Pfad im Nebel

Started by Yalestra, 29. Mai 2006, 01:09:52

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Yalestra

"Sie sah, wie er fiel.. wie seine Augen schreckgeweitet auf sie gerichtet und doch immer kleiner wurden, seine Hände flehentlich nach ihr ausgestreckt und sie lag flach auf dem Bauch, auf dem Dachfirst, die  Beine eingehakt, die Hände nach unten gestreckt, während sie gellend schrie...."

Und sie schreckte schweissgebadet aus dem Schlaf hoch, die Augen geweitet, orientierungslos, bis der kalte Wind ihr begreiflich machte, wo sie war. Sie richtete sich auf, die Decke achtlos beiseite schiebend nahm sie am Rande des Daches Platz, die Beine anziehend und ihre Arme darum schlingend, während sie ihr Kinn auf ihren Knien ablegte und über die vom sanften Mondlicht beschienenen Dächer Fürstenborns blickte.
Sicherlich hatte der Wirt sich gewundert, wo sie diese Nacht geblieben, warum sie ihren Zimmerschlüssel nicht abgeholt.
Schmerz wühlte ihr Innerstes auf, tief in ihrem Herzen, sah sie sein Gesicht und sah es doch nicht, konturlos war es und nur mehr seine Augen in ihrem Herzen.

"Süßer Schmerz.. ja komm, komm zu mir und zeig mir, das ich lebe... gnadenvoller Schmerz, so voller Reinheit, das einzig Wahre, so tiefes Leid in mir und nur noch mehr Schmerz... der Maid der Pein zum Wohlgefallen soll er dienen... komm nur, lieblicher Schmerz und weck mich auf..."

Leise flüsterte sie die Worte vor sich her, ihre giftgrünen Augen dabei auffunkelnd. Und dann hörte sie eine andere Stimme in ihrem Kopf. Eine Stimme, die sie erst vor kurzem kennen gelernt hatte, so sanft, so einschmeichelnd, engelsgleich sein Gesicht, während er sprach.. von ihr, von der Nacht und seiner Herrin.

Selûne.. das sie nicht lachte. Es war eine Lüge, dessen war sie sich sicher, sie lebte schon lange genug als Jüngerin der Maid der Pein, um zu wissen, wer so von der Nacht und ihren Schatten sprach. Warum nur dachte sie jetzt darüber nach? Vor ihrem inneren Auge sah sie sein Gesicht, das sie so sehr fasziniert hatte. Sie waren Feinde und weiterer Kontakt mit ihm nicht gut. Aber er faszinierte sie und wer wusste schon, wozu dieser Kontakt gut war?

Ihren Auftrag jedoch durfte sie nicht vernachlässigen und so nach und nach kam sie auch bei diesem voran.. sie hoffte, das der Auftrag bald erledigt sei und sie wieder dem frönen könne, was sie am meisten liebte. Sie vermisste ihre Familie, die Feste und Orgien zu Ehren der Maid der Pein, dominiert vom Gesang der ledernen Peitschen und der zur Schau gestellten Pein dekandenter Adliger.. Doch sie.. sie war anders. Sie war adlig und doch nicht, hatte ihren Nachnamen längst nicht mehr genutzt.
Mika von Katilien.. ja, das war einst ihr Name gewesen, doch nun nicht länger, den abgelegt hatte sie ihn, als ihr bester Freund und ihre erste Liebe sein Leben ließ auf der Flucht.
An jenem Tag, an dem sie in das Portal fiel, weil jemand sie ansprang.

Mikas Blick wanderte am Turm herauf. Dort oben war sie angekommen und doch war die Stadt schon fast normal. Sie hatte viele Informationen... doch am Nützlichsten war ihr bislang ein einziger Mann.. und sie würde ihn weiter irgendwie dazu bringen, zu tun, was sie gern wollte.

Es galt, bald warme Kleidung zu besorgen, helle Kleidung am besten und jenen Ort zu suchen, von dem sie gehört hatte.
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*

Yalestra

Die Katze.. oh ja, es gab schon Gerüchte über sie. Ein kurzes Schmunzeln auf hellroten Lippen, ehe die Nordländerin sich wie so oft auf ihrem Dach niederließ und über die Stadt blickte. Am Humpen saßen zwei Personen, diese Frau Bora und ein ihr fremder Mann.

Wie schwer doch das Klettern fiel. Welch Wahnsinn hatte sie auch bewogen, aus sogar für sie fragwürdiger Höhe herabzuspringen? Seit Tagen schon quälte sie der Knöchel, doch sie hiess jenen reinen, süßen Schmerz willkommen wie ein Geschenk, das ihr niemand sonst geben konnte. Oh, natürlich war es hinderlich. Sie war im Klettern lange nicht so geschickt wie sonst und Sprünge vom Dach vor ihre Ansprechpartner mied sie derzeit und wählte lieber den normalen Weg, jemanden anzusprechen.

Sie hatte eine Bandage um den Knöchel gelegt, doch angeschwollen war er dennoch. Aber Mika war zu stolz, um zum Tempel zu gehen und jene weinerlichen Götter um Hilfe zu bitten, die sich als Anhänger des Guten oder gar der Göttertriade bezeichneten. Nein, lieber den wahren Schmerz fühlen, auskosten, daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Kurz schweifte der Blick aus den giftgrünen Augen nach oben. Bald würde es dunkeln, doch heute Nacht würde die Katze nicht unterwegs sein.

Das Risiko, entdeckt zu werden, war ihr einfach zu hoch.
Und dann war da noch die Sache mit dem Auftrag. Er drohte zu scheitern und das schmeckte ihr überhaupt nicht. Sie, die schon so viel Zeit in diese Sache investiert hatte, würde dann das Nachsehen haben, da die Bezahlung ausfallen würde.
Mika ballte die Hände zu Fäusten und schlug wütend an die Wand des Hauses vor sich, über dessen Dachkante sie zum Humpen sehen konnte.
Was für ein Ärger..

Am Ende blieb dann doch wieder nur eines.. der Schmerz, süß, rein und unheilvoll, pochend in ihrem Knöchel und der Handfläche, deren Haut aufgeschrammt, dem Stein nichts entgegen zu setzen gehabt hatte.
Mika schloß die Augen und knirschte leise mit den Zähnen.
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*

Yalestra

Unglaublich war es gewesen. Ein Feuerwerk des Schmerzes und der Lust, rein und unheilverkündend, das einzig Wahre zu Ehren der Maid der Pein. Sie war gefangen, gebannt vom Gedanken an diesen Mann und sie musste ihn wieder sehen.

Und sie sah ihn wieder. Einmal, zweimal, dreimal. Sie traf ihn immer wieder, war gebannt von seiner rohen Kraft und dem Schmerz, den er ihr schenken konnte und doch war da auch der Hauch einer unterschwelligen Gefahr. Sie bekam mehr, als sie dachte, lernte ihn zu lieben und errang einen besonderen Platz in seinem Herzen. Nichts anderes hatte sie gewollt und dennoch fingen die Schwierigkeiten an. Sie beide waren freiheitsliebend, vielleicht zu sehr. Und dennoch gedachte sie nicht, ihn aufzugeben.

Sie konnte es nicht. Zu sehr war ihr Schicksal mit dem Seinen verflochten, zu sehr war sie emotional an ihn gebunden, auch wenn sie es niemals zugegeben hätte. Sie empfand Eifersucht, wusste, das er mit anderen Frauen schlief und doch glaubte sie ihm, das keine so wichtig war, wie sie selber.

Eine Weile schon hatte sie ihn nun nicht mehr gesehen. Sie war gespannt, was das nächste Treffen bringen würde. Denn den Streit, der sie beinahe entzweit hätte, hatte sie niemals vergessen, obwohl sie es wollte. Es war eben nicht einfach - er lebte weit fort in den Bergen die meiste Zeit, wo sie nur zu Besuch hinkam, ihre Notzuflucht, sollte sie in der Stadt nicht mehr bleiben können. Sie selbst lebte in der Stadt, unerkannt, unentdeckt.. "Die Katze" unter willigen Opfern.
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*