[Melcher] Sinnestäuschungen - ein Leitfaden für magisch unbegabte Personen

Started by Sanvean, 24. September 2009, 23:00:52

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Sanvean

*ein abgegriffenes und wohl hundertfach gelesenes Buch aus Melchers Besitz*



Sinnestäuschungen – ein Leitfaden für magisch unbegabte Personen

-Luskan, Jahr 1298 (Jahr der spitzen Knochen), Verfasser unbekannt-


Es gibt überraschend viele Wege, die Sinne anderer zu täuschen, auch ohne den Einsatz von Magie. Es ist nicht einfacher oder schwieriger als andere Arten der Sinnestäuschung, aber es erfordert ein ebenso hohes Maß an Übung. Am besten ist eine Art Mentor, der einem die Grundlagen und Feinheiten dieser Kunst beibringen kann und ich hatte das Glück, einen solchen Mentor zu haben: das Leben selber.

Intuitiv wissen die meisten, wie man verhindert, dass andere einen bemerken. Dunkle oder der Umgebung angepasste Kleidung, Schleichen und sich allgemein leise bewegen sind Gedanken, auf die jeder ganz instinktiv kommt – aber nur wenige meisterhaft beherrschen. Diese Tricks dienen dazu, dass die Sinne anderer Personen einen nicht wahrnehmen. Im Folgenden werden diese Methoden ,,Grundlagen" genannt: Tarnen und Schleichen.
Fortgeschrittene können diesen Teil getrost überspringen und zu den speziellen Teilen übergehen, in denen es darum gehen wird, ganz gezielt einen falschen Eindruck zu erwecken. Das sind die ,,speziellen Grundlagen", nämlich Ablenkung und Manipulation. Damit kann man ebenso körperlich unentdeckt bleiben, indem man die Sinne anderer Personen gezielt in die falsche Richtung lenkt – oder im Falle, dass man entdeckt wird, seine Identität geheim hält.


Lektion 1: Tarnen (visuelle Täuschung)

Die eiserne Grundlage dieser Methode heißt: Verlasse dich nie auf deine Tarnung! Sie ist ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger. Sie vermag es nicht, dich unsichtbar zu machen, sondern senkt nur die Chance, dass du entdeckt wirst. Der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass es sich nicht um einen Zauber handelt, der aufgehoben werden kann oder irgendwann in seiner Wirkung nachlässt. Doch sollte man sich nie in Sicherheit wiegen und sich zu übermütigen Aktionen hinreißen lassen. Merke dir diesen Rat.


Tarnen in der Natur

Kleidung und Hautfarbe:

Die Farbe deiner Tarnung (Kleidung, Gesichtsfarbe) sollte der Umgebung natürlich so genau wie möglich gleichen. Am besten, man färbt sich den Stoff der Kleidung vorher mit Erde, Lehm oder zerdrückten Pflanzen und zwar möglichst direkt von dem Ort des zukünftigen Verstecks. Steinstaub vermischt mit Wasser empfiehlt sich in felsigem Gelände. Ein tiefes Nachtschwarz gibt Kohle oder verbranntes Holz. Man sollte den Stoff am besten selber färben, um unangenehme Fragen neugieriger Schneider zu vermeiden.

Diese Farben lassen sich auch auf Gesicht, Hals und Hände auftragen. Doch Vorsicht: während die Pigmente trocknen, werden sie oft heller. Ungebleichter Stoff oder das Fell bestimmter Tiere sind für die eisigen Höhen der Gebirge geeignet. Mit Kreide kann man sich die unbedeckten Körperstellen aufhellen. Die genaueste Prüfung der Tarnkleidung ist sehr wichtig: es darf möglichst keine Körperstelle übrig bleiben, die nicht bedeckt ist. Glänzende Stoffe oder gar Metall (genannt seien Gürtelschnallen oder Schmuck) dürfen sich nicht am Körper befinden. Lange Haare müssen vorher zurückgebunden und bedeckt werden. Waffen sollten griffbereit, aber unter dem Stoff verborgen sein.

Große Umhänge in der jeweiligen Tarnfarbe haben sich bisher gut bewährt – zumindest bei mir. Diese sollten am besten Kapuzen oder Gugel haben, die sich tief ins Gesicht ziehen lassen. Deine Schwachstelle ist das Gesicht, welches du natürlich nicht vollständig bedecken kannst, wenn du ein Ziel im Auge behalten willst. Manche nehmen sehr dünnes Leinen, um es sich einmal um den Kopf zu wickeln und durch die Maschen des Stoffes oder kleine Löcher zu sehen. Der Vorteil ist, dass man dadurch zugleich maskiert ist und im Fall der Fälle unerkannt entkommen kann – oder angreifen. Diese Methode schränkt aber zugleich das Gesichtsfeld ein und bedeckt die Ohren. Falls man genau zielen muss oder ein Gespräch belauschen, könnte das also keine gute Idee sein.

Außerdem ist die Art des Stoffes ausschlaggebend. Man muss ein Stück Sicherheit opfern, denn schwere Rüstung fällt selbstverständlich aus. Leder lässt sich schwerer färben als Stoff und auch hier muss man abwägen: schützt man sich lieber vor eventuellen Angriffen oder bleibt man im Notfall beweglich? Wie ist die Temperatur und das Wetter? Allgemein sollte man lieber mehrere Lagen dünnen Stoffes nehmen, anstatt sich in dicke Gewänder zu verpacken, falls es kalt ist. Wenn es denn Leder sein soll, muss die Farbe geeignet sein, vorausgesetzt, es ist dünn und knartscht nicht beim Bewegen.


Gepäck:

Das Warten kann manchmal lange dauern. Wann und ob überhaupt die Zielpersonen deines Vorhabens auftaucht, ist nicht immer vorhersehbar – es sei denn, du kennst ihren Tagesrhythmus. Zumindest Wasser und ein wenig Brot sollten mitgenommen werden, ansonsten möglichst leichtes, unauffälliges Gepäck. Die Waffen deiner Wahl sollten so gelagert werden, dass sie nicht klirrend aneinander schlagen – falls Waffen überhaupt für dein Vorhaben nötig sind. Wenn, dann dürften die meisten Situationen Fernwaffen erfordern: Armbrust oder Bogen, wobei der Bogen sicherlich am sperrigsten und daher auffälligsten sein könnte (der Köcher muss sich unter deiner Tarnung befinden!). Natürlich gibt es noch andere Waffen, wie Wurfpfeile, oder Pfeile aus einem Blasrohr, Zwillen und so weiter. Geübte Fallensteller können ihre ,,Waffe" ja auch schon Stunden vorher installiert haben. Aber hier soll es ja nur um Tarnung, und nicht um Angriff gehen. Und diese ist auch beim ganz harmlosen Belauschen oder Spähen wichtig.


Der beste Ort:

Da Schleichen und Verfolgung hier noch nicht behandelt wurden, gehen wir von einem festen Ort der Beobachtung aus. Wähle einen Ort, von dem aus du möglichst guten Überblick hast und trotzdem verborgen bleibst. Das ist die Herausforderung. Man sollte zudem immer einen guten Zeitraum einplanen, um sich vor Ort einzurichten – eben ,,unauffällig" zu machen.
Wenn Personen sich umschauen, bleibt ihr Blick meist auf Augenhöhe – wenn sie keinen Verdacht geschöpft haben oder Grund haben, misstrauisch zu sein. Nahe am Boden oder in ein paar Metern Höhe sind daher ideale Orte, um nicht bemerkt zu werden. Hier bieten sich an: Erdmulden, Felsspalten oder das Unterholz des Waldes. In anderer Richtung Bäume (allerdings schlechte Rückzugsmöglichkeit), Felsüberhänge oder Felsplateaus. Der Abstand zum Ziel hängt von der Situation ab: Sehweite, Hörweite oder nah genug, um zielen zu können? Wie nahe könnte das Ziel einem kommen und wie nahe ist zu nahe? Es sollte keine zu windige Stelle sein. Pfeifende Windgeräusche über spitzen Felsen sind ziemlich ärgerlich. Am besten wählt man einen schattigen und wettergeschützten Ort, an dem man selber nicht von der Sonne geblendet wird.

Doch: den idealen Ort gibt es oft nicht. Nachteile eines Ortes können (zum Teil) mit Tricks ausgeglichen werden, doch dazu später mehr. Die Möglichkeit einer Entdeckung ist immer gegeben, das ist eben Berufsrisiko. Wer das nicht eingehen will, kann ja Blumenverkäufer werden. Doch es gibt auch Dinge, die man nicht vollständig kontrollieren kann:


Lichtverhältnisse:

Wie ändert sich das Licht im Laufe der Zeit? Handelt es sich um Tageslicht, sind folgende Dinge zu beachten: die Wanderung der Schatten während des Sonnenlaufs, spiegelnde Oberflächen (zum Beispiel Wasser) und die Bewölkung. Die Morgen- und Abenddämmerung sind knifflige Zeiten. Wenn sich das Licht plötzlich orange verfärbt und die Sonne am Horizont ist, ergeben sich Schlagschatten oder die Farbe deiner Tarnung verändert sich. Gerade im Gebirge verfärbt sich der Himmel oft sehr stark am Abend.

Die Nacht ist dein Freund, doch der Mond ist dein Feind. Es ist wichtig zu wissen, ob Neumond oder Vollmond ist, ob er ab- oder zunimmt. Auf einer eben noch dunklen Lichtung von fahlem Mondlicht überrascht zu werden, ist mit das schlimmste, was dir passieren kann. Es kann nachts durchaus dunkel sein, weil Wolken den Mond bedecken – nicht weil der Mond nur ganz schmal ist. Der eigene Seh-Sinn ist nachts natürlich auch eingeschränkt, nicht nur der deiner Feinde. Aber in diesem Abschnitt geht es ja darum, wie du ungesehen bleibst. Zu dem anderen Problem später mehr.


Eigenschaften der Zielperson:

Dieser Abschnitt ist von größter Wichtigkeit! Menschen können zwar unterschiedlich gut sehen und sind unterschiedlich aufmerksam. Deine größte Gefahr sind jedoch nicht-menschliche Wesen. Besonders Elfen verfügen üblicherweise über äußerst scharfe Sinne, was das Lauschen und Entdecken betrifft. Sie können in schlechten Lichtverhältnissen besser sehen als Menschen und sind häufig mit den Gegebenheiten der Natur bestens vertraut. Insbesondere Dunkelelfen sind eben – wen überrascht es – Dunkelheit gewohnt. Auch Zwerge, Gnome und Ork-Mensch-Nachkommen vermögen Dinge in der Dunkelheit besser wahrzunehmen. Auch von den sogenannten ,,Berührten", die man hin und wieder in Faerûn antrifft wird gesagt, sie hätten im Dunkeln schärfere Sinne. Wenn der Leser dieser Zeilen selbst einem dieser Völker angehört, ist dies natürlich auch für ihn ein Vorteil. Aber auch er wird diese Fähigkeiten bei der anderen Person in Rechnung stellen müssen.
Weiterhin gibt es Zauber, die in Sekundenschnelle die Umgebung erhellen können (oder auch verdunkeln, doch dies ist weniger problematisch) oder andere Effekte auf dich haben. Doch: das geschieht meistens, wenn du eh schon entdeckt bist oder jemand misstrauisch wurde. Und mit dieser Abhandlung sollte das schließlich nicht passieren.


Mögliche Störungen:

Alle möglichen Störungen im voraus einzuplanen ist praktisch nicht machbar. Vögel, die sich über einem entleeren; aggressive Eichhörnchen oder die berühmte Geschichte von dem armen Kerl, der vorher zu viele Bohnen gegessen hat...das sind ja alles ganz lustige Geschichten. Aber man kann sie nur erzählen, wenn man überlebt hat.
Wichtig ist zunächst, mögliche Feinde auszumachen. Tiere oder Monster, die einen überraschen könnten und Alarm schlagen. Eine Besonderheit stellen Tiere dar, die mit einem intelligenten Wesen verbunden sind, beispielsweise einem Druiden oder Magier. Am besten, man hat hinter sich keine allzu große freie Fläche, von der sich Tiere anpirschen können. Mit dem Rücken zur Wand sollte man jedoch auch nicht stehen. Ein kleiner Fluchtweg ist ideal, für den Notfall oder nach vollbrachter Tat.

Zu beachten sind zuletzt die Probleme, die man selber hervorruft. Die Grundregel lautet: Auch wenn der Einsatz noch so lange dauert, niemals eine Pfeife rauchen. Nie. Wirklich nicht. Außerdem sollte man sich vorher ausreichend entleert und nur leicht gespeiset haben. Wenn du mit einer zweiten Person unterwegs bist, sind Gespräche unbedingt zu vermeiden, am besten, man verständigt sich mit Handzeichen.

Die Tarnung sollte schließlich nur aufgelöst werden, wenn die Lage absolut sicher ist. Im Zweifelsfall sollte ein halbes Stundenglas lang gewartet werden.




*in den nächsten Kapiteln folgen:*

Lektion 1 (Fortsetzung)
Grundlagen des Tarnens (visuelle Sinnestäuschung):
- Tarnen in geschlossenen Räumen
- Tarnen während einer Beschattung

Lektion 2
Grundlagen des Schleichens (akustische Sinnestäuschung):
- Leise Bewegen in fünf Schritten

Lektion 3
Spezielle Grundlagen: Ablenkung und Manipulation
- Ablenkung (akustisch): Geräusche nachahmen, Geräusche in Entfernung auslösen
- Ablenkung (visuell): Blenden, Feuer, Rauch, falsche Fußspuren, Sonstiges
- Manipulation: falsche Informationen streuen, falsche Identität annehmen, Verkleidungen

Lektion 4
Die anderen Sinne
- Täuschung des Geschmackssinns bei Giften

Lektion 5
Nützliche Tricks

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Chars:
Melcher Falkenfeder
Ardemian Inean

NWN2-Account: tupamaros

Sanvean

Eines Sonntags ging Melcher zu der Landpsitze am Hafen, setzte sich in die Vormittagssonne und öffnete das Buch beim zweiten Kapitel. Er blickte sich nocheinmal um und begann zu lesen.

*in säuberlicher Handschrift geht der Text des geheimnisvollen Autors aus Luskan weiter. Dieser Teil des Buches scheint besonders oft gelesen worden zu sein. Am Rand der Seiten hat Melcher wohl Kreuze gemacht und im Text sind mehrere Stellen unterstrichen*


Tarnen in geschlossenen Räumen

Geschlossene Räume werfen einige Schwierigkeiten auf und sind die Königsdisziplin erfolgreicher Tarnung. Noch einmal zur Erinnerung: hier in den Grundlagen geht es darum, wie man sich am besten den Sinnen anderer Wesen entzieht - ohne den Einsatz von Magie. Bisher wurde das am Beispiel der freien Natur gezeigt. Dabei wurde vor allem auf den optischen Sinn eingegangen: Wie verhindere ich, dass andere mich sehen? Wer sich hingegen stärker für die Kunst der Lautlosigkeit interessiert, dem seien die „Grundlagen des Schleichens“ weiter unten ans Herz gelegt oder auch "Tarnen auf der Flucht".

Wenn es um geschlossene Räume geht, kann man die Ebene der Geräusche nicht mehr so ignorieren wie bisher. Es gibt keinen Wind, kein Blätterrascheln oder Vogelgezwitscher, welches eigene Geräusche übertönt. Im Wald ist das Knacken eines Astes kein ungewöhnliches Geräusch, in einem Zimmer kann ein zu lautes Atmen schon bemerkt werden. Ein etwas exotischeres Thema sind Gerüche. Bekannt wurde der Fall des Schattentänzers Rufus P., der vor einem wichtigen Auftrag eine mit reichlich rohen Zwiebeln gewürzte Brotzeit genossen hatte. Und wir reden hier nicht nur von Mundgeruch. Möge Shaundakul, der Herr der Winde, seiner Seele gnädig sein. Gerade junge Damen achten auch nicht auf ihre Parfümierung, bevor sie einen Einsatz antreten. Auch dieses Thema werden wir wohl kurz streifen müssen. Tast- und Geschmackssinn können hier aber vernachlässigt werden. In diese Nähe sollte dein Gegner sowieso nie kommen.

Stellen wir uns ein typisches Beispiel vor: das Belauschen eines Gesprächs zwischen zwei Personen in einem Raum. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man ist bereits vor den beiden Personen im Raum oder kommt erst danach hinzu. Letzteres geht eher Richtung Schleichen und wird weiter unten besprochen.


Der Raum

Im Grunde gilt hier vieles, was auch in der freien Natur gilt. Man bezieht Stellung und wartet. Das hat den Vorteil, dass der Raum vorher genau unter die Lupe genommen werden kann – falls er nicht schon zuvor unauffällig erkundet werden konnte. Man muss nun sicherstellen, nicht gesehen, gehört (oder gerochen) zu werden.

Als erstes sollte man sich fragen: Wo befinden sich Lichtquellen? Wo könnten sich in Zukunft Lichtquellen befinden? (zum Beispiel leere Fackelhalter an der Wand). Wo befinden sich Fenster und wird es dann Tag (Tageslichteinfall) oder Nacht (Spiegelung des Lichts von innen) sein? Letzteres wurde der berühmten Spionin Caluma zum Verhängnis, als sie nach und nach in einer Fensterscheibe in ihrem Rücken sichtbar wurde, als draußen die Sonne unterging.

Es ist wichtig, sich bereits vorher die Situation genau auszumalen. Die Lage der Sitzmöbel zeigt, wie die Personen sitzen und in welche Richtung sie schauen werden. Doch Vorsicht, Stühle und Tische könnten natürlich auch zwischenzeitlich verschoben sein, wenn man ankommt. Natürlich sollte möglichst keine der Personen in deine Richtung schauen. Problematisch sind daher vollbesetzte runde Tische in der Mitte eines Raums, aber bleiben wir beim Beispiel mit zwei Personen. Besonders günstig ist ein Versteck im Rücken der Personen oder seitlich zu ihnen.

Wo befinden sich Türen und Eingänge? Ist es eine große Steinhalle, in der jedes Geräusch hallend zurückgeworfen wird oder eine kleine Stube mit knarrendem Holzboden? Möglichst jedes Detail sollte erfasst werden, dafür ist eine gute Auffassungsgabe sehr wichtig – gerade wenn es schnell gehen muss.


Das Versteck

Kommen wir nun zum Ort des Verstecks. Das große Problem sei gleich am Anfang angesprochen: In den meisten Fällen gibt es keine Fluchtmöglichkeit (wie in freier Natur) oder eine Möglichkeit, sich herauszureden (wie zum Beispiel beim Beschatten auf offener Straße). Die dunkle Zimmerecke ist ein gutes Versteck und eine Falle gleichzeitig. Auch hier wieder: Berufsrisiko. In jedem Fall solltest du nicht waffenlos sein – und ich rede nicht nur von Dolchen und ähnlichem. Blendungspulver oder auch einige Kampftechniken der Mönche können einem wertvolle Sekunden zur Flucht verschaffen. Aber darüber haben andere vor mir schon geschrieben und hier soll es nur um die Tarnung gehen.

Um ein gutes Versteck zu finden ist folgende Grundfrage wichtig: sieht das Zimmer für den Bewohner exakt so aus wie vorher, auch wenn ich hier bin? Die meisten Personen sind Gewohnheitstiere. Sie gehen gewöhnlich davon aus, dass Dinge sicher sind, sofern es keine Auffälligkeiten gibt. Der Blick eines Ahnungslosen gleitet routinemäßig nur über die wichtigsten Gegenstände eines Raumes: Stühle, Sessel, Tische und Fenster. Daher sind „persönliche“ Räume (Schlafzimmer, Esszimmer) auch besonders gut geeignet, da sich die meisten hier sicher fühlen und sich nicht jedes Mal genau umschauen. Anonyme Räume wie Verwaltungen, Sitzungsräume oder Gaststuben sind da kniffliger. Andererseits fallen kleine Veränderungen auch nicht so schnell ins Auge, da man nur selten dort ist.

Ich möchte keine Aufzählung möglicher Verstecke geben, das muss jeweils vor Ort entschieden werden. Es gibt aber ein paar Daumenregeln: Möglichst in der Nähe des Ausgangs bleiben. Keine Vorhänge, es sei denn sie sind aus schwerem Stoff und reichen bis zum Boden. Schränke sind recht gut geeignet, bergen aber das Risiko eingeschlossen oder zu einfach entdeckt zu werden. Ideal sind Verstecke, in die man üblicherweise nicht hineinschaut wie die Zwischenräume zwischen Schrank und Wand. Oder auch absurd erscheinende Verstecke, die niemand vermuten würde: große Vasen oder gar die Zimmerdecke. Spektakulär sind Einzelfälle von Gemälden mit Hohlräumen dahinter, hinter denen ein Spion saß und durch die Augen der gemalten Person kucken konnte. Eigentlich sind der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt.


Schatten

Was ist mit Räumen, die scheinbar keine Versteckmöglichkeiten bieten? Ich stelle die Behauptung auf: Es gibt sie nicht. Den Fehler, den die meisten begehen liegt darin, den Raum durch ihre eigenen Augen zu sehen und nicht durch die Augen anderer. Es sei noch einmal gesagt: normalerweise erwarten die meisten nichts ungewöhnliches. Wenn man kein Geräusch macht, wird es auch keinen Grund für die Person geben, in deine Richtung zu schauen. Mit diesem Satz im Gedächtnis werden sich einem ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

In jedem Raum gibt es Schatten, es sei denn, er ist stockdunkel und damit wieder ein einziges großes Versteck. Ideal sind Verstecke direkt hinter einer Lichtquelle, und zwar in dem Schatten, den sie wirft. Wenn nun dein Gegner direkt in eine helle Flamme oder Lichtquelle schaut, erscheint die unmittelbare Umgebung der Flamme für ihn ein wenig dunkler. Das Licht überstrahlt dich sozusagen. Mit der richtigen Übung ist (fast) nichts unmöglich. Man erzählt sich von Schattentänzern, denen bereits der Schatten einer einzigen Fackel als Versteck diente. Wer diese Kunst perfekt beherrscht, vermag Schatten sogar bewusst zu schaffen oder sie zu verdunkeln. Viele Schattentänzer greifen hier auf die Kräfte der Schattenebene zurück. Hierauf soll an dieser Stelle nicht mehr weiter eingegangen werden.

Auch ohne sich der Kräfte anderer Ebenen zu bedienen, können wir Schatten für uns nutzen. Es geht darum, die eigene Körperhaltung den Schatten der Umgebung möglichst genau anzupassen. Manche Schattentänzer oder andere geübte Kundschafter und Schleicher legen sich auf den Boden und verschmelzen mit einem bereits vorhandenen Schatten oder schaffen es mit akrobatischen Bewegungen, die bereits vorhandenen Schatten der Umgebung zu imitieren.
Sie können außerdem verhindern, dass sie selber einen Schatten werfen, der sie verrät, indem sie ihren Körper so verrenken, dass er einen vollkommen unauffälligen Schatten wirft: Arme werden zum Beispiel zu Ästen eines alten Baumes an der nächtlichen Zimmerwand. Diese "künstlichen" Schatten müssen auch nicht immer Sinn ergeben. Ich habe da Geschichten gehört, dass Spione in einigen Fällen irgendwelche kantigen Formen nachahmen, die sich nahtlos in die verschiedenen Schatten eines Zimmers einfügen, obwohl sie bei genauerem Hinsehen nicht wirklich Sinn ergeben, da es gar kein entprechendes Möbelstück im Raum gibt. Aber wer zählt schon die Schatten eines Raumes, wenn er ihn betritt?
Doch das sind alles nur Bruchstücke im Vergleich zur wahren Kunst der Schattentänzer, deren tiefe Geheimnisse an dieser Stelle im Dunkeln bleiben sollen.
Chars:
Melcher Falkenfeder
Ardemian Inean

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Sanvean

*und weiter geht der Schurkenratgeber aus Luskan*


Geräusche

Wer sich in einem geschlossenen Raum tarnen will (zur Spionage oder zum Belauschen) macht oft den Fehler, nur auf die eigenen Geräusche zu achten, zum Beispiel nicht zu hektisch zu atmen oder andere Lüfte raus zu lassen. Man sollte aber unbedingt auf die Geräuschkulisse des ganzen Raumes hören: Gibt es ein Echo an den Wänden (zum Beispiel in Tempeln oder Höhlen)? Dringen Geräusche von draußen ein? Wie ist der Boden beschaffen (knarrendes Holz, glatter Stein oder Teppich)? Solche Dinge kann man auch im alltäglichen Leben trainieren und das sollte ein angehender Schleicher auch tun.
Auch die Stimmen dritter Personen sind wichtig: in einer vollbesetzten Taverne das Ohr zu spitzen und gleichzeitig nicht gehört zu werden, ist recht einfach. Auf der anderen Seite könnte man selber Probleme haben, einem Gespräch zu folgen. Beachten sollte man noch, dass Menschen Geräusche von überall her wahrnehmen können – auch hinter ihrem Rücken – während sie nur das sehen können, was direkt vor ihnen ist. Wir haben schon zu viele unserer fähigsten Frauen und Männer verloren, weil sie sich in Sicherheit wiegten gut getarnt zu sein.


Gerüche

Kommen wir zum Schluss zum pikanten Thema der Gerüche. Gegen Angstschweiß hilft nur eine gute Vorbereitung, die einem Sicherheit gibt. Einige empfehlen aber auch Kalk, der vorher unter die Achseln aufgetragen wurde. Sind Tiere im Raum, kann dies zu einem Problem werden. Tiere sind generell ein ganz großes Problem, für das noch keine wirkliche Lösung gefunden wurde. Gerade Hunde können äußerst gut riechen (und auch hören), während jedoch der Seh-Sinn bei vielen Tieren eher unterentwickelt ist. Um ganz sicher zu gehen, bieten sich diverse Gifte an, um einen unangenehmen Kläffer vorher auszuschalten. Ansonsten sollte man auf folgendes achten: Vorher keine zu stark gewürzten Speisen oder Hülsenfrüchte essen, aber ebenso nicht mit leerem Magen hingehen (Magenknurren). Keine Duftöle, Seifen oder parfümierte Salben auf die Haut bringen. Vermummung kann auch gegen Atemgeruch sinnvoll sein – ganz zu schweigen von anderen Vorteilen.


Sonstige Hilfsmittel

In den Weiten Faerûns gibt es allerlei Gegenstände mit besonderen Eigenschaften. Man muss selber nicht zauberkundig sein, um sie zu nutzen, wobei natürlich das Wissen in dem Bereich hilft. Es gibt verzauberte Umhänge, die sich der Hintergrundfarbe der Wand anpassen, doch die gibt es natürlich nicht an jeder Straßenecke. Bestimmte Tränke führen zu einer Veränderung der Hautoberfläche. Eigentlich ist dies zum Schutz gedacht, kann aber auch zu unseren Zwecken genutzt werden. Die Haut gleicht dann der Rinde eines Baumes, einem Felsen oder gar dem Fell eines Tieres. Ungewöhnliche Steinoberflächen können allerdings von Zwergen recht gut aufgespürt werden und vielleicht können besonders naturkundige Wesen auch eine echte von einer imitierten Rinde unterscheiden.
Auch kann die Wirkung dieser Tränke im falschen Moment nachlassen, daher werden sie normalerweise nicht benutzt und sollten kein Ersatz für eine gute nicht-magische Tarnung sein. Unsichtbarkeitstränke fallen in die selbe Kategorie und machen schließlich auch nicht lautlos. All diese Tränke und Tinkturen können also nützlich oder Schnickschnack sein. In jedem Fall sind sie nur als Ergänzung zu sehen.



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Melcher Falkenfeder
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Die Echse war schnell  gewesen und hatte Melcher aus dem Hinterhalt angegriffen. Im Kampf hatte er ihr ein paar empfindliche Stiche in den Bauch und die Kniekehle geben können, doch mit einem schnalzenden Geräusch hatte sie Verstärkung herbeigerufen. Er wurde von drei Echsen umzingelt, die er eine Weile mit gezogenen Dolchen auf Abstand halten konnte, während die verletzte Echse den anderen etwas zuzischte. Sie hatten zunächst einen Kreis um ihn gebildet, doch nun stellten sie sich nebeneinander vor ihm hin.

,,Gib unssss Beutel", zischte die eine und deutete mit einer Klaue auf sein Gepäck.

,,Ich denk nich' dran", stieß Melcher hervor und ging langsam rückwärts. Ein Hieb auf seinen Hinterkopf ließ ihn zusammensacken. Ein Ablenkungsmanöver...


Als er erwachte, fehlte sein Gepäck tatsächlich. Er spuckte wütend aus und rieb sich den Hinterkopf. Was war alles drin gewesen? Ein bisschen Geld, Dietriche, Proviant, eine Armbrust und eine Schachtel mit Bolzen...ersetzbare Dinge. Dann fiel es ihm siedendheiß ein: Das Buch! Das Buch, welches er seit fast 20 Jahren besessen und tausendfach gelesen hatte, sein ständiger Begleiter auf seinen Reisen, welcher ihm oft den einen oder anderen lebensrettenden Ratschlag gegeben hatte: ,,Sinnestäuschungen" - von dem unbekannten Autor aus Luskan.


"Verflucht!", brüllte er in die kühle Morgenluft. In welche Richtung waren sie gegangen, wo könnte das Buch sein? Er musste es unbedingt zurückhaben. Als die Sterne vor seinen Augen irgendwann verschwunden waren, erhob er sich um sich nach Spuren im Boden umzuschauen...

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*eine grünlich geschuppte Hand mit schwarzen Klauen schlug das Buch an einer beliebigen Stelle auf und warf es kurze Zeit später schnaubend in ein Gebüsch. Das Buch verfing sich in den Zweigen, rutschte irgendwann zu Boden und öffnete sich an folgender Stelle*



Tarnen während einer Beschattung in Städten:

Diese Form des Tarnens stellt einen vor sehr interessante Herausforderungen. Das besondere ist, dass man sich nun tarnen muss, während man sich selber bewegt. Im Folgenden gehen wir von einer typischen menschlichen Stadt unserer Zeit aus, mit dem üblichen Gewirr von Straßen und Gassen.


Grundlagen

Beschattung kann vieles heißen: von der wochenlangen Beobachtung eines Gebäudes bis zur kurzen Verfolgung einer Person. Hier soll es vor allem um letzteres gehen und darum, wie man verhindert, dass einen die Sinne des anderen wahrnehmen.
Die Kunst besteht darin, sich einer Zielperson zu nähern aber trotzdem gerade genug Distanz zu halten. Was das betrifft, sind Städte ein Segen und ein Fluch. Tagsüber kann man im Gewimmel der Menschen untertauchen und jemandem ganz selbstverständlich folgen. Je voller die Straßen, Gassen und Märkte, desto besser. Dies mag im ersten Moment nicht einleuchtend klingen, sind wir es doch gewohnt, im Verborgenen zu arbeiten. Doch so, wie man in einem grauen Umhang mit den Felsen eines Gebirges verschmilzt, so wird man als ganz normal wirkender Bürger mit dem Gewühl einer Stadt verschmelzen. Ebenso bieten Haus- und Tempeleingänge, Gassen und Torbögen viele Möglichkeiten, sich im Notfall zu verbergen.

Andererseits: Je mehr Augenpaare, desto größer die Gefahr, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Herumstromernde Straßenkinder, neugierige Waschfrauen in Hinterhöfen und nicht zuletzt unsere Freunde aus Stadtwachen und -garden sind permanente Gefahrenquellen. Nicht, dass es verboten wäre, jemandem unbemerkt zu folgen. Mir sind im Jahr der Niederschrift dieser Abhandlung keine Stadtverordnungen in diesem Teil Faerûns bekannt, die das untersagen. Aber es zieht Aufmerksamkeit auf sich und macht misstrauisch. Und das sind zwei Dinge, die wir vermeiden möchten.


Tag und Nacht

Man muss unterscheiden zwischen ,,ungesehen" und ,,unerkannt" bleiben. Ungesehen bleibt man, wenn einen andere tatsächlich nicht sehen. Unerkannt bleibt man, wenn man zwar gesehen wird, aber sich niemand etwas dabei denkt oder Verdacht schöpft. In beiden Fällen hat man den Sinneseindruck anderer beeinflusst.

Daher lauten die zwei goldenen Regeln auch:
1.Nachts ist die beste Zeit um ungesehen zu bleiben
2.Tagsüber ist die beste Zeit um unerkannt zu bleiben


Die erste Regel klingt für den Leser dieser Schrift wohl recht einleuchtend. Hier gibt es die meisten Parallelen zum Tarnen in der Natur: man passt sich optisch der Dunkelheit an und nutzt die schwarzen Schatten von Gassen und Hauseingängen um eine Person zu beobachten oder zu verfolgen (man lese hierzu das Kapital über Schleichen, welches noch folgt). Wenn es um Schatten geht, wird der Nachteil von dichten Städten schnell zu einem Vorteil. Das Licht von Fackeln, Fenstern und Straßenbeleuchtung wirft zwar viel Licht, doch ebenso ein Mosaik von Schatten, dass es dem kundigen Schleicher ermöglicht, in Sekundenschnelle mit der Dunkelheit zu verschmelzen.
Allerdings: die Kleidung sollte als alltägliche Kleidung durchgehen. Keine schwarzen Masken oder ähnliches, hier sind lockere Kapuzen ausreichend, die im Falle einer Entdeckung schnell zurückgeschlagen werden können. In vielen Städten herrscht Vermummungsverbot. Wenn der Verfolgte nichts gemerkt hat und man selbst nicht vermummt ist, wird es auch keinen Anhaltspunkt geben. Dann hat man eben einen Nachtspaziergang gemacht.

Die zweite Regel klingt im ersten Moment vielleicht seltsam. Doch wenn man sich tagsüber nicht optisch tarnen kann, da die Schatten nicht tief genug sind, gilt das genaue Gegenteil zur ersten Regel: Tue immer so, als ob du ganz selbstverständlich dort hingehörst, wo du dich gerade befindest. Die Leute sehen einen – aber sie denken sich nichts dabei. Hierzu gehört ein Mindestmaß an Talent zur Verstellung, sowie eine gute Beobachtungsgabe. Wer in den Parks und Prachtalleen des Adels unerkannt bleiben will, der muss sich auch so kleiden und verhalten wie sie. Geht es um eine Beschattung in einem Armenviertel ist gut geschneiderte Kleidung natürlich fehl am Platz. Auch die Art des Gehens und deine Körpersprache sind wichtig. Schaue dich nie um wie ein Reisender oder jemand, der zum ersten Mal diesen Teil der Stadt betritt. Am besten gehe wie ein Einwohner, der ein Ziel vor Augen hat – dabei ohne dein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Nichts wäre auffälliger, als jemand der am hellichten Tage (und dann auch noch maskiert) um irgendwelche Häuserecken streicht. Man sollte sich also natürlich und ganz selbstverständlich bewegen. Das ganze klappt natürlich nur, wenn die Person, die du verfolgst, dein Gesicht (noch) nicht kennt.

Was tun, wenn sich die Zielperson plötzlich umdreht? Wie kann ich mich auf den Einsatz vorbereiten und was nehme ich mit? Von diesen praktischen Fragen handelt der nächste Abschnitt.

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Melcher war den Spuren der Echsen einige Stunden bis zum Rauschenden Wasser gefolgt. Je steiniger der Boden wurde, desto schwieriger wurde es, die Abdrücke im Boden auszumachen. Immer häufiger musste er sich zwischen zwei Wegen entscheiden und bald konnte er nicht mehr sicher sein, irgendwann der richtigen Spur gefolgt zu sein. Es wurde langsam dunkel.

,,Ich muss das Buch zurückhaben", ging es ihm wieder und wieder durch den Kopf. Er kannte es mittlerweile fast auswendig, daher war es nicht wirklich entscheidend, es auch schwarz auf weiß zu haben. Doch es hingen einfach sehr viele Erinnerung an diesen Seiten.
Irgendwann verlangsamte er seinen Schritt, so als ob er unbewusst schon aufgegeben hätte. Es war bald stockdunkel, eine mondlose Nacht. Hammerhütte war nun nicht mehr weit und er beschloss, dort zu übernachten.

In den nächsten Tagen und Wochen – vielleicht sogar heute noch – ist Melcher auf der Suche nach diesem Buch. Doch Seldaria ist groß... 

Das Buch selber lag noch in jenem Gebüsch, in das es die Echsen geworfen hatten. Von Regen und zu starkem Wind geschützt wartete es auf den, der es eines Tages finden würde. Die Wochen vergingen und das Laub des Gebüschs verfärbte sich gelb und dann braun. Ein Blatt nach dem anderen fiel oder wurde vom Wind weg gewirbelt: die Tarnung des Buches verschwand nach und nach.

Eines Tages näherten sich stapfende Schritte. Eine kleine Gestalt verlangsamte ihren Schritt und blieb stehen.

,,Na, was haben wir denn da...?", murmelte eine hohe Stimme. Eine kleine Hand griff zwischen die Zweige und nach dem ledernen Einband. Die Gnomenfrau nahm das Buch hoch und blätterte neugierig in den Seiten...

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Konkrete Hinweise für eine Beschattung:

Was nehme ich mit?

Einen Umhang und einen Hut im Gepäck zum Wechseln, am besten in einer auffällig anderen Farbe als die vorherige Kleidung.
Ein Buch, um darin zu ,,lesen", während man auf einer Parkbank sitzt und die Zielperson beobachtet.
Ein Pergament und ein Stück Schreibkohle für Notizen
Leichte Waffen, bevorzugt einen Dolch oder ein Wurfmesser für den Notfall
Kleine Gegenstände, die man im richtigen Moment fallen lässt, um sich wie zufällig danach zu bücken
Gegenstände für Ausreden: ein Brief, den man jemandem überbringen wollte; ein Korb mit Essen für einen kranken Verwandten und so weiter....
Sonstiges je nach Einsatz (siehe Hinweise zur Kleidung oben)


Was tue ich, wenn sich die verfolgte Person umschaut?

Hier muss man in Sekundenschnelle abwägen: hat sich die Person zufällig umgedreht? Dann gilt: nicht stehen bleiben oder umdrehen, sondern normal weitergehen. Nicht zurück starren oder gar umdrehen und weglaufen. Denn dann wird die Person Verdacht schöpfen und ab nun noch misstrauischer sein. Ab dem Moment bist du ein normaler Passant und gehst am besten an ihr vorbei oder biegst vorher irgendwo ab. Und selbst wenn sie dein Gesicht dann in Zukunft kennt: bei der nächsten Beschattung kann man sich immer noch verkleiden oder einen neuen Schleicher beauftragen.  Das geht natürlich nur, wenn du deine Identität nicht geheim halten musst oder die Person dein Gesicht noch nicht kennt und einordnen kann.

Wenn sich die Person aber nicht zufällig umgeschaut hat, sondern aus Verdacht,  ist das wichtigste dein eigener Schutz. Entweder in Sekundenschnelle hinter eine Ecke oder dicht an eine Hauswand (daher auch immer in der Nähe von solchen Verstecken bleiben) oder wenn alle Stricke reißen: Beine in die Hand nehmen. Die Beschattung ist dann aufgeflogen, aber das ist im Zweifelsfall besser, als in die Hände des Gegners zu geraten und unter eventueller Folter Informationen preisgeben zu müssen.


Wieviel Abstand sollte man einhalten?

Bewährt haben sich ungefähr 45 Fuß. Die Schwierigkeit liegt darin, in der gleichen Geschwindigkeit zu gehen, da man sonst Aufsehen erregt – es sei denn, es ist Nachts und niemand sonst auf der Straße. Bei belebten Städten kann man auch näher heran, doch tagsüber in einer leeren Straße muss unbedingt genug Abstand eingehalten werden. Am besten man prägt sich die Struktur einer Stadt gut ein, weswegen Schleicher oft auch in Städten eingesetzt werden, in denen sie sich auskennen.

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Die Gnomin hob eine Augenbraue und verstaute das Buch in ihrem Gepäck. Dann setzte sie ihren Weg fort.



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Sanvean

Erst am nächsten Tag erinnerte sich die Gnomenfrau wieder an das Buch, dass sie in der Nähe der Rua Ameta gefunden hatte. Sie würde es in den nächsten Tagen aufmerksam lesen und irgendwann  an ihren Schwager aus Fürstenborn verleihen. Mehr aus Höflichkeit, als aus Interesse angenommen, stand es bei ihm eine Weile ungelesen im Bücherregal. Die Wochen vergingen...

Die Gnomin hatte schon eine Weile nicht mehr an das Buch gedacht und als sich der Monat Braunblatt seinem Ende näherte, brach ein lange schwelender Familienkonflikt endgültig auf. Es ging wohl um eine Bauanleitung eines komplizierten Apparatus, die von jemandem unerlaubt gelesen worden war, um mit dieser Erfindung Geld zu machen. Jedenfalls sprach man ziemlich beleidigt nicht mehr miteinander und die Gnomin konnte das Buch unmöglich von ihrem Schwager aus der Stadt zurückfordern, ohne das Gesicht zu verlieren. Dieser hatte es wiederum der Erfindergilde verkauft, weil er seine Schulden im Humpen begleichen musste. Kompliziert, das alles...


So lag Melchers Buch also in der Erfindergilde vor der Magierakademie und damit seinem zukünftigen Ziel schon recht nahe.

Eines Tages stattete einer der vielen ehrgeizigen Lehrlinge der Akademie der Erfindergilde einen Besuch ab und entdeckte zufällig das Buch in einem Regal. Es sah so unscheinbar und abgegriffen aus, dass er es fast wieder zurückgestellt hätte, und er blätterte halbherzig ein wenig darin herum...




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Lektion 2: Lautlosigkeit (akustische Sinnestäuschung)

Absolute Lautlosigkeit gibt es nicht. Man erzählt sich, Tiere und andere Wesen könnten Töne wahrnehmen, die für uns zu hoch oder niedrig sind. Ich weiß nicht, ob dies Ammenmärchen sind oder das der Wahrheit entspricht. Die Zeit wird es zeigen. Sicher ist, dass unter den intelligenten Wesen einige Völker besser hören können als andere. Vor allem Elfen aller Art sind zu nennen und in unterschiedlichem Ausmaß auch Halbelfen. Doch kann auch jeder Angehörige anderer Völker seine Sinne trainiert haben.


Die Kunst der lautlosen Bewegung in fünf Schritten:

Manche Schleicher sind wahre Meister im lautlosen Bewegen. Nehmen wir ein Beispiel eines meiner Schüler: er bekam den Auftrag, das Nachthemd eines korrupten Adeligen zu vergiften. Dieser lebte in einem Anwesen am Rande der Stadt, doch noch innerhalb der Stadtmauern. Feste Wege führten nur bis ein paar Meter vor das Gebäude, dann wurde der Untergrund schlammig, da es in Strömen regnete. Von dieser Stelle bis zum Gemach des Adligen (der gerade im Nebenraum speiste) schlich sich mein Schüler an 12 Personen und drei Tieren vorbei: drei Wächter, die gnomische Kammerfrau seiner Gemahlin, die Köchin und ihre zwei Gehilfinnen, die beiden Söhne des Adeligen, einem Vorkoster, der Dame des Hauses selber und irgendeinem hübschen Jüngling in ihrer Begleitung sowie zwei Wachhunden und einem exotischem bunten Vogel. Er gelangte unbemerkt ins Herz dieses riesigen Anwesens und konnte erfolgreich das Nachthemd des Mannes mit der klaren, tödlichen Flüssigkeit benetzen. Und er kam unbemerkt wieder hinaus.

An genau diesem Beispiel sollen die sechs Grundregeln der Kunst der leisen Bewegung vorgestellt werden. Dazu zählen: Körperbeherrschung, die richtige Kleidung, genaueste Kenntnisse des Untergrundes, wachsame Ohren, die Einschätzung des Verhaltens anderer und regelmäßige Übung.

Nun ist die Fähigkeit, sich leise bewegen zu können,  nicht nur eine Frage der Übung. So enttäuschend es sein mag: es gibt Wesen, die von Natur aus besser dazu begabt sind als andere. Und der Körperbau spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Halblinge und gewiss auch manche Gnome sind hier besonders gesegnet. Für andere Wesen ist ein schmaler, aber trainierter Körperbau von Vorteil. Zumindest letztes lässt sich trainieren, doch dürfte dies ein längerer Prozess sein.

Lautlosigkeit kann also geübt werden – und ist neben dem Tarnen die zweite Möglichkeit, sich den Sinnen des Gegners zu entziehen. Im Folgenden werden die sechs Grundregeln kurz vorgestellt.


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Der Lehrling klappte das Buch zu und zuckte mit den Schultern. Es war nicht wirklich sein Fachgebiet und interessierte ihn daher nicht sonderlich. Wer kam denn bitte auf die kuriose Idee, ohne Magie irgendwen täuschen zu wollen? Trotzdem könnte es für die Bibliothek der Akademie geeignet sein.
Er klappte den vorderen Buchdeckel zurück und schaute auf der Innenseite nach. Gehörte es irgendwem? Dort stand nur in mühsamer Schönschrift:
M.F. Und der Autor selber war erstens unbekannt und zweitens niemand aus Seldaria, so dass man wohl kaum um Erlaubnis fragen konnte.

„Verzeiht“, wandte er sich an einen der herumwuselnden Gnome. „Wem gehört dieses Buch?“
Irgendwer blickte auf und runzelte die Stirn.
„Hab' ich hier nie gesehen. Ist das was technisches oder hat es zumindest einen Goldrand?", fragte der Gnom und kam näher.
„Nein, eigentlich nicht. Hier steht M.F., das ist wohl der Besitzer...“, antwortete der Lehrling.
Der Gnom rückte seine Brille zurecht und blätterte in dem Buch. „M.F. sagt mir nichts. Nehmt's halt mit, hier legt eh zuviel Kram rum. Wertvoll scheint's ja nicht zu sein.“
Der Gnom zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seiner Arbeit.

Der Lehrling hingegen brachte das Buch in die Bibliothek der Magierakademie zu Fürstenborn, wo es von jedem, der an der richtigen Stelle sucht, gefunden werden kann.


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(to be continued)
Chars:
Melcher Falkenfeder
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Sanvean

*wer in dem Buch weiterblättert, wird folgendes lesen können*


Die fünf Schritte zum lautlosen Schleichen (mit Regel Nummer 6):


1. Die Beherrschung des eigenen Körpers

Der Körper muss beim Schleichen nur soweit beherrscht werden, dass er geräuschlos ist. Dabei spielt zum einen eine Rolle, wie man schleicht. Anfänger begehen den Fehler, sich in eine gebückte Haltung zu begeben. Nur die Götter wissen, weshalb. Wer eine Weile mit gebeugtem Rücken und Kopf geht, wird merken, dass dies nicht die beste aller Möglichkeiten ist. Vielleicht hat man dadurch das Gefühl, sich klein und ungesehen zu machen. Aber darum geht es nicht, sondern darum, unhörbar zu sein. Wer sich für die Kunst des Tarnens in solchen Situationen interessiert, der möge die vorherigen Abschnitte noch einmal lesen.
Der Rücken sollte also normal aufrecht sein und nur ein kleines Stück nach vorne überkippen. Es empfiehlt sich auch nicht, in die Hocke zu gehen oder die Knie zu stark zu beugen. Dann wird mehr Körpergewicht auf die Knie verlagert und die Schritte können schlechter beherrscht werden.  Legendär ist hier die Geschichte des Assassinen Abraxus, den ein einzelnes Knacken seines Knies das Leben kostete. Möge Maske über seine Seele wachen.

Eine vollkommen normale Körperhaltung macht an sich kein Geräusch und nur darum geht es schließlich. Warum sie künstlich verändern, wenn doch die Götter sie für das beste befunden haben? Man sollte vielmehr auf zwei Dinge achten: Füße und Atmung.

Wer schleicht, verliert erstaunlicherweise schneller das Gleichgewicht als beim normalen Gehen. Daher sollten die Schritte nicht zu klein sein und die leicht erhobenen Arme sollten das Körpergewicht ausbalancieren. Außerdem verlagere man sein gesamtes Körpergewicht auf den jeweils vorderen Fuß, doch erst, wenn dieser fest den Boden berührt. Die Füße sollten entweder mit der gesamten Sohle zugleich aufgesetzt werden oder auf die Zehenspitzen gestellt werden (je nach Untergrund). Man muss äußerst genau auf seine eigene Körperhaltung achten und sich jeder Bewegung bewusst sein. Bewegungen müssen immer fließend und nicht ruckartig sein.

Die Atmung sollte ruhig und langsam sein. Keinesfalls sollte die Luft angehalten werden, denn zwangsweise muss man irgendwann laut einatmen. Für verhaltenes Gelächter sorgt heute noch die Geschichte von einem Halblings-Dieb namens Pinox, der im Kuhstall erstickte, während es einen Meter vor ihm die Magd mit dem Knecht des Hofes trieb.

Schließlich sei noch gesagt: Auch wenn einem der eigene Atem laut erscheint und das Herz dröhnend pocht, darf man nicht vergessen, das dies in den eigenen Ohren immer lauter erscheint als in den Ohren anderer.


2. Die richtige Kleidung:

Die meisten Materialien eignen sich nicht für leise Bewegungen. Viele begehen jedoch den Fehler, von der schweren Rüstung ins andere Extrem zu gehen und nur Stoffkleidung zu diesem Zwecke zu tragen. Davor sei nachdrücklich gewarnt! Viele Stoffe können raschelnde Geräusche geben, wenn man einen Arm oder ein Knie beugt. Am besten ist dünnes Leder geeignet. Dieses sollte auch sehr weich sein, da häufig Fassaden oder Mauern erklommen werden müssen. Schuhe haben am besten eine weiche Sohle, die leicht angeraut ist, um nicht auf einem Steinboden Geräusche zu machen. Die Kleidung sollte eng anliegen, damit sich keine flatternden Geräusche ergeben.
Die Farbe der Kleidung sollte selbstredend dem Hintergrund angepasst werden. Wichtig ist: keine glänzenden Stoffe (daher nur Wildleder), auf keinen Fall Seide oder Samt (ich wende mich dabei vor allem an die Damen der Schöpfung, aber auch an einige Herren), kein Metall. Gürtenschnallen, Dolchklingen und anderes metallisches sollte vorher mit Kohle geschwärzt worden sein. Der schwarze Farbstoff der giftigen Morchel schlägt hier zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn man ihn auf einen Dolch aufträgt.


3. Kenntnisse des Untergrunds:

Wer meint, Schleichen sei nur eine Sache des langsamen, leisen Gehens, der irrt sich gewaltig. Vielmehr ist es auch eine Frage der Fähigkeit, selber äußerst wachsam seiner Umgebung gegenüber zu sein. Man sollte zum Beispiel seine Bewegungen der Art des Bodens anpassen: knarrender Holzboden oder eine alte Brücke sind weitaus schwieriger zu meistern als Steinboden, von Teppich ganz zu schweigen. Die alten Holztreppen der einfachen Leute sind daher der beste Schutz gegen Einbruch, ohne, dass diese es vermutlich wissen. Der weiche Teppich der Reichen hingegen ist für unsereins geradezu ein Geschenk der Götter.


4. Wachsame Ohren

Gerade die Städte unserer Zeit sind auch nachts häufig laut. In Handwerks- und Hafenvierteln wird auch spät noch gearbeitet, Betrunkene brüllen durch die Straßen. Tagsüber dürfte es auch in den gehobenen Vierteln eine bestimmte Geräuschkulisse geben. Auch prasselnder Regen oder heulender Wind kann das Knacken von Holzboden oder das Rascheln von trockenem Laub übertönen. Sei dir dieser Geräusche bewusst und nutze sie.


5. Kenntnisse der anderen Personen (ihre Bewegungen, Blickrichtung, Aufmerksamkeit)

Hier kommen wir zu dem Punkt, der oft vernachlässigt wird. Wer schleicht, kann von anderen dabei gehört werden und diese ,,anderen" muss man berücksichtigen. Was tun sie in dem besagten Moment? Sind es unbescholtene Bürger, die in einem Nebenraum Karten spielen und nur hin und wieder mal auf Geräusche aus dem Hauseingang achten? Sind es Wachmänner in schwerer Rüstung und vielleicht sogar Helmen, die jeden Laut genug dämpfen, um einen halben Meter hinter ihnen vorbei schleichen zu können? Oder sind es wachsame Waldbewohner, die ständig vor Wölfen und Bären auf der Hut sind und bei jedem Rascheln aufrecht in ihren Betten sitzen?


6. Üben:

Üben, Üben, Üben.


Und mit diesem abschließenden Rat verlassen wir Lektion 2. Besprochen wurden: Tarnung in der Natur, Tarnen in geschlossenen Räumen und Tarnen während einer Beschattung (Lektion 1). Desweiteren in Lektion 2 die Grundlagen des Schleichens. Nun können wir uns in Lektion 3 den speziellen Grundlagen zuwenden: Ablenkung und Manipulation. Diese können sowohl wieder visuell als auch akkustisch sein.
Chars:
Melcher Falkenfeder
Ardemian Inean

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Sanvean

Lektion 3: Spezielle Grundlagen: Ablenkung und Manipulation

Fehlende magische Fähigkeiten müssen einen nicht daran hindern, Illusionen zu erschaffen. Dem Wortsinne nach bedeutet Illusion in etwa: ,,ein Spiel treiben". In den Grundlagen wurde (in gebotener Kürze) gezeigt, wie man sich den Sinnen anderer Personen entzieht. Das gelingt nie vollständig oder unter Garantie, ebenso wie auch Zauber fehlschlagen können.

Hier soll es nun darum gehen, mit den Sinnen anderer Personen zu spielen. Anstatt seine Aktionen also zu reduzieren (leiser, unauffälliger, dunkler) setzt man hier auf das Gegenteil: man löst bewusst Geräusche oder Bewegungen aus – nur eben an der falschen Stelle. Man sollte sich nicht zu schade  sein, sich hierbei etwas von Gauklern, Narren und Jahrmarktszauberern abzuschauen.


Ablenkung

Ablenkung heißt, der Aufmerksamkeit anderer Personen vorzugaukeln, es gäbe für den Moment etwas wichtigeres als man selber. Das kann am besten durch Geräusche passieren, denn auf die reagiert man auch, wenn sie hinter, über oder unter einem liegen. Das Blickfeld hingegen erfasst immer nur das, was vor einem liegt. Aber auch visuell kann man jemand anderen ablenken.

Geräusche in Entfernung auslösen:

Schon ein einfacher Steinwurf kann einem das Leben retten, indem er vom eigenen Versteck ablenkt. Steine oder andere kleine, schwere Dinge schießt man am besten mit einer Zwille und zwar auf einen ,,lauten" Gegenstand oder Untergrund: Gebüsch, Felsen, eine Wasseroberfläche oder eine Glasscheibe. Der Trick ist, den Stein (oder anderes) möglichst schnell und hinter die Gegner zu schießen, damit er sich natürlich von dir wegdreht. Außerdem kann sonst die Flugrichtung zu leicht nachvollzogen werden, wenn man ihn nicht hinter eine Person schießt. Oft ist das eine Art Notlösung, wenn Feinde schon Verdacht geschöpft haben. So ein Geräusch bewirkt, dass der andere oder die anderen sich nur kurz umdrehen. Es gilt also, sich jetzt schnell aus dem Staub zu machen.

Es gibt noch anspruchsvollere Möglichkeiten. Ein Stein kann eine Falle auslösen, die man vorher an der gewünschten Stelle aufgebaut hat. Will man bei Geräuschen bleiben, kann man eine Schallfalle nehmen. Wer weniger präzise schießen kann, sollte auf eine Bärenfalle zurückgreifen, denn diese schnappt in einem größeren Radius zu und macht viel Lärm. Wer es sich zutraut und sehr geübt ist, kann mit einem Bolzen ein stark gespanntes Seil durchschießen, welches dann einen lauten oder schweren Gegenstand zu Boden rasseln lässt.

Die Entfernung, in der man Geräusche zur Ablenkung auslösen kann, ist nur so groß, wie ein Bolzen, Pfeil oder Stein fliegen kann – wenn man sich ansonsten keiner Magie bedient. Die einzige Möglichkeit, Geräusche in noch weiterer Entfernung auszulösen, besteht dann darin, sich mit einer zweiten Person abzusprechen.


Geräusche nachahmen:

Im ersten Moment könnte man sich fragen, worin hier der Sinn liegt. Ist es nicht das Ziel, möglichst keine Geräusche zu verursachen, die aus der eigenen Richtung kommen? In den meisten Fällen, ja. Doch es gibt Beispiele, wo dies nützlich sein kann. Zum Beispiel Geräusche, die den Eindruck erwecken, als würde man sich fortbewegen. Man kann Schritte nachahmen, die sich scheinbar vom Gegner entfernen. Auch kann man Tierlaute imitieren (den Schrei einer Eule oder das Schnaufen eines Wildschweins) um damit ein vorheriges, ungewolltes Geräusch aus der eigenen Richtung zu entschärfen. Ebenso kann in bestimmten Momenten das Heulen eines Wolfes einen ängstlichen Gegner in die Flucht schlagen. Eine weitere Art von Geräuschen schlägt den Gegner nicht in die Flucht, sondern lockt ihn sogar noch an: falsche Hilferufe oder die imitierte Stimme einer vertrauten Person können jemanden in eine Falle locken, die man vorher gezielt platziert hat oder den Gegner in Schussweite bringen.


Ablenkung durch sichtbare Sachen

Den Gegner durch visuelle Sinnestäuschung abzulenken ist schwieriger, da er alles, was hinter ihm liegt, nicht sehen kann. Er soll sich jedoch gerade umdrehen, damit man eine kurze Zeit zur Flucht bekommt. Daher ist visuelle Ablenkung nur sinnvoll, wenn im Raum zwischen dir und dem Gegner liegt.
Eine beliebte Methode ist das Auslösen von Feuern, zum Beispiel, indem man einen Pfeil mit einem speziellen Pulver in leicht entzündbares Gemisch schießt (z.B. in einem Leinensack). Auch das Blenden mit Spiegelscherben ist hin und wieder erfolgreich eingesetzt worden. Auch hier kann es wieder Fälle geben, in denen gerade nicht die Ablenkung, sondern das Anlocken sinnvoll sind. Zum Beispiel können Leuchtturm-Signale oder Signalfeuer am Strand imitiert werden, um Schiffe gezielt in Klippen zu steuern.
Eine andere Art besteht darin, jemanden im wahrsten Sinne des Wortes ,,auf die falsche Fährte" zu führen, indem man falsche Fußspuren setzt (in Schlamm oder Schnee; oder auf Steinboden durch dreckige Schuhe). Das ist bei einer Flucht natürlich nur schwer möglich, wenn der Gegner hinter einem ist, aber ab einem bestimmten Abstand durchaus machbar. Man kann auch vorher seine Fußspuren so setzen, dass der andere denkt, man sei schon viel weiter gegangen, während man in Wirklichkeit hinter einem Busch oder Felsen hockt.
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Ardemian Inean

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Geheimschriften

Wasser

Man nehme ein Stück Pergament und tauche es in Wasser bis es vollkommen durchnässt ist. Nun legt man ein zweites, trockenes Stück Papier über das nasse. Mit einem dünnen Zweig kann man nun etwas auf das Papier "schreiben", indem man ihn wie einen Stift benutzt und fest aufdrückt. Den richtigen Druck bekommt man mit etwas Übung heraus.
Das obere Papier sollte man verbrennen und das untere trocken lassen. Die durchgedrückte Schrift sollte nun verschwunden sein. Erst wenn man es wieder in Wasser taucht, wird sie sichtbar.

Feuer

Mit dem Saft einer Zwiebel und der Milch einer Ziege mischt man eine Geheimtinte. Mit einem dünnen Pinsel kann man damit ein Papier beschriften (es sollte leicht gelblich gefärbt sein). Erst wenn man dieses Papier über eine Wärmequelle legt wird die Schrift erkennbar. Der Nachteil ist, dass sich mit einem Pinsel nur große Schriftzeichen malen lassen.




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Melcher Falkenfeder
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