[Mordekhaine] Schuld und Sühne ist etwas für Weicheier

Started by Mordekhaine, 13. Juli 2009, 13:32:56

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Mordekhaine

Die unendlich erscheinende Weite des blauen Ozeans. Treibgut im Wasser und kreischende Möwen am Himmel deuteten auf Küstennähe hin. Einsam und fast vergessen vom Rest der Welt pflügte ein Schiff durch die Wellen. Ein schmal geschnittener Dreimaster mit niedrigen Aufbauten segelte unter blutroter Flagge entlang der Seldarischen Ostküste. An Bord eine Auswahl des verachtenswertesten Abschaums jenseits der Abyss. Mit teils verwesenden und deformierten Körpern wuselten und schlurften die fauligen Körper der Seeleute über und unter Deck und vollführten in Fleisch und Blut übergegangene Handgriffe, um das Schiff auf Kurs und vor dem Wind zu halten. Aus einem Dutzend gröhlender Kehlen erklang ein Chor derber Seemannslieder während sich folgende Szene unter drei Matrosen abspielte...

Ein buckliger Seemann mit schwarzfauligen Zähnen verpasste einem schmächtigen Matrosen mit pockennarbigem Gesicht und eiternder Lippenschwulst einen kräftigen Tritt das dieser zu Boden stürzte und raunte ihm ein "Kraterfresse. Du bist dran!" zu.

Mordekhaine ist unser Herr
vom Teufel persönlich beraten!
Wir jagen sturmschnell über das Meer,
des fliegenden Luskaners Paten


Dem Gestürzten wurde eine Haken besetzte Hand gereicht, an welcher er sich auch sofort wieder hochzog um auf die Beine zu kommen. "Warum ich? Der Schlitzer Görk hat die ganze letzte Nacht nur gesoffen, soll der doch..." ein heftiger Schlag mit der blanken Faust auf den Hinterkopf von Kraterfresse beendete sein Lamentieren aprupt. Wieder sank er zu Boden und abermals wurde ihm die Hakenhand gereicht. Am anderen Ende des Hakens grinste ein aufgedunsener Mann mit Zahnstumpen. "Stell dich nich so an. Möglicherweise reißt dir der Käptn 'n Kopp ab und scheißt in dein Hals... aber wenn du nicht gehst bestreichen wir dich mit frischem Blut un werf'n dich über de Reeling als Futter für die großen Weiß'n. Suchs dir aus." Murrend richtete sich der schmächtige Seemann auf und strich sein zerlöchertes Hemd glatt. ""Seit dem Vorfall auf'm Festland is der Käptn aber echt scheiße gelaunt ich weiß nich ob..." Erneut donnerte eine Faust auf den Hinterkopf. Und noch während sich der Pockennarbige den schmerzenden Hinterkopf rieb wurde er unsanft in Richtung Tür zum Achterdeck gestossen. "Mach uns stolz!" rief ihm der Bucklige hinterher. Begleitet vom dreckigen Gelächter des Buckligen und dem Mann mit der Hakenhand verschwand der Pockennarbige schließlich im Bauch des Schiffes.

Gevatter ist der Klabautermann,
Schiffvolk pack an!
Leben ist Tand!
Wir sind die Hölle vom Niemandsland!


Mit einem lauten Klirren zerplatzte eine Flasche an der Wand der Kapitänskajüte. Ein sichtlich unentspannter Mordekhaine stand vor einem mächtigen Schreibtisch aus dunklem Holz und griff gerade nach einem kleinen Tintenfässchen um auch dieses wutenbrannt quer durch die nobel eingerichtete Kajüte zu schleudern. "Leiden soll dieser dreckige Hurensohn. Bei lebendigem Leib werd ich ihm die Haut vom Leib ziehen und seine Wunden salzen. Seinen Kopf werd ich ihm abschneiden und an den Bugspriet hängen bis er dort vollständig verfault und von der salzigen Seeluft zerfressen ist." Die Haut seiner Knöchel verfärbte sich schneeweiß als er sich in der Kante des Schreibtisches festkrallte und diesen letzlich mit einem mächtigen Ruck von den Beinen riß und er laut scheppernd auf die Seite kippte. Mordekhaine setzte mit einem Tritt nach und der Schreibtisch fiel Kopfüber und begrub wertvolle Seekarten und nautische Bücher unter sich. "Am Großmast werde ich diesen Kendric aufknüpfen und mit Honig bestreichen auf das ihm die Möwen das Fleisch von den Knochen picken." Mit einem ausladenden Handstreich fegte er einen Sextanten und einen Teller mit Essensresten von einer Kommode.

Blutrot knallt unsere Flagge am Mast,
Am Boden da huschen die Ratten,
Ein Totengerippe ist unser Gast,
Im Segel wehn grausige Schatten

ertönte es gedämpft vom Deck

Energisch packte er mit beiden Händen den gepolsterten Stuhl und war drauf und dran ihn durch das sündhaft teure Buntglasfenster im Heck zu werfen als er die sanfte Berührung einer Hand mit feingliedrigen Fingern und langen Fingernägeln auf seiner linken Schulter spürte. "Zügle deinen Zorn. Trag ihn in dir, nähre ihn und kanalisiere deinen Hass und setzt ihn frei wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Schnaubend trat Mordekhaine einen Holzeimer vor sich in hohem Bogen davon. Nachdem der Eimer an der Wand zersplitterte drehte er seinen Kopf langsam über seine linke Schulte und blickte in die kalten und berechnenden Augen einer Erinye. "Was weißt du schon von Zorn? Er hat sie mir genommen dieser Bastard, und dafür werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen. Qualvoll sterben wird dieser von einer räudigen Hündin ausgekotzte Schweinehund. An einer handvoll Kuhscheiße soll er elendig ersticken." Die Adern an seinen Händen zeichneten sich ab als er sie wütend zu Fäusten ballte und vor Zorn zitternd im Raum stand. "Er hat Suna ermordet, hat sie mir entrissen, ich..." er wischte die Hand der Erinye beiseite und stapfte auf eine erloschene Wandlaterne zu die er sogleich mit roher Gewalt aus der Verankerung riß und von einem lauten Krachen begleitet in eine Vitrine schleuderte.

Im Kielwasser schwimmt das Meerweib nach,
Schiffsvolk so lach!
Leben ist Tand!
Noch herrscht die Hölle vom Niemandsland!

Den Teufel haben wir selber an Bord,
Der Schiffsrumpf birgt gleißende Schätze.


Mit leichtfüssigen Schritten näherte sich die Erinye dem Kapitän von hinten und schlang ihm die Arme und Tailie und Brust. Begleitet von einem leisen kichern hauchte sie ihm etwas ins Ohr. "Ich weiß mehr über Zorn als du ihn deinen wenigen Jahren jemals an Erfahrung ansammeln könntest Sterblicher. Beherrsche dich. Ein jämmerliches Bild als tobender Rohling gibst du ab. Rache ist ein Gericht das am besten kalt serviert wird. Halte dich an meinen Ratschlag und wir werden gemeinsam ein köstliches Mahl für Kendric vorbereiten. Eine Mahlzeit die so bitter schmeckt das nurmehr ein verzweifeltes Häuflein Elend von ihm übrig bleiben wird." Mit einer Hand streichelte sie über sein Haar und drückte ihre wohl geformten Brüste feste in seinen Rücken. "Ränke schmieden. Ausharren und Planen." Mordekhaine spie diese Worte verächtlich aus und spuckte unterstreichend auf die Planken. "Ich will ihm Schmerzen zufügen, sein Gesicht einschlagen, seinen Körper verbrennen. Und ich will es jetzt!" Wieder brach sein Temperament mit ihm durch, er riß sich los und schlug mit der bloßen Faust gegen ein Flaschenschiff das auf einem Regal die Wand dekorierte. Das Glas zerbrach und zerschnitt ihm die Finger.

Die Zeichen von Priestern sind fehl an Bord,
Wir lieben den Trunk und die Metze.
Die Tanzmusik spielt uns das wilde Meer,
Schiffsvolk komm her!
Das Leben ist Tand!
So lebt die Hölle vom Niemandsland!


Mit zaghafter Bewegung löste der Pockennarbige sein Ohr von der Tür zur Kapitänskajüte. Der Käptn is ja mal echt übel gelaunt. Vorsichtig näherte sich seine blasenübersähte Hand dem vergoldeten Türknauf. Ein krampfhafter Versuch das letzte bisschen Mumm in den Knochen zu sammeln und sich gerade machen, dann betrat er die Kajüte. Als er die Verwüstung sah verschwand schlagartig der mühsam angesammelte Mumm und das Pockengesicht starrte mit verstörtem Blick zu seinem Kapitän. Welcher für seine Augen auch die einzige Person in der Kajüte war. "Eh... Käptn... eh... der Ausguck meldet..." die Farbe veschwand zunehmends aus seinem Gesicht als er schließlich weiterstammelte "Also, der Ausguck... er... er meldet ein Schiff am Horizont. Die haben die Flagge von Persepone gehisst Käptn. Was... was soll'n wir machen?"

Und macht unser Kahn seine letzte Fahrt,
Laßt lachend, als Sarg ihn versinken.
Wir sterben nach wilder Seeräuberart,
Heut morden und morgen ertrinken.


Als Antwort erhielt Pockengesicht, oder von seinen liebevollen Kameraden auch Kraterfresse genannt, einen silbernen Pokal ins Gesicht gedonnert. "Was ist das für eine Scheiß Frage? Und was soll dieses beschissene Rumgestottere. Ich dulde keine zögerlichen Weicheier an Bord, reiß dich zusammen und sag den Männern sie sollen Kurs auf das Schiff setzen. Wetzt die Säbel und streut Sand. Wir werden bald auf einem blutgetränkten Deck kämpfen." Ein Funkeln schlich sich in Mordekhaines gesundes Auge. Endlich die Ablenkung die er sich so sehr herbeigesehnt hatte. Hinter ihm stand die Erinye und lächelte das ahnungslose Pockengesicht böse an. "Er hat uns unterbrochen, deine Männer haben einfach keinen Anstand." "Nicht seine Schuld, er kann dich ja nicht sehen." murmelte Mordekhaine als Antwort und erntete dafür von Pockengesicht einen fragenden Blick. Als ihm sein Blick und die davon ausgehenden Gefahr für sein Weiterleben bewußt wurde, stahl er sich sofort aus der Affäre indem er sich die gebrochene Nase reibend aufs Oberdeck flüchtete.

Bei grünen Algen und weißem Sand,
Schiffsvolk am Strand!
Leben ist Tand!
So stirbt die Hölle vom Niemandsland!


Der Männerchor verstummte und dreckiges Gelächter und Gejohle voller Vorfreude auf ein Gemetzel trat an seine Stelle. Mordekhaine schnappte sich einen Säbel den er sogleich in seiner Schärpe verstaute, und wollte sich auf den Weg an Deck an machen als er das leichte Kratzen eines scharfen Fignernagels an seinem Hals verspürte. "Wir sind noch nicht fertig miteinander. Wenn du dich abreagiert hast werde ich dich einweihen. Also spiel nicht zu lange mit den anderen Kindern" dann hauchte die Erinye dem Kapitän einen mütterlichen Kuss auf die Wange und lies ihn ziehen. Letztlich stand Mordekhaine an Deck und wartete darauf in Enterreichweite zu kommen. Er war wütend, verdammt wütend. Und es gab eine ganze Schiffsladung voller perseponischer Matrosen um sich die Wut von der Seele zu massakrieren...

Mordekhaine - Die ganze Welt dreht sich um mich. Denn ich bin nur ein Egoist. Der Mensch, der mir am nächsten ist. Bin ich, ich bin ein Egoist.

Da geht er hin, einer von Gottes eigenen Prototypen, ein aufgemotzter Mutant von der Sorte, die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurde. Zu spleenig zum leben und zu selten zum sterben