Singende Pfeile

Started by skyreader, 02. August 2006, 15:40:04

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skyreader

Was war das doch für ein seltsames Land, in dass es sie verschlagen hatte?
An vielen Orten waren sie schon gewesen, hatten viele Geschöpfe der unterschiedlichsten Rassen und Kulturen kennen, schätzen und hassen gelernt. Jeder dieser Orte war für sich gesehen anders, etwas besonderes gewesen, doch allen waren irgendwie vertraut gewesen...

Hier nun... eine andere Welt... eine unbekannte Welt. Ein Ort den sie nicht auf ihren Reisen erreicht hatten, zu dem sie nicht ihre Füße getragen hatten. Ein Ort erreicht durch Magie... ungeplante Magie... ein Portal, dass im Moment seines Erscheinens die beste Alternative dargestellt hatte... hindurchzutreten oder sich einem ungleichen Kampf zu stellen...

Den Blick gesenkt saß der dunkelhaarige Tel'quessir an den unruhigen Wassern unweit des Hauses in dem sie nach ihrer Ankunft freundlich willkommen geheißen worden waren. Der Blick gesenkt ruhte auf einem Ast in seiner Hand, der unter den offensichtlich kundigen Fingern des Elfens mehr und mehr die Gestalt eines Pfeilschaftes angenommen hatte.
Ruhig saß er dort, den Blick auf seine Arbeit gesenkt, die Gedanken um all jenes kreisend was sie seit ihrer Ankunft hier vor einigen Tagen erlebt hatten...


Mit nicht viel mehr als dem was sie am Leibe getragen hatten waren sie durch jenes Portal gestürzt, war es doch die Flucht vor jener Bestie Malars, die so überraschend über ihr Lager hergefallen war, die sie das sich auftuende Portal als einzige Fluchtmöglichkeit hatten sehen lassen.
Eine große Überraschung war es gewesen sich dann auf jenem Turm, mitten über einer Stadt der Bhen wiederzufinden. Überraschung die sie letztlich die überhastete Flucht fast hatte weiterführen lassen, erst zur Ruhe kommend als sie den schützenden Mantel des Waldes um sich gespührt hatten...

Sein Blick hob sich und die blauen Augen suchten jenes Gebäude auf der erhobenen Klippenseite gegenüber. Das Haus, das Heim der Geschwister, Zufluchtsort und Stätte der Ruhe jener die sie suchten. Ja es gab sie. Geschwister in diesen Landen, ihrer nichteinmal wenig wie sie hatten feststellen dürfen, so waren ihnen in der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes schon einige begegnet. Und unter ihnen waren nicht nur unbekannte Gesichter.
Welche Pfade mochten die Seldarin ihnen angedacht haben, nach all jener Zeit die Pfade wieder mit denen Arilyns und Anreths zusammenzuführen? Gut dreißig Sommer musste es zurückliegen, da sich ihre Pfade zum ersten mal in der Siedlung im Dornwald gekreuzt hatten in der sie sich alle vier eine Weile als Gäste bezeichnen durften. Und Jahre später, bestimmt schon zehn Sommer zurückliegend, hatten sie sich ihre Pfade wieder gekreuzt, jenesmal im Nordwald, jenem kleinen Wäldchen nördlich des Hochwaldes gelegen, dass ihnen Zeit ihres dortigen Aufenthaltes Heim und Zuflucht war. Jenes Wäldchen, in dem sie den Traum von einer gemeinsamen sicheren Zuflucht geträumt hatten, der so rüde durch die Nähe der Höllentorfeste und des Schreckenswaldes unterbrochen worden war.
Und nun abermals zahn Jahre später kreuzten sich ihre Pfade erneut und das an einem Ort wo es unerwarteter den je war...

Ein schmales Lächeln überzog die Lippen des Elfen, als er den Blick wieder von jenem Gebäude am anderen Ufer senkte. Wer mochte schon wissen welch verschlungenen Wege die Seldarin ihnen allen vorher bestimmt hatten?
Jenen Pfeilschaft zwischen den Fingern drehend, die Stirn leicht gerunzelt, schob er diesen, wie auch die drei zuvor geschnitzten dann in seinen Beutel. Es würde dauern bis er wieder mit gewohnter Fingerfertigkeit seiner Arbeit nachgehen konnte, seine Pfeile wieder in gewohnter Art und Weise seine Ziele fanden. Jene ungewohnte Reise hatte viele Einbußen gebracht, aber wer mochte schon über die Pfade der Seldarin urteilen?

Den kleinen Dolch einschiebend, erhob er sich dann vom Ufer der unruhigen Wasser, seine Schritte ihn wieder in den Wald führend, der neben vielen Vertrautem doch ebenso Unbekanntes bergen mochten...

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Die Stille des Abends hatte sich über den Wald gelegt. Hatte die ohnehin unheimliche Stille, die den Wald seit dem Auftauchen jener seltsamen Blutbestien im Griff hatte, nur noch ausgeweihtet. Fast mochte man meinen der Wald selbst würde den Atem anhalten, ob der Gefahren die in ihm lauerten.

Kaum ein Geräusch durchdrang diese unheimliche Stille und doch hastete eine schmales Gestalt durch den Wald, sicher und nahezu lautlos seinen Weg durch das fahle Zwielicht der Nacht findend. Nur selten mochte einer der Waldbewohner durch ein ein Knacken oder Rascheln in der Nähe aufgeschreckt sein, doch jenem ersten Laut folgte bei aufmerksamem Lauschen nie ein weiterer, schien der Erzeuger doch längst weitergehastet, seiner raschen Jagd folgend.
Einer Jagd die dieser Nacht nur einem ganz bestimmten Wesen galt.


Viel zu deutlich war die Spur gewesen, die von jenem zerfetzten Kadaver fortgeführt hatte. Die Spur eines jener Wesen die in ihrer pervertierten Art nichts mehr mit den Geschöpfen des Waldes zu tun hatte. Die nur kamen um zu jagen, zu töten um des Tötens willen.
Jetzt war es die schmales Gestalt des Jägers der die Jagd aufgenommen hatte, jener Spur folgend die nur Tod über den Wald brachte. Schnell waren die Schritte, sicher ihren Weg findend, während der suchende Blick des Tel'quessirs die Nacht absuchte, jenes entartete Wesen suchend.

Doch wie so oft zuvor endete die Jagd ebenso abprupt wie sie begonnen hatte. Den schnellen Lauf abbremsend als das leise Plätschern des Baches an sein Ohr drang, stoppten die Schritte an diesem angekommen gar ganz. Die kundigen Augen wanderten suchend über den Boden und das scharfe Einziehen der Luft mochte deutlich anzeigen, dass der Jäger nicht zufrieden war mit dem was sich ihm da eröffnete.
Wieder einmal führte die Fährte in das Wasser eines Baches, und wieder einmal verließ sie sie nicht wieder auf der anderen Seite. Der Blick des dunkelhaarigen Elfen wanderte den Bachlauf auf und ab, abschätzend wohl in welche Richtung sich der Schlächter gewand haben mochte. Wieder einmal hatten diese Wesen ihren durchtriebenen Geist unter Beweis gestellt, wie sie für das Verhalten gewöhnlicher Tiere mehr als untypisch war.
Missmutig wanderte der Blick des Jägers den Bach auf und ab, sich dann hebend um sich am Stand der Sterne und des Mondes an den Himmelsrichtungen zu orientieren, ehe er dem Bach dann gen Süden folgte, den Bergen entgegen

Mit der schnellen Jagd war es aber nun vorbei. Langsam waren die Schritte die ihn weiterführten, sein Blick beide Uferseiten absuchend, nach Spuren ausschau haltend die andeuten mochten, dass das Wesen dem er folgt den Bach wieder verlassen haben mochte...