[Irgendwo im Fürstenwald] Ein Hinlein sucht im Walde...

Started by Jamapi, 20. März 2006, 18:59:05

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Jamapi

Irgendwo kauerte Ranja im Unterholz. Kauerte und kauerte, blickte sich immer wieder orientierungslos um. Der Schock saß ihr noch zu tief in den Knochen, das Tor, das Licht ... die Stadt - die Menschen! Alle unter ihr. Der Stein, der kalte Stein, die riesigen Bauten, die Türen - die Menschen. Viel zu viele. Doch sie hatte es geschafft, sie wusste nicht wie. Sie war diesem Ort entkommen, diesem Ort jener Wesen, die ... ein Geräusch!

Ihre fast schon tierartigen Sinne sprangen an, ihr Körper spannte sich an, ihre spitzen Ohren waren in höchster Alarmbereitschaft. Sie streckte ihr Nase in die Luft und roch - sie schnüffelte und es schien ihr wie ein leicht vertrauter Geruch. Vertraut, aber dennoch anders.

Ihre dreckigen Finger fuhren einmal über das Erdreich und dann hielt sie ihre Finger an ihre Nase, schnüffelte und verglich. Ja, hier gab es auch Wölfe. Sie roch es, sie spürte es. Doch hier schien alles so fremd. Wo war sie hier? Auf ihrer langen Reise, wo war sie hin gekommen?

Alles schien neu und anders. Sie hatte gänzlich den Halt und die Orientierung verloren. Getrennt von ihrem Stamm, getrennt von ihrem Bruder, getrennt von allem ihr Vertrauten. Nein, es gab es hier durchaus Vertrautes - Wölfe. Doch diese waren anders, fremd. Und ob diese Wölfe sie überhaupt dulden würden, das war noch die Frage, war unsicher. Schließlich war dies hier deren Revier und nicht ihres, sie war hier nur ein Eindringling und ganz auf sich allein gestellt.

Sie hatte Hunger, ihr Magen knurrte. Sie musste etwas finden, irgendetwas. Und auch ihre Kräuter in ihrem duftenden - manche würden "stinkenden" - Beutel waren auch dabei, zur Neige zu gehen. Sie musste sich umsehen, erkunden, lernen, wenn sie überleben wollte. Und das alles konnte sie nicht hier im Unterholz. Dazu musste sie hinaus - raus aus der Deckung in die gefährliche Welt.

Was würde passieren? Sie wusste es nicht. Sie konnte es noch nicht einmal ahnen. Zunächst war ihr nur eines klar, jenseits dessen, dass sie sich hilflos und orientierungslos fühlte: Sie hatte Hunger.

Und so machte sich der sehnige und katzenhafte, kleine Körper mit einem guten Sprung aus dem Unterholz und in der Deckung von Baum zu Baum huschend machte sie sich auf die Suche ... auf die Jagd ...
Gwendolyn Lilienblatt: The Tenth Muse (Synchro: Yui Horie); Loss of Me FF9
Jeanne Boucherat: The Coquette (Synchro: Renée O'Connor); Eyes on me FF8
Araza'shasehnae: The Lady of Shalott (Synchro: Mira Furlan); Aerith's Theme FF7
Ranja: The Jungle Books (Synchro: Eliza Dushku); Cosmo Canyon FF7

Jamapi

Nicht besonders ergiebig war die Jagd. Und irgendwie schien die Natur hier anders zu sein. Das Gras roch anders, die Blätter schmeckten anders. Manches, was sie hier probierte war einfach anders und das irritierte die kleine Wilde. Doch irgendwo tief in ihr drin, erweckte dies auch einen kleinen Forscherinstinkt. Das, weswegen sie hin und wieder vom Rest ihres Stammes zu Hause durchaus mal schief angeblickt wurde - zu neugierig, das war, was wohl die anderen häufiger über sie dachten. Und irgendwo hatten sie recht.

So saß Ranja mitten im Wald auf einem Blätterteppich, die dreckigen Füßchen waren in die sanfte Erdendecke eingewickelt, während sie den Stein vor sich begutachtete. Ja, der würde es tun. Sie öffnete den primitiv gestalteten Lederbeutel, der von ihrem Gürtel hing und holte mit den dreckigen Fingerchen ein paar der Pflanzen heraus, die sie gesammelt hatte und die zumindest vertraut ähnlich rochen oder schmeckten. Sie musste einiges ausprobieren, einiges herausfinden. Und so fing sie an ... mit der Manscherei.

Sie legte ein paar besonders kräftige Blätter in eine Mulde des Steines und begann, mit einem anderen Stein diese Blätter zu zermahlen. Mehrere Blätter brauchte sie, um überhaupt irgendwie ein paar Tropfen herauszubekommen, die sie dann kurz mit ihren dreckigen Fingerchen kostete - sie verzog kurz ihr Gesicht, nickte dann aber und nahm eine jener Früchte, die sie gefunden hatte und öffnete diese sehr fachmännisch mit einem ihrer ebenso primitiven Schneidewerkzeuge, die an ihrem Gürtel steckten und vermengte so langsam aber immer mehr die Säfte, vermengte und vermengte und manschte und manschte - und irgendwie tat es gut, denn es erinnerte sie an früher. An früher, als ... ein leichtes Seufzen.

Ranja fuhr einmal mit dem Finger durch den neuerlichen Sud, führte ihn an ihre Lippen und ... bäh! Sie spuckte es wieder aus. Nein, das war es irgendwie nicht. Das war ja scheußlich und hatte sicherlich keine Kraft oder Macht geweckt, die der Natur inne wohnte. Nein, sicherlich nicht, denn ... Moment. Was war das? Ein Geräusch?

Ihre spitzen Halblingsohren stellten sich blitzschnell auf und sie blickte sich hastig um. Rasch war sie wieder auf ihren Beinen, stand in gebückter Haltung und in Sprungposition dort. Irgendwo hatte es geraschelt und es war kein Tier. Nein. Irgendwo. Sie blickte noch einmal zu der Mulde auf dem Stein. Wir sehen uns wieder - und schwupps war die kleine Wilde wieder im Dickicht und Unterholz verschwunden und man hörte noch das Tappsen von blanken Füßen über das Laub, die geschickt und sehr routiniert sich wohl einen Weg durch den Wald suchten.
Gwendolyn Lilienblatt: The Tenth Muse (Synchro: Yui Horie); Loss of Me FF9
Jeanne Boucherat: The Coquette (Synchro: Renée O'Connor); Eyes on me FF8
Araza'shasehnae: The Lady of Shalott (Synchro: Mira Furlan); Aerith's Theme FF7
Ranja: The Jungle Books (Synchro: Eliza Dushku); Cosmo Canyon FF7

Jamapi

Lange war Ranja wieder durch die Wälder geirrt. Langsam schien es hier durchaus ein wenig vertrauter zu werden, auch wenn sie sich so einsam hier fühlte. Aber dass Einsamkeit sie irgendwann beschleichen würde, das war ihr klar. Das war bereits damals klar, als sie aufgebrochen war und war ihr umso mehr klar, als sie Rhin und das Rudel damals verlassen hatte - aber es gab immerhin keinen anderen Weg. Es gab keinen ... Ranja verdrängte die Gedanken wieder aus ihrem dreckigen Kopf und huschte weiter durch das Dickicht.

Die primitv gefertigten Lederbeutel waren prall gefüllt mit vielen Kräutern, die sie auf ihrer nun doch längeren Jagd gesammelt hatte und so pirschte sie sich wieder an jenen Stein mit der Mulde heran. Ein aufmerksamer Blick nach links, ein aufmerksamer Blick nach rechts, ein Lauschen in die Weiten des Waldes, um noch einmal sicher zu gehen, dass sie alleine war und dann setzte sie sich wieder an den Stein.

Abermals begann sie, ein paar der Kräuter zu zermantschen, wie auch schon zuvor, doch so langsam schien sie zumindest ein wenig hinter so manches Kraut zu kommen, wie es hier wirkte. Was sie zunächst brauchte, war eine Art Kleber - nicht ganz, aber etwas, das zumindest einen Geruch transportieren konnte. Und so probierte und probierte sie, probierte es mit mehreren Gerüchen aus und hatte hierzu auch schon diverse Proben von Tierexkrementen oder anderen Sachen, die sicherlich für Zivilisierte reichlich eklig scheinen mochten.

Immer wieder hielt sie inne, um aufzuhorchen, um aufzupassen, dass niemand so überraschte. Die Sinne der kleinen Wilden waren sehr fein und natürlich auf so etwas ausgebildet, immerhin war sie unter ihrem Stamm mit solcher Vorsicht aufgewachsen und es war einfach in ihrem Blut.

Nach einiger Zeit hatte sie dann auch mit ein paar Kräutern den gewünschten Effekt erreicht. Jetzt benötigte sie nur noch eins...
Gwendolyn Lilienblatt: The Tenth Muse (Synchro: Yui Horie); Loss of Me FF9
Jeanne Boucherat: The Coquette (Synchro: Renée O'Connor); Eyes on me FF8
Araza'shasehnae: The Lady of Shalott (Synchro: Mira Furlan); Aerith's Theme FF7
Ranja: The Jungle Books (Synchro: Eliza Dushku); Cosmo Canyon FF7