[SM] Der Raub der Kurtisaninnen

Started by Chimaere, 10. Januar 2007, 15:50:18

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Chimaere

Kapitel 1: Aynora - Jede Geschichte hat ihren Ursprung in Geschichten

Auch wenn Seldaria für Viele einen Neuanfang bedeutete, hatte Herkunftswelt und bisheriges Leben die Personen geprägt. Alte Gewohnheiten, Einstellungen, Bedürfnisse, Abneigungen und dergleichen blieben diesselben. So auch Aynoras überzeugte Einstellung gegen die Sklaverei und ihre rebellische Ader gegenüber allzu einengende Regeln oder Unterdrückung.

Natürlich fiel ihr damals schon der Eiserne Turm mit seiner Minenkolonie bitter auf und beschloß im stillen Inneren eines Tages dagegen vorzugehen... doch war sie noch zu frisch auf der Welt und wollte vorerst Verbündete suchen, beobachten und vor allen Dingen abwarten, ob sich nicht sogar eine günstige Gelegenheit ergeben würde. Solche Unternehmungen waren besser gut durchdacht und geplant, denn sonst mußten nur jene drunter leiden, denen eigentlich geholfen werden sollte... und das war nicht Sinn der Sache. Somit war Geduld die Devise.

Zugegeben war das Vorhaben auch ein wenig durch andere Dinge auf die sich die Schurkin zwischenzeitlich konzentrierte, in den Hintergrund geraten. Die doch recht große Entfernung zum Eisenturm war sicher auch ein Grund dafür gewesen, bis Hammerhütte durch die Orks fast überrannt wurde und zum "Schutz" des Dorfes, die Eisenpaladine, die zur Hilfe geeilt kamen, stationiert blieben und weigerten sich abzuziehen: ein eiligst abgeschlossener Vertrag zwischen Fürstenborn und dem Turm gab ihnen sogar das Recht dazu. Alles wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn sich die Paladine nicht mehr wie Besatzer oder gar Aufseher aufgeführt hätten. Die Dorfbevölkerung litt unter ihren manchmal willkürlich strengen Disziplin, die sie von Jedem verlangte: junge Arbeiter, alte Weiber, Kühe... manches Mal schien es reine Schikane aus Langeweile zu sein. Kurzum: in Hammerhütte regierten die Paladine mit Eiserner Hand und die Bevölkerung kuschte deutlich eingeschüchtert unter deren Fuchtel.

Ein Zustand, der Aynora wieder wachrüttelte: es mußte etwas getan werden! Eine Idee gab es auch schon, was sie tun könnte, doch leider wurde sie durch unglückliche Umstände bereits im Keim erstickt: bei einem Besuch in Hammerhütte konnte die Schurkin nicht mehr anders. Sie bot einem der Eisernen die Stirn, verweigerte seine Befehle und fing an gegen die Besatzung zu wettern... keine gute Idee, wie sich herausstellte: sie wurde verhaftet und zum Eisernen Turm gebracht.

Auch wenn sie einige Zeit später wieder nach einigen Verhandlungen mit der Dame Maarae freigelassen wurde, so stimmte doch etwas nicht. Teile ihrer Erinnerungen an die Zeit im Turm waren sehr unklar oder schienen ganz zu fehlen - wie etwa, wie einige sehr schlecht verheilende Wunden, die sich einer riesigen Krallenspur gleich über ihren Bauch zogen, dort hingekommen waren. Doch war dies nicht alles. Aus irgendeinem Grund fand befand Aynora das Tun der Paladine beim genauen Nachdenken als garnicht mehr so falsch: auch wenn sie manchmal etwas rauhbeinig waren, sie taten doch auch nur ihre Pflicht...

Es war ihr Glück, daß ihr näheres Umfeld - Parat allen voran - sie besser kannte und wußte, daß dies ihrem Wesen doch so ziemlich widersprach. Mit der Hilfe von Herrn Xian und Herrn Kezat kristallisierte sich mit der Zeit heraus, daß wohl Erinnerungen und Teile ihrer Persönlichkeit, ihre rebellische Ader allen voran, durch äußeren Einfluß unterdrückt wurden eine Art Einflüsterung dafür sorgte, daß sie dem Turm positiv gesonnen war... und vielleicht auch noch mehr von ihr abverlangte. Mit Hilfe eines Rituals des Psioniker Kezats war es zwar möglich diesen Einfluß auf Enstellung und Persönlichkeit zu kappen, doch einige Teile ihrer Erinnerung kehrten bis heute noch nicht zurück... doch vielleicht war es auch besser so.

Allerdings brannte nun das Verlangen nach Vergeltung noch heißer als zuvor in der Schurkin. Doch diesmal sollte es kalt servierte Rache sein, keine unkontrollierte Kurzschlußreaktion wie einmal zuvor, da sie einen der Eisernen hinterrücks angefallen hatte. Nein, diesmal würde sie dem Turm wirklich eines auswischen und ihm möglichst weh tun... ein wenig Gesichtsverlust, ein Schlag mit dem Federhandschuh... vielleicht auch ein kleines Zeichen für Jene, die unter ihm zu leiden hatten. Wenn alles gut ging, würden sogar Einige in den Genuß eines der wertvollsten Dinge jedweden Lebewesens kommen, auf welches sie schon zu lang verzichten mußten: Freiheit.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Kapitel 2: Parat und Aynora - Der Plan: Zwei Fliegen mit einer Klappe

Viele Pläne wurden geschmiedet, doch ebenso viele wurden wieder verworfen. Aynora kannte zwar genau ihr Ziel, nämlich die durch Verschuldung zu Kurtisanenarbeit gezwungenen Mädchen im Bordell "Zum Richtplatz" zu befreien - sie waren diejenigen, die es nach Meinung der Schurkin, am schlimmsten getroffen hatte. Doch wie sollte sie sie heil quer durch die ganze Kolonie, die von zig Paladinen bewacht wurde, bekommen?

Wohl hätte sie noch ewig Zeit mit dieser Problematik verbringen können, wenn nicht Parat eines Tages davon erzählt hätte, daß er einen Auftrag bekommen hatte die Rüstung eines Eisenturmpaladins zu besorgen... und da war sie: die zündende Idee, die Aynora wie ein Schlag traf. Warum sollte man nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und diese Vorhaben miteinander verbinden? Warum war sie nicht eher darauf gekommen, daß ein Freudenmädchen sicher keine Chance hatte aus der Kolonie herauszukommen, aber einem Paladin sicher nicht aufgehalten werden würde? Zumal es eine Tatsache war, daß sie sie noch nie einen Paladin ohne Helme zu sehen bekommen hatte - man würde also nicht wissen, wer sich in dieser Paladinrüstung bewegte.

Nun, da der erste Ansatz stand, fügte sich ein Detail nach dem anderen wie von selbst zusammen:
Die Rüstungen zu den Mädchen zu schaffen war zu riskant. Also mußten die Rüstungen von selbst zu den Mädchen kommen... und was lag damit näher als die Rüstungen von Freiern zu nehmen? Das setzte allerdings voraus, daß alle Mädchen zeitgleich und zu berechenbarem Zeitpunkt Kunden haben würden. Also mußte dafür gesorgt werden, daß mindestens fünf Paladine entsprechende Lust zu bestimmtem Zeitpunkt verspüren mußten. Eine Vorstellung, die im Bordell gegeben wurde und entsprechend darauf ausgelegt war, sollte das erledigen - in Verbindung mit einem Potenzmittel, um einigen der Eisernen richtig einzuheizen. Zugegeben war dieser Punkt etwas wackelig: es galt die richtigen Kandidaten zu finden, die sich dann auch mal solchen Vergnügungen hingaben und nicht durch eiserne Disziplin versuchten dies zu unterdrücken. Doch würde man sicher anhand des Verhaltens während der Vorstellung ein paar geeignete Paladine ausmachen können.

Nun hatte man die Rüstungen bei den Mädchen auf dem Zimmer. Ablegen würden die Paladine sie schon von selbst (anders wäre das, was sie vorhatten sicher nicht möglich), doch mußten sie nun noch möglichst schnell und lautlos außer Gefecht gesetzt werden. Auf jedem Zimmer Jemanden zu postieren, der den Freier außer Gefecht setzte, war unmöglich.. also mußte eine Methode her, die von den Mädchen selbst angewandt werden konnte: lautlos und gewaltlos. Was lag da näher als eine klassische Frauenwaffe? Gift war die Antwort. Ein Schlafgift schien angemessen, da es schmerzlos war und somit keinem Paladin frühzeitig als Gift auffallen sollte. Man entschied sich für ein Mittel, das eingeatmet werden mußte, da sicher nicht jeder der Herren etwas auf dem Zimmer trinken würde. Die Frauen konnten es sich auf die Unterwäsche oder andere Kleidungsstücke spritzen.. je nach Vorliebe und Ansprüche ihres Freiers, um ihm möglichst unauffällig das Mittel zuzuführen. Stark genug mußte es sein ihn schon bei schwacher Dosis außer Gefecht zu setzen... doch schwach genug, daß es nicht die Mädchen selbst außer Gefecht setzen würde.

Sobald die Paladine schlafen würden, war der kritischste Teil überstanden. Die Frauen mußten lediglich sich selbst die Rüstungen anlegen, notfalls zu große Teile mit Kleidung und Lagen ausstopfen, um sicher einigermaßen darin bewegen zu können und aus dem Dorf laufen. Um zu verhindern, daß gleich neue Freier auf die Zimmer kommen, würden sie einfach einen Preis an die Mäträsse zahlen, der dem Betrag entsprach, der gezahlt werden mußte, wenn die Mädchen eine Stunde lang "danach" noch außer Gefecht gesetzt waren.

Der Kern des Planes stand fest.
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home

Chimaere

Kapitel 3: Aynora - Vorbereitungen

Nun galt es noch einige Dinge zu erledigen, ehe es losgehen sollte:

Als Bardin, die an einem bestimmten Tag in der Minenkolonie auftreten sollte, war Erevyn perfekte Wahl. Sogar so perfekt, daß Aynora letztenendes ein Risiko einging und sie ohne großartige Absicherung in ihr eigentliches Vorhaben einweihte (wenn auch nicht in das Detail, daß neben den Mädchen auch die Rüstungen noch von Interesse waren). Eine Tatsache, bei der ihr nicht sonderlich Wohl war, da sie damit das Gelingen des gesamten Unternehmens aufs Spiel setzte, doch letztenendes stimmte die Bardin zu mitzuwirken.

Wieder einmal zeigte sich, daß das Glück den Schurken zulächelte. Die Sache mit dem benötigen Gift klärte sich von selbst, als eine Drow eine komplette Alchemistenausrüstung für sich erhandelte. Was lag da näher als als Gegenleistung ein Gift mit den angedachten Anforderungen zu fordern? Immerhin hatten Drow zweifelshafte Berühmtheit erlangt für ihre Braukunst dieser Art.

Das Potenzmittel war auch schnell bestimmt: die Perlen der Goblins wurden hauptsächlich für Zauberkomponenten benutzt, doch war allgemein bekannt, daß sie eingenommen auch noch andere Wirkungen entfalten konnten. Zerrieben sollten sie heimlich in die Getränke potentieller Kandidaten während der Vorstellung von Erevyn (wo die Augen so oder so eher woanders liegen sollten als auf den Bechern) gekippt werden.

Damit der Eisenturm nicht abermals Zugriff auf die Mädchen bekommen konnte, organisierte Aynora bereits vorab einen Kapitän, der die Frauen mit seiner nächsten Schiffsladung stillschweigend außer Landes bringen sollte. Der Tag, an dem das Schiff in See stach, sollte der Stichtag des Einsatzes sein. Alles mußte glatt laufen, da der Kapitän nicht warten würde. Insofern mußten die zu Befreienden zuvor informiert und zielsicher geführt werden.

Das wiederrum stellte vor ein kleines Problem: Aynora wollte nicht nur höchstpersönlich die Mädchen in den Plan einweisen, sondern auch selbst mit von der Partie sein. Dummerweise war sie aus irgendwelchen Gründen, seitdem von ihrer Gedankenmanipulation befreit wurde, vom Eisernen Turm als Verräterin gesucht und konnte sich daher auch nicht mehr in Hammerhütte sehen lassen. In Fürstenborn war sie sicher, da die Paladine dort nichts zu sagen hatten. Sich in die Löwe des Höhlen zu wagen war überaus riskant, da sie sicher erkannt werden würde. Eine Tarnung mußte her... eine gute Tarnung.

Es war eine Tatsache, daß eine Person nur dann kritisch beäugt wurde, wenn sie in Ansätzen einer gesuchten Person ähnelte. Man mußte nur einige augenfällige Dinge an sich selbst ändern und schon sank die Gefahr wiedererkannt zu werden auf ein Minimum. Das und die Anforderung, daß Aynora auf unauffällige Art und Weise zu den Mädchen sprechen können mußte, brachte sie auf die Idee sich als Mann zu verkleiden. Entsprechend zurechtgemachte Kleidung wurde besorgt, wie auch ein Bart beim Theater und die gesamte Verkleidung erstmal zusammen mit Parat einer Feuertaufe im Fürstenborner Bordell unterzogen, ehe man sich in die Minenkolonie vorwagte.

Und irgendwann kam dann der Tag, an dem es dann ernst wurde...
Oh I come from a land, from a faraway place,
Where the caravan camels roam.
Where they cut off your ear,
If they don't like your face.
It's barbaric, but hey, it's home