Die Harfe

Started by Silverstar, 27. Juni 2006, 06:38:05

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Silverstar

Die letzten Tage und Nächte hatte Arilyn oft an ruhigen Plätzen wie dem Wasserfall am Elfenturm, der der kleinen Senke im Wald oder der anderswo verbracht. Bei den Menschen gab es zwar Instrumente und für menschliche Arbeit waren sie gut. Aber es war nicht das was sie hatte und was ihr durch das Portal verloren gegangen war.

Sie hatte zwei trockene Holzstücke im Wald gefunden, die sie nun mit einem Messer bearbeitete. So wie es ihre Zeit zuliess, hatte sie immer wieder und wieder einen Schtritt mehr an dem Werk getan. Zuerst entfernte sie gründlich die Rinde und gab dem Holz seine Form. Das eine Stück war nur leicht geschwungen. An einem Ende des anderen schnitzte sie einen deutlichen Bogen hinein. So gut es ging, glättete sie die Oberfläche. Sie ritzte einige wellenförmige Linien in das Holz, die jene, die sie kannten an Eilistraees Haar erinnern würden.

Sie überzog das Holz mit einer dünen Schicht Wachs, das es vor dem Aufweichen durch Feuchtigkeit schützen sollte. Zugleich hatte sie ihm eine silbernen Färbung gegeben, indem sie ihm beim Schmelzen den Saft aus verschiedenen Beeren und Kräutern hinzugefügt hatte. Nachdem das Holz damit bestrichen war, wartete sie einige Tage bis das Wachs fest war. Sie verband die beiden Holzstücke nun fest miteinander und fügte zwei feine, silberne Metallstreben hinzu, welche die Saiten halten sollten. Einige hatte Liadon, der Barde im Elfenturm ihr überlassen. Er war nur zu gern bereit, ihr bei der Herstellung eines Instrumentes zu helfen. Sie zog sie nun über diese Streben und zog sie fest. Nach dem Tagen der Arbeit, die mit Liebe und Herzblut nun vollbracht war, lächelte die Priesterin. Sie hatte eines der Instrumente gefertigt, die der silbernen Maid besonders gefällig waren. Die Harfe, die Flöte und das Horn. Aber das, welches sie selbst soeben hergestellt hatte, vermochte sie auch zu spielen.

Sie liess einige Stimmklänge ertönen und es war inzwischen Nacht. Der Mond stand hoch am Himmel und hin und wieder zogen Wolken an ihm vorbei. Doch immer wieder brach sein Licht aufs neue durch das Blätterdach hindurch und erhellte den Platz, an dem nur die nächlichen Geräusche des Waldes zu hören waren. Sie dachte an die Dinge, die sie in den vielen Sommern erlebt hatte.

Gutes wie schlechtes hatte sie mit Dunklen erlebt. Zum einen waren es jene, die ihr vor mehr als einem Jahrhundert das Leben gerettet hatten. Jene, die ihre Glaubensschwestern wurden und die das gleiche Ziel wie sie verfolgten. Doch zum anderen waren da noch jene, die sie immer wieder Leid und Verderben über ihre Geschwister bringen sah.  Es war schmerzhaft, an die Elfen zu denken, die ihnen zum Opfer gefallen waren und die Dunklen, die dem Unterreich entfliehen wollten. Alles hatte zwei Seiten und sie hatte gelernt, zu unterscheiden.  Nicht bei allen griff das Wort und sie verstanden nur noch die Sprache des Schwertes. Zu sehr waren sie vom Gift verfressen, das die Spinne ihnen verabreicht hatte.
Doch sie war zuversichtlich, dass es in all der Dunkelheit ein Licht gab. Eilistraee würde ihnen den Weg an die Oberfläche weisen. Hier oben konnte sie als Tel´Quessir jene willkommen heißen , die wie in Frieden  unter freiem Himmel leben wollten und dem Unterreich und seinen bösen Gottheiten entsagt hatten. Allen anderen würde sie sich entgegen stellen wie aich ihre Herrin sich den bösen Göttern des Unterreichs entgegen setzte. Doch auch kleine Schritte können großes bewirken. Viele kleine Dinge zusammengenommen zu einen Großen konnten bei Zeiten gar ein Bollwerk errichten gegen das Böse. Und es würde jene schützen, die den Schutz brauchten.  Arilyn hoffte es für sie und betete für jene, die nach Hilfe und Errettung vor dem Netz der Spinne suchten. All ihre Eindrücke,  ihren Schmerz des Mitgefühls , aber auch ihre Zuversicht durch den Glauben fasste sie in dieser Nacht in das erste Lied, dass sie auf dieser besonderen Harfe spielte. Sie war nicht nur optisch ein Kunstwerk, sondern klang auch auf eine bezaubernde Art und Weise. Die Melodie wie die Worte des Liedes sollten die Nacht erhellen und ihrer Herrin sagen, sie würde stets glauben und ihrem Weg folgen. In ihrer Muttersprache sang sie mit sanfter, klarer Stimme.


Schwarze Wolken, triste Kälte
ziehen ohne Trost vorbei
mischen sich in alles Lachen,
krallen sich an das Gebein

wie ein Fluch, der seinen Rachen
aufreißt und Hoffnung verschlingt
doch was mich hält vom Grame
ist's, was mich zum beten bringt.

Denn wohl mag es uns erscheinen,
dass das Leben, grausam kahl
ist, doch möchte ich es leben
weiß ich, dass ich, wenn auch fahl

Leuchten muss in meinem Leben.
Stetig mich der Nacht ergeben.
Muss mich grämen ihrer nicht
Möchte sein im Dunkeln Licht

So wie einst es war bestimmt
Was mir niemand jemals nimmt
Wird das Licht stets Wege weisen
Jenen, die auf schweren Reisen

Entkommen woll´n  der Dunkelheit
Entfliehen woll´n der Grausamkeit
Sollen schönes wieder sehen
Und die lichten Wege gehen

Kein Fluch ist es, ein Segen
Dem Hass und Zorn entgegen
Zu sehen die Kron´der Bäume
Seelen frei für gute Träume

So soll ein Licht silbern erleuchten
Und die Schatten all verscheuchen
Soll durch die Wolken scheinen
Und die Herzen friedlich einen

Kein Winter mehr im Herzen
Heil gefunden von Schmerzen
Hier am End´von Leid und Pein
Soll Frieden und Freiheit sein



Nach diesen Worten verklang auch einige Momente später die Melodie langsam und immer leiser werdend. Noch eine Weile kniete die Priesterin auf dem Wald boden, die Harfe neben sich liegend. Die Hände hatte sie gefalten und verweilte still mit abschließendem Blick auf den Mond. Die Mondelfe lächelte schließlich empor und endete ihre Andacht. Sie verstaute die Harfe und ging tiefer in die Wälder, um sich wie jede Nacht auf die Jagd zu begeben.
Ye have enemies ? Good, good - that means ye´ve stood up for something, sometime in thy live.......

Elminster of Shadowdale