Klingentanz um Schicksal und Chaos

Started by Chimaere, 28. Mai 2006, 12:02:09

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Chimaere

Bei den Neun Höllen Baators, war doch dieser Dussel hartnäckiger als sie erhofft hatte - geradezu abgesehen schien er es auf sie zu haben, daß er ihr bis hier hin gefolgt war. Und schlimmer noch: planlos schien er auch nicht, hatte er doch mit der Vermutung über ihre Mutter voll ins Schwarze getroffen. Das kann kein Zufall gewesen sein. Sicher hatte er im Käfig nachgeforscht und das wurmte sie. Nicht nur, weil er dadurch ihre Spur neu aufgetan hatte, sondern weil er dadurch womöglich auch mehr herausgefunden hatte als sie es je getan hatte. Ihr war das bislang gleich gewesen, doch nun...

Immerhin konnte sie ihm einmal mehr was grinsen und allein das zählte im Moment. Mit einigen Blessuren entkam sie durch das Kanalsystem, froh darum wenigstens lang genug zeitlichen Vorsprung gehabt zu haben diesen Stall hier kennen zu lernen, ehe sie diesem Starrkopf nochmals begegnete. So hatte sie wenigstens einen kleinen Vorteil.

Doch wie weiter? Dieser Stall an Stadt war zu klein für sie beide, sie mußte luchsig - vorsichtig und wachsam - sein, damit er nicht eines Tages einmal einen Überraschungsmoment ausnutzen konnte. Zurück durch das Portal, in der Hoffnung wieder im Käfig zu landen? Nein, ohne Versicherung, daß sie nicht irgendwo in einem blinden Ende landen würde, ohne Möglichkeit auf Rückkehr, würde sie das nicht riskieren. Und dieser falsche Slaadi, der sie hergebracht hatte, hatte sie geneppt und betrogen und war mitsamt dem Portalschlüssel auf und davon... schwirrte bislang unauffindbar für sie irgendwo in diesem Land rum... wenn überhaupt noch. Mit anderen Worten: sie saß hier fest.

Nun war sie auch noch von ihrem anhänglichen Hohlkopf abhängig. Sie ging fest davon aus, daß der noch eine Rückfahrkarte besaß. Es stand fest: sie mußte an seinen Portalschlüssel rankommen, koste es was es wolle... einfacher wäre die Sache, wenn sie wüßte, um was es sich dabei handelte und wie man ihn aktivierte. Auf ihrer Flucht hatte sie nicht darauf geachtet. Ihren Schatten also einfach ins Totenbuch zu stecken, wie sie es ihm mit grimmiger Vorfreude wieder und wieder unter die Nase rieb, und den Schlüssel dann abzunehmen war also erstmal nicht drin, wenn sie hier irgendwann wieder weg wollte...

... das versprach ein interessanter Tanz zu werden...
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Hohlkopf, Dussel, Abschaum, Mörder,... es gab einfach nicht genug Worte ihn zu beschimpfen, um sich selbst besser zu fühlen. Sie sah schon rot, wenn sie ihn nur von der Ferne sah und konnte sich stets nur schwer davon abhalten sich gleich auf ihn zu stürzen, mit der Absicht ihn ins Totenbuch zu stecken. Und nun auch noch der Vorfall im Tempel. Gleich heißen Nadeln unter Fingernägeln brannten seine Worte in ihrem Herz und ihrer Seele... sofern sie überhaupt letzteres besaß, stutzte sie einen Moment, doch schob ihre Bedenken gleich wieder zur Seite. Natürlich hatte sie, denn er war ebenso planlos wie alle Anderen hier in dem Stall... er hatte doch keine Ahnung... oder doch? Nein, definitiv nicht. Woher sollte er auch sicher sein...

.......

... sie würde es herausfinden müssen. Ein weiterer Grund ihn nicht sofort einzukassieren... leider. Aber womöglich wußte er mehr als sie und irgendwo hatte sie das Verlangen nach Gewißheit. Die Schwebe der Unsicherheit verunsicherte sie und verwirrte zu sehr... ein Zustand, der ihr garnicht schmeckte.

Doch bei dem Schwanz eines Tanar'Ri, all das wäre bedeutend einfacher, wenn er seine Knochenschüssel endlich still halten würde. Wenn der Sharinpriester nicht gewesen wäre, wäre es mitten in einem Tempel zu mehr als nur einem Wortgefecht gekommen. Schon bei den Gedanken daran, wie er den Staub von seiner Hand bließ und ihr später einen Beutel davon überreichen ließ, bebte sie vor ohnmächtigem Zorn. Das war einfach zuviel. Eines Tages würde er dafür büßen, wenn sie es mit gleichem Klimper zurückzahlte, eines Tages... und so lange suchte sie nach eigenen Nadeln...
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Nur ungern gestand sie sich das ein, doch sie brauchte Unterstützung. Ihrem Verfolger fiel es viel zu leicht einen Platz unter den Planlosen zu finden und sich mit ihnen zu verbünden, gar Freundschaften zu schließen. Einerseits ärgerlich, da er nun nicht mehr alleine gegen sie stehen würde, doch andererseits machte ihn das nur angreifbarer und verletzlicher... eine Tatsache, die sie eines Tages ausnutzen würde, doch vorher war der kleine Starrschädel dran. Auch wenn es genug Gründe gab (wobei sie sich immer wieder überlegte, ob die es wirklich wert waren) ihn noch nicht ins Totenbuch zu stecken, sollte es sie nicht daran hindern ihm einen Denkzettel zu verpassen. Doch, wie bereits bemerkt, sie brauchte dabei Hilfe - Gleichgesinnte oder Klimper, um sich Unterstützung zu kaufen. Es blieb wohl nichts anderes übrig als sich umzusehen, umzuhören und den Feind auszuspionieren.

Tatsächlich brachten die folgenden Wochen einige bemerkenswerte Begegnungen mit sich. Manche verliefen angenehmer, andere schmerzhaft, manche schienen vielversprechend, andere umsonst; doch wer in steter Skepsis und Mißtrauen lebte und somit keinerlei positive Erwartungen hegte, sondern eher noch vom Gegenteil ausging, da nicht anders gekannt, der konnte auch nicht enttäuscht werden, da die Ernüchterung schon ewig inne wohnte.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Da war zunächst der, der sich Azdaren nannte. So manches Mal erinnerte er Sil an einen Incubus: bezirzte mit friedlichem Aussehen (trotz seiner provozierenden Lederkluft) und engelszungengleichem Gesang, doch wenn diese Fassade fiel konnte man den Abgrund in seiner Seele erahnen, der ihn kalt und unbarmherzig handeln lassen konnte. Und doch hatte er eine Schwäche: Frauen. Zumindest war dies die Einschätzung des Halbblutes, denn wann immer es gegen ein weibliches Wesen gehen sollte, unterließ er Hilfestellung oder wies ihre Vorschläge ab.

Dennoch war sie zufrieden mit ihm als sporadischen Verbündeten - er hatte interessante Ideen, auf Worte folgten Taten und er half ihr auch schon aus der Klemme... was wollte man mehr?

Daß er einst den kleinen Hohlkopf, ihren Schatten, an ihrer Stelle ins Totenbuch stecken wollte, und damit ihren Unmut weckte, da dieser schließlich ihr ein Leben schuldig war und somit ihr gehörte, hatte sie schon längst wieder vergessen... obwohl Sil diese Tage sogar ab und an an die Sache im Turm zurückdachte: immerhin hatte ihr der Schleifer namens Azdaren den Nebelspiegel versprochen, von dem sie nicht vergessen konnte, daß ein vertraut wirkendes Gesicht ihren Namen geflüstert hatte, als sie das erste Mal davor stand und in ihn hineinblickte. Sie mußte das Ding haben und sie würde einen Weg finden diese Barriere zu durchbrechen. Koste es, was es wolle!

Aber noch mußte sie abwarten (sie haßte warten), auch wenn der Spiegel wieder in Azdarens Nähe gerückt war, wie er es ihr neulich zuplauschte. Klar würde sie ihm helfen die Bedingung drum zu erfüllen, um wieder Hand an ihn legen zu können. Außerdem schuldete sie ihm durch kürzliche Ereignisse zumindest eine Tür, und daß er nicht einfach abgehauen war, hatte sie ebenso nicht vergessen, doch ob sie dasselbe eines Tages für ihn tun würde... ?

Nunja, die Zeit würde es zeigen...
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Jarlos hieß ein weiterer Schleifer von dem sie sich viel versprach hinsichtlich Zuarbeit seinerseits für ihren Weg. Zwar gelang es ihm Sil wieder und wieder zur Weißglut zu bringen, da er ausgerechnet in jene Empfindlichkeiten schlug, die sie hatte, wenngleich sie sich diese nicht eingestehen wollte. Immerhin legte sich der Großteil mit der Zeit, da es sich immer mehr abzeichnete, daß sie an einem Strang ziehen mußten und würden.

Vielleicht aber auch rührte es daher, da er ihr die letzte Zeit vernünftiger und gemäßigter erschien. Als sie den Hünen in der schwarzen Klingenrüstung anfänglich kennengelernt hatte, hatte er kompromißloser, extremer, herrischer und von sich selbst überzeugter gewirkt. Letzteres hatte sich kaum geändert, doch fast war es, als habe er erkannt, daß die Welt nicht immer nach eigener Pfeife tanzte, solange man nur die Stimme laut genug Befehle bellen ließ. Auch sah er einst wohl seine eigenen als die einzig wahren Motive an und zumindest Sil schien er jenes Denken aufdrücken zu wollen, die jedoch eigener Meinung nach schon genug von dem allgemeingültigen Schicksal wußte, als daß es ihr den Aufwand wert gewesen wäre für etwas zu arbeiten, was so oder so vergänglich war. Nein, überzeugen konnte er sie nicht seinen Kampf zu teilen... doch... vielleicht war das auch besser so: wenn ein Jeder Macht haben wollte, dann lief es früher oder später auf Konkurrenz hinaus und bedeutete für einen der Hungrigen früher oder später das Totenbuch... sicher, das blieb letztenendes keinem erspart, doch zumindest Sil wollte sich bis dahin bevorzugt auf sinnvolleren Dinge zuwenden statt einem vergänglichen Ziel hinterherzujagen... wie etwa das Chaos nähren. Und eben das war es, was Jarlos auch so interessant für Sil machte: sein Hunger nach Herrschaft und Macht. Ein Mann mit einem solchen Ziel würde sicher alles dafür tun und, um es zu erreichen, mehr Chaos verbreiten als er später unter eventueller alleiniger Herrschaft an Ordnung schaffen würde... so Ordnung überhaupt sein Ziel war (und in Sils Ohren klang es nicht gerade danach) - und selbst wenn: Macht war vergänglich, das Chaos nie.

Nicht nur, daß er ihr einst seine Klinge anvertraute, um sie zu bearbeiten; spätestens als er an das Halbblut herantrat mit dem Wunsch einen Dämonen zu beschwören, um Fesseln, die ihn hielten, abzustreifen und erste Schritte in die Richtung seiner Bestimmung zu tun, war sie davon überzeugt sich nicht geirrt zu haben. Hochzufrieden teilte sie ihr Wissen darum einen Ruf in die Abyss auszusenden. Gemeinsame Besorgungen waren notwendig, doch fanden sich die Dinge nach einiger Zeit zusammen und das Ritual konnte beginnen.

Ein klein wenig Stolz gestand Sil sich zu, als in der Tat einer der wahren Herren des Chaos - ein Tanar'Ri, ein Dämon - antwortete, Jarlos' Bitte erfüllte und ihn den Geschmack von Macht kosten ließ, ja, sogar dauerhaft verlieh, auf daß er diese in des Dämonen Diensten nutzen würde. In ihrem Inneren triumphierte das Halbblut: wenn man es genau nahm, war es nun so gekommen, daß sie ihn für ihre Sache gewinnen konnte, denn... gleich, ob er es nun wollte oder nicht: er war durch die Dämonenberührung zu einem Diener des Chaos geworden... ein Gewinn für "ihre" Sache.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Der Springer. Eine Frau, die nicht nur Worte nutzte, sondern auch Taten folgen ließ. Das Ziel der Priesterin war sicher nicht dasselbe wie das Sils, doch war es noch weit und die Taten wogen viel. Das sicherte ihr auch die Klingen des Halbbluts und ihre Zuarbeit.

Doch, sie hatte sie beeindruckt. Nicht nur aufgrund des Ausmaßes an Zerstörung, welches sie, da Sil sie das erste Mal traf, in Hammerhütte zusammen mit ihrer Truppe hinterlassen hatte, sondern fast noch mehr, als sie in späteren Unterhaltungen weitere Pläne kennenlernte. Allesamt bargen sie Potential damit viel Chaos zu entfachen. Schade nur, daß sich das sicher ändern würde, sollte die Springerin je ihr Ziel erreichen und ihre geordnete Herrschaft verbreiten. Sicher stand: spätestens dann würde das Bündnis nicht mehr gelten und Sil würde auch versuchen schon vorher dies zu verhindern, doch war es bis dahin noch lang und es konnte noch viel passieren. Wer weiß? Vielleicht würde sie ja eines Tages die Wahrheit erkennen und wie Jarlos dem wahren Schicksal aller Dinge näher treten.

Zumindest ließ eine Szene Hoffnung in dem Halbblut aufkeimen, als die Springerin voller Haß die Jagd auf einen Gegner verkündete. Es war das erste Mal, daß sie sie so aufgebracht und zornig erlebt hatte. Vielleicht sollte Sil dafür sorgen, daß jener Gegner nicht so schnell gefaßt werden würde, um diese Emotionen weiter zu schüren und so dem Chaos näher zu bringen? Doch das bedeutete auch ein künftig wacheres Auge und zu verhindern, daß ihre Bündnispartnerin nicht irgendwann ins Totenbuch wanderte aufgrund zu vieler Feinde. Immerhin gab es da nicht nur diesen Starrkopf, sondern auch noch den Zwergen...

Ja, der Zwergenschleifer. Der war auch etwas Besonderes... doch im Moment gab es lediglich den grimmig amüsiert gedachten Gedanken, wie er Sil einst drohte und das Versprechen abrang nicht dem Gott der Springerin oder ihr selbst zu dienen. Pah! Als ob irgendein Versprechen auf irgendeiner Ebene je etwas wert gewesen wäre! Was waren schon Worte? Taten waren das, was wirklich zählte. Und selbst wenn... selbst wenn Worte wiegen würden, so hatte das Halbblut immernoch ihren eigenen Willen. Sie diente doch nicht der Springerin oder ihrem Gott, sondern weiterhin nur dem Chaos, dem wahren Schicksal aller Dinge. Daß es sich ausgerechnet anbot der Nummer Eins zuzuarbeiten, das war.. eben Schicksal. Genauso wie es Schicksal war, daß auch der Zwerg einige gute Pläne aufzubieten hatte, die durchaus die Unterstützungsbereitschaft des Halbbluts hatten.

Pläne... Pläne hatte die Springerin genug. Über einige Plandetails war Sil zwar nicht sonderlich glücklich (warum zum Beispiel sollte ausgerechnet sie eine Armbrust tragen? Vor allen Dingen, weil diese blöden Holzgestelle nie in die Richtung schossen, in die sie zielte!), doch bevor ein ganzer Plan mit viel Potential an so einem dummen Stück alten Baumes und ihrer Nicht-Kooperation scheiterte, nahm sie das wohl oder übel in Kauf... jedoch nicht ohne Murren und Widerworte und beständigen Versuchen Arbeiten, die ihr lästig waren, an Andere abzudrücken.

Doch im Großen und Ganzen konnte sie zufrieden sein mit ihrer Entscheidung eine Nummer in der Gruppierung um die Zunge und Klinge Tyrannos darzustellen. Auch wenn das Bündnis sicher keines sein würde, welches auf Ewigkeit bestehen sollte (doch was währte schon ewig? Alles war vergänglich und zerbrach früher und später), so war es doch ein überaus wertvolles... und vor allen Dingen ein ereignis- und ergebnisreiches.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home