen, und als das Ergebnis zum dritten Male das selbe war, ging er kopfschüttelnd von dannen, ohne dem Wahrsager für alle seine Mühe gehörigen Dank und Lohn zu spenden.
Kaum aber war der Bauer fortgegangen und auf die nächste Straße gekommen, so begegnete ihm ein Pferd, das mit Matten beladen war, welche zur Ausstattung eines Hauses in der Nähe verwendet werden sollten. Durch den Ausspruch des Wahrsagers aufmerksam geworden, sah er alsbald, das es sein eigenes Pferd war, welches also, ganz jenem Ausspruch gemäß, sich unter Matten befand.
Sogleich forderte er von dem Pferdeführer sein Eigentum zurück; dieser machte es ihm auch nicht streitig, sondern suchte das Weite und war froh, ohne Strafe davon zu kommen. Der  Bauer aber, hocherfreut, so bald wieder in den Besitz seines Pferdes gelangt zu sein, pries nun mehr die Geschicklichkeit des Wahrsagers. Er begab sich eigens zu demselben zurück, dankte ihm aufs verbindlichste und bezahlte ihn reichlich; die Leute aber, denen er die Geschichte erzählte, fassten jetzt das höchste Zutrauen zu dem früher missachteten Wahrsager, und dieser erhielt die größte Kundschaft unter allen Wahrsagern des ganzen Stadtviertels.
*Orihime Manami Hanako* - *schwärmende Träumerin, Schneiderin der Flinkschere, freiwillige Heilerin im Tempel Fürstenborns*

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Regenbogenfisch

Aoÿama.
Aoyama bekleidete vor etwa zweihundert Jahren in Yedo den Posten eines Wachobersten, zu dem er sich indessen durchaus nicht eignete, denn er war ein sehr jähzorniger, zur Grausamkeit geneigter Mann. Eine seiner Dienerinnen, Kiku, hatte einmal das Unglück, ein kostbares Geschirr zu zerbrechen, welches Herrn Aoyama sehr wert war, und hierüber ward er so aufgebracht, das er sie festbinden und ihr die Finger abschneiden ließ, durch welche der Unfall herbeigeführt war. Dies verursachte ihr furchtbare Schmerzen; sie bat flehend, das man ihr die Wunden verbinden und behandeln lassen möge, aber vergebens, ihr Herr hielt sie in Banden fest und ging daran, sie noch ferner zu peinigen. Da riss sie sich mit der Kraft der Verzweiflung los, lief hinaus und stürzte sich in den Brunnen neben dem Hause, wo sie den Tod fand.
Seit diesem Tage nun erschien allabendlich der Geist dieses Mädchens und zerstörte alles Geschirr im Hause, kam dann zu Herrn Aoyamas Lager, um ihn zu ängstigen, und schreckte auch sämtliche Hausgenossen auf alle erdenkliche Weise. Es ward daher im Hause so unheimlich, das die Diener ohne Ausnahme das Weite suchten. Herr Aoyama, gänzlich verlassen, war in der übelsten Lage; nicht im Stande, den Obliegenheiten seines Amtes nachzukommen, erhielt er seine Entlassung und geriet in große Not.
Ein Priester, dem Aoyama sein Leid klagte, erbarmte sich endlich seiner, nachdem er Reue und Besserung gelobt; derselbe versöhnte den zürnenden Geist des armen Mädchens, und als dieser dem Aoyama verzieh und der Spuk im Hause ein Ende nahm, ging es demselben auch wieder besser, und er bekam aufs neue ein Amt, das er von nun an mit mehr Milde und Mäßigung handhabte als zuvor.
*Orihime Manami Hanako* - *schwärmende Träumerin, Schneiderin der Flinkschere, freiwillige Heilerin im Tempel Fürstenborns*

+Elael'ryl Seraphine+ - +gelassene, Drogensüchtige Schwertschwingerin+

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