Geplatzte Träume und die Rückkehr in ein normales Leben...

Started by Katzerl, 03. Juni 2006, 14:52:29

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Katzerl

Der Auftrag war erledigt. Zumindest hatte sie ihr Möglichstes getan, um genügend Informationen zusammenzutragen. Das musste reichen - und wenn nicht, konnte sie daran jetzt auch nichts mehr ändern. Wollte nicht. Sie liess die Finger noch einmal über die fein gearbeitete Perücke wandern. Einmal würde sie sie noch tragen müssen. Um die Brille zurückzubringen, die ebenfalls in der Schachtel lag, wie alle "Requisiten" ihrer Maskerade. Und dann würde sie warten, bis ihre geheimnisumwobenen Auftraggeber wieder Kontakt mit ihr aufnahmen, und ihnen Bericht erstatten. Ihnen sagen, dass sie nicht weitermachen würde...

Ein verschlafenes "Marie?" vom Bett her schreckte sie aus ihren Gedanken auf. "Shht. Schlaf weiter, ich komme gleich..." beruhigte sie ihn. Sie legte den Deckel auf den Karton und räumte ihn wieder zurück in die hinterste Ecke des oberen Regalfachs in ihrem Kleiderschrank. Räumte gleichzeitig mit der Vorstellung auf, sie könnte zwei Leben führen. Manche vermochten es vielleicht, sie nicht. Es gab vieles, was ihr daran Spass machte, doch ihren Geliebten zu hintergehen gehörte sicherlich nicht dazu. Sie hatte die letzten Tage gemerkt, wie sehr es an ihren Nerven gezerrt hatte... die ständigen Ausreden, die Scharade mit dem angeblichen Kindermädchen. Manches Mal hatte sie sich gerade noch zurückzuhalten vermocht, um nicht ausfallend zu werden, wenn ihre Zeit drängte und er sie unbedingt begleiten wollte. Und das wiederum hatte sein Misstrauen erregt, sie spürte es wohl. Sicher vermutete er eine Liason mit einem anderen. Sie musste trotz des Aufruhrs in ihrem Inneren müde lächeln.

Sie trat zum Bett, betrachtete ihn sacht lächelnd, hing noch immer ihren Gedanken nach. Sie liebte diesen Mann. Nein - sie korrigierte sich. Sie wusste nicht, was Liebe war, ob es so etwas überhaupt gab. Aber sie fühlte für ihn etwas, das über tiefe Freundschaft hinausging. Vielleicht war das Liebe. Und doch brauchte sie auch ihre Freiheit und Unabhängigkeit, aber sie würde sie ihm zuliebe etwas einschränken. Sich von ihm einschränken lassen. Für eine kurze Zeit wenigstens. Das Lächeln wurde ein wenig bitter. Das würde nicht lange funktionieren, sie wusste es - egal wie verliebt sie gewesen war, sie hatte noch jedesmal den Mann verlassen, die Ketten gesprengt, die sie zu halten versucht hatten. Weil die Nähe ihr den Atem nahm, früher oder später. Aber sie hatte Zeit genug, während sein Vertrauen in sie - hoffentlich - wieder wuchs, um ihre Grenzen behutsam zu erweitern. Das Theater wäre ein guter Anfang.

Und vielleicht würde diese Beziehung diesmal funktionieren, würde Bestand haben. Sie hoffte es...

TBohne

Mehr oder weniger noch im Halbschlaf reckte er den Kopf ein wenig in ihre Richtung und betrachtete sie aus verschlafen und daher noch sehr klein erscheinen Augen. Von ihrem Tun an dem Kleiderschrank und der Schachtel, hatte er wenn überhaupt nur sehr verschwommen etwas mitbekommen. Trotz allem zierte jetzt schon ein jugendliches, fast unschuldig wirkendes Lächeln seine Lippen. Seine Hand führte eine heranwinkende noch schwache Geste aus, scheinbar war ihm noch garnicht nach Aufstehen zu Mute. Er musste leicht gähnen als er ihr dann schließlich noch durch ein zusätzliches Deckeanheben und Platzmachen verdeutlichte, dass er sie am liebsten noch für eine Weile bei sich hätte. Seine Worte, noch von der Müdigkeit leise und kratzig, sprach er langsam aber mit dem stetigen Blick in ihre Augen:

"Nur noch ein bisschen... es ist noch dunkel draußen. Komm doch wieder her."
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Katzerl

Der ernste Blick wich erneut einem sanften Lächeln, als sie zu ihm zurück unter die Decken schlüpfte, sich über ihn beugte und die Lippen für einen Herzschlag lang auf seiner Schläfe ruhen liess, bevor sie, dicht neben ihm, den Kopf auf die Kissen bettete. Ihn ansah, bis der Schlaf erneut über sie kam.