[FB, Humpen, Zimmer 3] Päckchen für Parat Flink

Started by Chimaere, 12. Juni 2006, 15:33:26

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Chimaere

Vermutlich würde Parat schon beim Eintreten in sein Zimmer auffallen, daß er es nicht genau so vorfand, wie er es verlassen hatte. Etwas... war anders... jemand war hier gewesen. Zwar schienen weder Schubladen, Schränke noch andere Dinge durchwühlt worden zu sein, doch wiesen subtile Kleinigkeiten auf einen ungesehenen und nicht erwarteten Gast hin, der in der Zwischenzeit hier gewesen sein mußte:

ein Umhang, der zuvor auf die Lehne geworfen wurde, dabei hinunterrutschte und achtlos liegen geblieben war, lag wieder über dem Stuhl; die Erde der kleinen Zimmerpflanze, wie sie in jedem Zimmer des Humpen zur Verschönerung zu finden war, und welche aufgrund Nachlässigkeit oder Vergeßlichkeit langsam zu welken bekann, schien feucht und deutete darauf hin, daß sie vor einiger Zeit gegossen wurde; dafür war das zuvor noch halbvolle Wasserglas neben seinem Bett leer; und auf dem Bett selbst... lag ein Päckchen, welches seinen Namen trug.

Natürlich hätte es auch Marie oder Lola gewesen sein können, welche aufgeräumt und ihm das Päkchen hingelegt hatte, doch war heute nicht der Tag dafür... auch war das Bett nicht korrekt gemacht, als ob ungeübte Hand Kissen und Decke schüttelte und irgendwie drappierte, so daß nichts über den Bettrand hinaus lugte, und frisch bezogen war es erst recht nicht.

Das Päckchen selbst war nicht allzu schwer. Vielleicht 5 Pfund, wobei das Kistchen, in dem alles eingepackt war, wohl ebenfalls etwas zum Gewicht beitrug. Sollte er es vorsichtig schütteln, so wäre gedämpftes Klappern zu vernehmen, wenngleich nichts auf Metall schließen ließ, eher auf ein weicheres Material. Die Handschrift des Schriftzugs seines Namens war recht nichtssagend: neutral gehaltene Blockschrift in schwarzer Tinte.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Vermutlich würde Parat dann doch irgendwann das Päckchen öffnen. Schließlich war kein Ticken daraus zu vernehmen* und auch ansonsten machte weder Packpapier noch Form, Gewicht oder Konsistenz einen magischen oder anderweitig bedrohlichen Eindruck... bis eben auf die Tatsache, daß es auf so dubiose Weise in sein Zimmer gekommen war.

Doch nachdem Papier mehr oder weniger geduldig entfernt und die Schachtel geöffnet wurde, würde ein Blick in dessen Inhalt dem Meisterdieb vermutlich den Absender des Päckchens verraten: nebst einem bemüht sorgfältig, doch bei weitem nicht knitterfrei, zusammengelegten, weißen Hemd, einer schwarzen Hose und ein paar Schuhen lag noch ein Zettel, der mit einer wohlbekannten Schrift in rotbraunen Tinte gehalten beschrieben war:


<<Ich sagte doch, daß Du Dir keine Gedanken um Deine Sachen machen mußt... es war wohl doch ein Magier der Akademie selbst, der diesen Streich mit der Kleidung auf dem Magierturm spielte. Damit hab ich wohl was gut bei Dir.>>

Keinerlei Unterschrift zierte das Schreiben, doch brauchte es das sicher auch nicht.

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*) Was auch daran liegen konnte, daß die Erfindung des zeitverzögerten Feuerballs in Briefform, die von einer Assassinengilde einer Stadt fern von Fürstenborn einst in Auftrag gegeben wurde, schlicht noch nicht marktreif war, da es ernste Probleme in Sachen Auslösezeitpunkt gab: die Fortschritte an der Erfindung wurden stark gehemmt, als der findige Gnom, dem die Idee kam Zahnräder und Federn zur Zeitmessung einzusetzen, bei der Scharfschaltung bemerkte, daß er vergessen hatte seinen "Verzögerungsmechanismus" aufzuziehen. Zwar wurde versucht aus den übrig gebliebenen Einzelteilen den Ideenansatz zu rekonstruieren, doch nach weiteren Fehlversuchen und Rückschlägen durch Material- und Mitarbeiterverschleiß, erlosch durch die "Fortschrittsberichte" der Erfinder nach und nach das Interesse seitens der Assassinen an einer solchen Tötungsmethode (zwar gehört der Tod an sich zum Alltag eines jeden Assassinen, doch sterben sie genauso wenig gern wie ihre Opfer) und man beschloß bei traditionelleren und vor allen Dingen sichereren Methoden zu bleiben.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Parat

Ach, wie das zeitlich doch alles so schön zusammenpasste, wenn man sich Zeit ließ.

Inzwischen trug Parat also wieder regelmäßig seine ureigene Hose und sein ureigenes Hemd. Erkennen konnte man das unter anderem an dem kleinen Rotweinfleck am Kragen. Sowas gab man nicht aus der Hand und es am Turm flattern zu sehen, war ja nicht nur beleidigend, sondern auch demütigend gewesen.

Umso mehr hatte ihn natürlich gefreut, dass er seine Kleidung wieder bekam, noch dazu von einer Person, wo das Bedanken doch so versprach, spaßig zu werden.

Ach, apropos Bedanken, dachte er sich, während er abwesend nochmal diesen Brief in der schönen Handschrift in seinen Händen hielt. Da war doch noch was.

Also erstens würde er sich natürlich auf angemessene Weise bei Aynora bedanken müssen, aber zweitens hatte ja auch Aynora schon angekündigt, sich bei ihm bedanken zu wollen und ihn deswegen zu bekochen.

Nun, bekocht zu werden von einer Frau .. das mag für den neutralen Beobachter wunderbar klingen. Nur muss der neutrale Beobachter die zubereiteten Speisen ja in den seltensten Fällen auch essen. Und da ist der neutrale Beobachter doch in einer gewaltig besseren Position als Parat.

Sicher, es war süß gewesen, wie Aynora neben ihm herging und über die Speisen sinnierte, die sie ihm würde kochen können. Dass sie dabei aber eine Pflanze in ihrer Hand als Thymian bezeichnete, die alles mögliches sein konnte, nur, wie er inzwischen wusste, keinesfalls Thymian war, das machte die Situation anders ... und gefährlicher.

Gefährlich in mehrerlei Hinsicht. Erstens bestand natürlich ein gewisses Gesundheitsrisiko, wenn man mit irgendwelchen Kräutern auf Verdacht gewürzte Speisen zu sich nahm. Parat wusste genau, dass einige Kräuter die unangenehme Eigenschaft hatten, giftig zu sein.

Aber zweitens würde Parat auch nicht wollen, dass Aynora an seinem gesicht ablesen würde können, wenn es ihm nicht schmeckt. Das würde ihren aufkeimenden Kochtrieb - bestimmt eine essentielle Entwicklung im leben einer Frau, so vermutete Parat mal - unter Umständen unterdrücken oder für alle Zeiten absterben lassen. Nein, das Risiko konnte er auch nicht angehen.

Was also tun? "Frag doch Edelmuth Dotterblume", so der Name einer längst zurecht vergessenen Wohltätigkeitsaktion in Lautwasser, aber Parat war sich relativ sicher, dass die Antworten von Herrn Dotterblume ihm nicht weiterhelfen konnten, denn wie genau würde es schon seinen magen beruhigen, wenn ihn irgendwelche Bommeln im Schritt streichelten? .... Es war besser, nicht wirklich über diese Frage nachzudenken.

Beten fiel auch aus, denn man konnte Maske alles mögliche nachsagen, aber ein Experte in Sachen Schutz junger, zarter Bande .... Wenn dem so wäre, hätte er sich sicher schon längst eine der durchgehend hübsch, wenn menschlich, dargestellten Göttinnen geschnappt, also fiel das auch aus. Das war allerdings auch mehr eine theoretische Überlegung, denn Parat betete eigentlich nur dann, wenn er in Panik war.

Gut, er war in Panik - und gerade deswegen musste er sich ablenken. Er musste einfach irgendwas für Aynora tun, gerade weil er das einzig Wichtige, das er gern für Aynora tun würde, nämlich sie aus dem Eisenturm befreien, nicht tun konnte. So blieb einfach nur das Essensproblem.

Lange Rede, kurzer Sinn: Er traf Delea.
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