Die Ankunft / Die Kunst des Fischens

Started by jacqueaux, 14. Mai 2006, 22:48:56

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Die Ankunft
Anders war alles, und kalt. Obwohl er sein gesamtes Leben im Wald verbracht hatte, war ihm dieser hier fremd. Kaum eine Pflanze kannte er, und die wenigen Tiere, die er erblickte, ähnelten nur entfernt denen, die er kannte. Zum Glück war Soalu mit ihm gekommen, sie musste ihm gefolgt sein, als er diesen alten Torbogen durchschritt. Doch nun war er hier, in dieser fremden, kalten Gegend. Doch abgesehen von dem schneidenden Wind  war es hier eigentlich schön. Die Tiere schienen gesund und kräftig, und auch die Pflanzen wuchsen und gediehen gut. Viel Neues gab es hier zu entdecken, und voller Wissendurst machte er sich auf den Weg, genau dies zu tun.

Die Kunst des Fischens
Er war gerade auf dem Weg, den kleinen Hügel zu erklimmen, als er ein tiefes Brummen hörte. Kurz darauf erschien ein riesiges. braunes Tier, das sich recht zielstrebig auf ein Stomschnelle im Fluss zubewegte. Einige Augenblicke später, Octubo mit einem kurzen Blick und einem dumpfen Knurren beachtend, begann es mit erstaunlich geschickten Hieben seiner gewaltigen Pranken einige große Fische aus dem Fluss zu packen, um sich dann genüsslich darüber her zu machen. Mit großer Geduld und einem schnellen Hieb zur rechten Zeit war die Ausbeute erstaunlich. Octubo versuchte sich alles genau zu merken, Still ahmte er die Bewegungen nach, und schaute dann fasziniert dem großen Tier weiter zu. Nach einiger Zeit, nach dem Stand der Sonne konnte es noch nicht viel später sein, trottete das Weibchen, mit zwei großen Fischen davon.
Sobald es nicht mehr zu sehen war, lief der junge Mann den Hügel hinunter und kniete sich an die Stelle, an der auch das Tier kurz zuvor fischte. Er beobachtete still die Fische, versuchte herauszufinden, wann sie sprangen, und schätzte die Entfernung ab. Nach vielen unglücklichen Versuchen, einmal wäre er fast ins Wasser gefallen, erwichte er ein recht ansehnliches Exemplar mit einem Hieb. Doch entglitt im die schlüpfrige Beute, bevor er sie packen konnte. Nach weitern Versuchen änderte er seine Technik. Statt die Fische zu packen, versuchte er sie mit einem gezielten Hieb ans Ufer zu schleudern. Die Sonne stand schon ein gutes Stück tiefer als er schließlich Erfolg hatte. Ein recht ansehnlicher Fisch lag am Ufer und zappelte hilflos. Fast zeitgleich hörte er vom Hügel her ein hungriges Schnurren. Soalu war ebenso hungrig, und scheinbar  noch weniger erfolgreich bei der Jagd in dieser fremden Gegend, wie er. So teilten sie sich das klägliche Mahl....
Viel Zeit verbrachte er in den nächsten Tagen damit, der Bärin zuzuschauen, und danach selbst zu fischen. Auch wenn er nicht darauf angewiesen war, ihn faszinierte diese Methode und schon am übernächsten Tag konnte er in recht kurzen Zeit genügend Fische fangen, um Soalus und seinen Hunger zu stillen. Zwar war er noch weit davon entfernt, die Perfektion des großen Tieres zu erreichen, doch ohne Krallen und dessen Kraft, war es auch deutlich schwieriger. Aber das wichtigste war: er fühlte sich dem großen Tier nun näher.

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Schon als er die ersten Schritte durch den fremden Wald machte, konnte er sie hören. Immer wieder durchdrang ein Heulen die Stille des Waldes, gefolgt von weiteren. Schon bald sah er auch ihre Spuren, und machte sich auf die Suche nach ihnen. Doch bevor er das Rudel fand, traf er auf einen einzelnen, noch jungen Wolf, zornig und hungrig. Lange versuchte er ihn zu beruhigen, doch erfolglos.Das junge Tier schien voller Hass zu sein, und einige Male entging Octubo nur knapp seinen Fängen. Es dauerte lange, bis der Einzelgänger aufhörte, den jungen Mann anzugreifen, und schließlich in den Tiefen des Waldes verschwand.
Nur wenig hatte sich die Sonne bewegt, als er dann auf das Rudel traf. Zuerst gab es auf beiden Seiten Misstrauen und Zurückhaltung, bis der Rudelführer schließlich erkannte, dass der junge Mann kein Feind war, und er erlaubte Octubo das Rudel zu begleiten. Viel lernte dieser von den Wölfen, wie sie jagten, und wie sie sich untereinander verhielten. Er spürte ihre Verbundenheit untereinander und den Schutz, denn die Gemeinschaft bot, und genoss die Wärme des Rudels.

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Tanz mit dem Wind

Nachdem die kleine Fee ihn mit dem Staub bedeckt hatte, spürte er eine innere Wärme, die ihn vor der Kälte schützte. Bis zum Morgen sollte die Wirkeung anhalten. Bis dahin musste er die Klippe im Süden erreicht und den Wind gespürt haben. So lief er schnell, von einer großen inneren Kraft getrieben, durch den Wald, übersprang die kleinen Bachläufe und anderen Hindernisse auf seinem Weg, überquerte die Wiesen am Fuße der Berge, bis er schließlich die Berge erreichte. Schon bald hatte er einen geeigneten Ort gefunden, eine steile Klippe, an der die Kraft des Windes ungebremst wirkte. Soalu würde wachen und ihn vor Feinden warnen. So machte er ein kleines Feuer am Fuße der Klippe, das ihn am Morgen wärem sollte, legt alle seine Ausrüstung und Kleidung ab, um begann vorsichtig und bedächtig den Felsen zu besteigen. Bestimmt zwanzig Manneslängen hoch stieg, bis er eine kleine natürliche Plattform fast an der Spitze des Felsens erreichte, die weit aus dem Schatten des Berges vorragte. Hier sang der Wind sein Lied der Kraft, hier wollte er tanzen. Kurz darauf stand er vorne, spürte die Macht des Windes auf seiner nackten Haut, und wiegte sich im Rhythmus des Liedes, das die Luft dem Stein sang. Er nahm in in sich auf und bewegte sich in Harmonie mit dem Element, und fühlte sich leicht. Nur einen Steinwurf entfernt, von ihm unbemerkt,  tanzte ein anderes Wesen den gleichen Tanz. Ein mächtiger Adler lies sich von den Winden treiben und zog seine Kreise, in Einklang mit der Bewegung der Lüfte.
Der Tanz der beiden dauerte lange an, bis es langsam dämmerte, und das Licht die Nacht vertrieb. Langsam kam Octubo wieder zu sich, lies noch einen Augenblick den Wind seinen Körper streicheln, bis er sich schließlich. an den Abstieg machte. Voller Dankbarkeit dachte er an die kleine Fee, die es ihm möglich gemacht hatte, mit dem Wind zu tanzen.

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Soalu schaute ihn an und knurrte hungrig. Immer wieder schupste sie ihn mit der Schnauze an, unruhig und voller Tatendrang. Langsam nickte er,; heute sollten sie zusammen jagen. Schon lief die große Katze los, sich immer wieder nach dem langsameren Mann umschauend. Octubo betrachtete sie genau, jede Bewegung ihres geschmeidigen Körper, jedes Zucken der Ohren, die aufmerksam den Geräuschen des Waldes lauschten. Obwohl sie ihm vertraut war, er sie schon unzählige Male gesehen hatte, heute war es anders. Er war ihr näher, nahm mit ihr die Gerüche der Umgebung wahr und spürte die Anspannung, die sie ergriffen hatte. Dann nahm er ihn wahr, den Geruch von Beute. Soalu hielt inne, dann bewegte sie sich, Pfote für Pfote, Schritt für Schritt weiter, Octubo folgte. Er wusste genau, wie er sich zu bewegen hatte. Nun sahr er sie auch, eine kleine Gruppe Rehe trank an einem kleinen Bach keine 20 Schritt vor ihnen. Noch hatten sie die beiden Jäger nicht bemerkt, die immer näher kamen. Octubo spannte sich an, seine Krallen gruben sich in die weiche Erde, als er zum Sprung ansetzte. Kraftvoll schnellte er nach vorne, einen Wimpernschlag später spürte er, wie seine kräftigen Zähne sich in den Weichen Nacken der Beute gruben, wie der Körper unter seinem Gewicht nachgab. Dann hörte er ein triumpfierendes Brüllen neben sich. Auch Soalu war erfogreich.