Ny'zara - allein in der Fremde

Started by Yalestra, 08. Juli 2011, 10:33:17

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Yalestra

So müde Augen – leerer Blick,
Wo ist das Feuer
Wer nahm dir dein Licht
Emporgestiegen – tief gefalln,
Allein mit dir;
Und Schatten retten nicht...
*

Wo war sie? Ein Ortsname, ein Kontinentenname. Fremd, unbekannt. Ihr war übel, sie fühlte sich schwach. Etwas fehlte. Verbundenheit, tiefe Verbundenheit, zum Wald, zu ihrer Sippe. Sie fröstelte. Sie hatte die Stadt verlassen in der sie gelandet war. Der Wald war fremd, dunkel, obgleich von einer unbestimmten Schönheit.

Die hellen, stechend grünen Augen schweiften zu der Stelle, an welcher sie vor Stunden noch die drei merkwürdigen Personen beobachtet hatte. Etwas sagte ihr, das der kleine Mann sie suchte. Als könne er sie spüren.

Wir tauchen ein ins Tränenmeer;
Die Seele brennt -
Das Herz weint mittendrin.
*

Salzig schmeckte sie ihre eigenen Tränen. Sie war nie schwach gewesen, doch die Kälte und Einsamkeit, die sie nun tief in sich spürte, ließen sie verzagen. Noch immer war ihr übel von der magischen Reise. Wo war ihre Sippe? Vielleicht würde sie jene nie wieder sehen. Langsam senkte sie die Hände in das Gras. Sie schloss die Augen. Fühlte das Gras zwischen ihren Fingern. Begann, den Wald, die Natur um sich zu fühlen. Eine neue Welt, ein neuer Wald. Die Einsamkeit in ihr blieb. Doch in den Lauten der Natur und mit dem Gefühl des Grases zwischen ihren Fingern beruhigte sich ihr aufgewühltes Inneres zumindest ein wenig.
Sie zog ihre Stiefel aus und streckte die blossen Füße in das kühle Wasser des Sees, ehe sie ihre Hände wieder in das Gras senkte.

Ein Vogel sang leise zu ihrer rechten. Eine Wildsaubache lief mit ihren Frischlingen lautstark in der Nähe herum. Sie vernahm das leise Geräusch äsender Rehe. Ein Wolf begann sein Lied, andere stimmten ein. Es war alles beinahe friedlich.

Und inmitten dieser Einsamkeit saß sie, das lange, hellbraune Haar sanft vom Wind verweht, fiel ihr ins Gesicht.

Zeit bleibt nicht stehen, Leben verrinnt, mit jedem Tag der neu beginnt,
reisst mir die Welt ein Stück heraus, ich atme ein, ich atme aus-
kein Tag kommt je zu mir zurück, ich suche atemlos das Glück,
denn ich weiss die Einsamkeit dehnt unendlich weit die Zeit...
*

*Textauszüge von Eisblume
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*

Yalestra

#1
Kalt und weiss,
du musst aus meinem Kreis,
denn wenn die Nacht das Licht verdrängt,
vergeht das was am Leben hängt.

Kalt und schön,
es darf nicht weitergehen,
gehe zurück in deine Welt,
die sonst mit mir in Scherben fällt.
*

Sie rannte, rannte durch einen Nebel, der so undurchdringlich war, das sie nicht sah, WOHIN sie rannte. Sie hörte ihren Atem keuchend widerhallen, als befände sie sich in einer Höhle. Etwas jagte sie, doch sie wusste nicht was. Ihr Herz raste, Schweißperlen rannen ihre Stirn herab.
Sie spürte den sengenden Schmerz am Rücken, fühlte das Brennen, als etwas sie ansprang. Dann fiel sie.

Der Nebel wich einem bodenlosen Abgrund, in den sie stürzte. Da war kein Halt, keine Rettung.. der Abgrund endete nicht, ein endloser Fall.


Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch, nur um sogleich wieder keuchend zu Boden zu gehen. Ein Schauder ging durch ihren Leib. Durch den rötlichen Schleier des Schmerzes, der vor ihren Augen zu wabern schien, erkannte sie vage die Baumkronen über ihrem Gesicht, hoch oben. Gras kitzelte ihre Finger. Ihr Herz raste, als hätte sie einen langen Lauf hinter sich. Ihr war heiss und kalt zugleich, abwechselnd, sie zitterte. Sie konnte unter ihrer Hand das rauhe Holz ihres Bogens spüren, beinahe tröstlich. Noch einmal versuchte sie sich aufzusetzen, vergeblich.
Erneut rann ein Frösteln durch ihren Körper. Sie war hilflos, während sie seitlich im Gras lag.

Die Erinnerung biss sich in ihre Gedanken.

Sie hatte sich vom See entfernt, um die fremde Umgebung noch ein wenig zu erkunden. Begleitet von ihrem Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit hatte sie die Wälder durchstreift. Bis... ja, bis der widerliche Gestank der grünhäutigen Gestalt, welche sie angefallen hatte, ihr in die Nase gedrungen war. Kaum das sie den Geruch wahrgenommen hatte, sprang der Troll sie auch schon aus den Büschen heraus an.
Sie schlug ihm den Bogen auf die Nase, der Troll grunzte und schlug ihr seine Klauen in den Rücken, anstatt seine Waffe zu nehmen. Der Attacke folgte der rasende Schmerz, dann folgte tiefe Schwärze.


Sie konnte sich nicht entsinnen, wie sie in den Schutz der Wälder zurück gelangt war. Der metallische Geruch des teilweise schon eingetrockneten Blutes biss sich in ihre Nase. Wellenartig ging der pulsierende Schmerz der Wunde von ihrem Rücken aus. Sie schloss ihre Augen wieder und wünschte sich die gnädige Ohnmacht zurück.

Mein Atem reicht noch für ein Wort...
reich mir die Hand sonst treib ich fort...


"Hilfe." Ein Wort nur, ein Flüstern..

(Dazu gehört dieser Thread hier)

*Textauszüge von Eisblume
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*

Yalestra

#2
Fühl mein Herz heut nicht,
Fühl nur ein Gewicht,
Willst du mich in die Tiefe ziehn.
*

Ihre Einsamkeit ließ nicht nach. Obgleich die Pflege Na'lanis langsam Früchte trug, spürte sie doch diese Traurigkeit in sich, den Verlust der Sippe, der Heimat. Ihr Herz fühlte sich schwer und traurig an. Ein, zwei Mal verließ sie Na'lanis Höhle, wenn jene gerade kurz nicht da war, streifte durch diesen so fremden und doch schönen Wald. Beide Male begegnete sie dem kleinen Mann und seiner merkwürdigen Begleiterin.

Der kleine Mann verwirrte sie. Er wurde unruhig wenn sie in die Nähe kam und sah direkt in ihre Richtung, selbst wenn sie verborgen im Gras saß. So, als WÜSSTE er genau, wo sie saß.

Doch ich ergeb mich nicht,
Nein, noch lange nicht,
Denn da ist noch viel mehr drin.
All die Angst und all die Hoffnung,
Nur du nimmst und gibst sie mir dafür...

...denn du kannst mich sehn,
Wie ich bin, ganz zerbrechlich.
Du siehst mich, ungeschminkt....
*

Die Tage wurden heller. Na'lanis Fürsorge tat der wunden Seele und dem wunden Leib der zarten Waldelfe gut. Als die andere Waldelfe ihr vorschlug, mit ihr gemeinsam jemanden zu besuchen, war Ny'zara sehr unsicher. Dennoch stimmte sie zu. Es würde ihr gut tun aus der Höhle zu kommen. Na'lani führte sie durch den Wald bis hin zu einem Baum. In den Höhen der Äste befand sich ein Haus, das sich wie lebendig an den Baum schmiegte, ohne ihn zu stören. Eindeutig ein Haus aus Elfenhand.
Etwas mühsam kletterte Ny'zara hinter Na'lani her auf den Baum und betrat mit ihr das Haus. Es stellte sich heraus, das dieses Haus einer Mondelfe namens Na'riel gehörte.

Ny'zara zeigte sich scheu, hatte sie doch schon oft genug erlebt, das andere Elfenunterarten den Waldelfen mit Arroganz und Missgunst entgegen getreten waren. Doch Na'riel schien anders zu sein. Langsam entspannte sich die zarte Waldelfe.

In die Einsamkeit die jener so Waldverbundene fühlte, mischte sich ein Hauch von innerem Frieden, zart und klein noch, wie der Hauch einer gerade erwachenden Flamme.

Zu dritt gingen sie an den See nahe Weilersbach, dem kleinen Ort vor der Stadt aus Stein, in der Ny'zara angekommen war. Es war ein Ort voll von Frieden, wunderschön so im Mondschein, als die zwei Waldelfen und die Mondelfe dort saßen. Dort legte sich der Grundstein einer neuen Freundschaft, einer kleinen Sippe.

Noch immer klangen Na'riels Worte in Ny'zaras Seele nach: "Ich werde schon auf meine beiden Waldelfchen aufpassen."

Es hatte so zart geklungen, so sanft. Freundschaft.. sie keimte wie ein winziges Samenkorn in jeder der drei. Mit einem Mal erschien der Gedanke, vielleicht zu bleiben, gar nicht mehr so erschreckend. Sie würden ein Heim schaffen..
Mit ihren hellen, stechend grünen Augen blickte Ny'zara auf ihre Hand, jene Hand welche Na'riel, die Eilistraeeanhängerin geheilt hatte.

Und da war dieses Gefühl der Verbundenheit.

*Auszüge von Luxuslärm
Kaz Hiskari - "Was glotzt du so? Aufs Maul!?"
Ny'zara Kennyr'plith - *huscht in den schützenden Schatten der Bäume*