[Shyeldine] Vergangenheit und Auswirkungen auf die Gegenwart

Started by Verund, 19. April 2008, 14:10:15

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Verund

AUS DEM DRECK IN DEN DRECK

Wenn man jung ist, hat man noch Träume.
Wenn man in einem Bauerndorf lebt, sind diese normalerweise recht einfacher Natur, aber nicht immer...
Shyeldine wuchs in einem völlig uninteressanten Bauerndorf an den Südhängen der Gebirge auf, die sich zwölf Tagesreisen nördlich der Stadt Vesper erstreckten und war in ihrem Leben noch nicht weiter als bis zum nächsten Marktflecken einen Tag entfernt gekommen.
Ihre Eltern waren Bauern, das Tagwerk war hart und Shyeldine musste mit ihren 3 Brüdern mithelfen, während die anderen schufteten, molk sie Kühe, kümmerte sich um Ziegen und Schweine, arbeitete im Haus... und nutzte seit Jahren jede Gelegenheit, sich von ihrer Großmutter Geschichten zu erzählen und vorlesen lassen, in denen es um Ritter, Abenteurer, Unholde, Drachen, Burgen, schöne Städte, Könige, holde Maiden und alles andere ging, was man im bäuerlichen Alltag eigentlich gar nicht gebrauchen konnte. Sie konnte gar nicht genug von diesen Geschichten hören und wenn sie mal am Markttag mit im Marktdorf war, zog es sie auch zu den Geschichtenerzählern, die die Kinder unterhielten.
Hätte ihre Großmutter ihr nicht beim Vorlesen auch heimlich das Lesen beigebracht, wäre sie wohl ungebildet geblieben, Bauern schickten ihre Kinder nicht auf Schulen, Bildung beschränkte sich aufs nötigste, Rechnen zum Beispiel war nur für den Handel am Markt interessant und beschränkte sich auf niedrige Zahlenräume.
Und so malte Shyeldine sich in Gedanken bei der Arbeit aus, wie toll ihr Leben doch sein müsste, wenn es wie in den Geschichten wäre, wenn sie ein Prinzessin wäre, oder zumindest ein gutaussehender Recke vorbei käme und sie aus diesem Kaff befreien würde (wobei gutaussehend eine zunehmendere Rolle spielte, je näher sie an die Pubertät kam). Und eines stand schon früh fest, sie wollte unbedingt das Meer sehen, welches sie nur aus Geschichten kannte und sich sofort in es verliebt hatte.
Doch es kam kein Prinz herangeritten, um das Bauernmädchen zu befreien, stattdessen eröffneten die Eltern ihr kurz vor dem 14ten Geburtstag, dass sie nun langsam alt genug sei, um zu heiraten und ein Junge aus dem Nachbarsdorf, dessen Hof reich an Schweinen war, genau der richtige wäre, man hätte mit seinen Eltern schon alles abgesprochen und wollte die Kinder bald einander vorstellen.
Es wäre schwierig gewesen, das Mädchen mehr zu entsetzen und der Eindruck verstärkte sich noch, als sie zwei Wochen später dem grobschlächtigen 15jährigen, permanent nach Schweinemist stinkenden, Burschen erstmals zugeführt wurde, der den ganzen Abend nur von seiner Prachtsau erzählte, die die meisten Ferkelchen werfen konnte.
Shyeldine weinte sich bitterlich bei ihrer Großmutter aus, als sie zurück kamen, niemals wolle sie so ein Leben weiter führen und alles wäre besser, als diesen Jungen zu heiraten. Und sie bekam von Großmutter neben Trost nur einen Rat: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Was daraus folgte, war die erste wirklich spontane, aber nicht ausreichend überlegte Handlung Shyeldines, wie in den weiteren Jahren noch einige folgen sollten, sie stahl sich nachts davon, nach Westen, gen dem Marktflecken und grob in Richtung Minoc, platzierte einige hundert Meter von ihrem Dorf entfernt ein Tuch von ihr in der schlammigen Straße, um eine falsche Fährte zu legen, beschrieb einen weiten Bogen nach Süden und wandte sich Richtung Vesper, der reichen und schönen Stadt am Meer.

Schon auf dem Weg dorthin ging ihr viel Geld aus, der Proviant war knapp bemessen und so war sie fast abgebrannt, als sie nach vierzehn Tagen von einem Hügel herab vor sich die Stadt liegen sah, dahinter das fast unendliche Blau des Meeres, die frische Brise spürte, welche die Zweifel, die sie die letzten Tage geplagt hatten, fortwehte und sie frischen Mutes hinabstieg.
Vesper, reich, an den Hügeln am Meer und auf einigen kleinen Inselchen gelegen, die mit kunstvollen Brücken verbunden waren, die Stadt mit großem Hafen und offenbar unendlichen Möglichkeiten, würde sie mit offenen Armen empfangen und ihr Leben sich von Grund auf ändern. Nun, zumindest der zweite Teil ihrer Vermutung sollte sich bewahrheiten.
Leider war der Bedarf an einem Bauernmädchen nicht allzu groß, für Arbeiten wurden entweder starke Jungen gebraucht, oder Leute die auch Schreiben konnten und auch auf zweifelhafte Angebote einiger Herren mochte sie nicht eingehen, konnte sich einmal sogar nur durch Flucht entziehen.
So verbrachte sie zunehmend die Zeit am Meer und grübelte, ob eine Umkehr nicht besser wäre. Sie lehnte, am elften Tag ihrer Ankunft, an einer Kaimauer und sah den Möwen zu, die über dem Hafen durch die Luft streiften und ihr Lied von der rauen See krischen. Und dann, fast instinktiv auf eine leicht veränderte Situation, griff sie an ihren Gürtel, wo ihr Lederbeutelchen mit dem letzten Heller und dem Brotkanten darin hängen sollte und langte ins Leere. Etwas irritiert sah sie sich um und konnte noch den Blick eines Jungen erhaschen, der sich, mit ihrem Beutel, aus dem Staub machte. Shyeldine brauchte eine Sekunde, bis sie reagieren konnte und sprintete dem Burschen dann hinterher, so schnell sie nur konnte. Ihr letztes Hab und Gut würde sie sicherlich nicht so einfach aufgeben.
Nach nur zwei Gassen hinter dem Hafen weiter hatte sie ihn bereits verloren und fluchte innerlich, kochte beinahe vor Wut, während sie sich neu orientierte und schließlich Richtung einer der Inselbrücken stapfte. Doch zum Unglück für den Dieb, sah sie genau jenen zufällig unter der Brücke verschwinden, ohne dass er sie bemerkt hätte und nahm wieder Verfolgungstempo auf, soweit ihr Bauernkleid das zuließ.
Sie duckte sich unter die Brücke, fand dort eine Kanalröhre vor, die sich rechter Hand auftat und huschte hinein ins vermeintlich Dunkle, das weiter vorne aber überraschenderweise von einer Kerze erhellt wurde. In einer recht engen Kanalkammer saßen mehrere Kinder und Jugendliche um eine Kiste, auf der die Kerze brannte. Mit dem Rücken zu ihr der Dieb, der mit dem Beutelchen wedelte und gerade zu seiner Erfolgsgeschichte ansetzte.
Immer noch wütend und deshalb wenig nachdenkend stürmte Shyeldine nach vorne, und warf sich gegen den Jungen mit dem Beutel, während sie zehn Augenpaare der anderen überrascht ansahen, und schrie ,,Das ist meiner!", während sie wild und ungezielt auf ihr Opfer einschlug. Sie krachten gegen die Kiste, die Kerze erlosch und es folgte ein kurzes Chaos fluchender und schreiender jugendlicher Stimmen, gepaart mit den Geräuschen eines Handgemenges bis jemand es schaffte, den Kerzenstumpen erneut zu entzünden.
Shyeldine lag auf dem Rücken, beide Arme über ihrem Kopf zu Boden gedrückt und der Junge saß auf ihrem Bauch, ihre Bewegungen somit unterbindend.
Erst jetzt konnte sie den Haufen genauer sehen, dünne schmutzige Gestalten im Alter von vielleicht 9 bis 15 Jahren, mehrheitlich Jungen, die sie allesamt fasziniert, wie ein wildes gerade gefangenes Tier, ansahen.
Schließlich war es der Älteste, der das aufgetretene Schweigen brach. ,,Wenn das der Versuch sein soll, mit ihr zu schlafen, sitzt Du aber auf der falschen Stelle" grinste er den Jungen an, der auf ihr drauf saß, und knuffte ihn in die Schulter. Einige lachten, nur der Junge und Shyeldine scheinen das weniger witzig zu finden. Der Wortführer schnappte sich den am Boden liegenden Beutel und öffnete ihn, ließ den ärmlichen Inhalt in seine Hand fallen und zog eine Augenbraue hoch. ,,Und deswegen bist Du bis hier nachgerannt und hast einfach angegriffen?"
,,Es ist alles, was ich noch habe." erwiderte des Mädchen am Boden trotzig, aber fast schluchzend. ,,Und nun gib es wieder her!"

So ergab es sich, dass Shyeldine sich der Gruppe von Straßenkindern anschloß, welche durch die Gassen und den Hafen stromerten, Händlern Essbares von den Ständen klauten und unvorsichtigen Passanten die Geldbörsen abschnitten, vor Wachen flohen und in den Kanälen unter einer der vorgelagerten Inseln hausten.
Und so vergingen einundhalb Jahre, bis Shyeldine über den Obermarkt Vespers am Festland schlenderte, nach einem Opfer Ausschau hielt und in Form einer hübschen, reich gekleideten Frau fand, die allzu unvorsichtig und lässig ihre Handtasche über der Schulter trug...
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Kendric vom Drachenmondorden - Hauptmann und Berufsritter des Drachenmondordens, Ritter ihrer Fürstin Eleara von Fürstenborn, stellv. Hptm. Tempelgarde, Ritter der Morgenröte
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Verund

DER PREIS FÜR EIN BESSERES LEBEN

Vielleicht war es keine gute Idee, sich gerade diese auffällige Frau auszusuchen, die überraschenderweise über zwei unauffällige Leibwächter verfügte und sich Shyeldine somit in der Defensive wiederfand, noch bevor sie überhaupt Hand an die Tasche legen konnte. Außerdem stellte sich heraus, dass die gutaussehende, edel wirkende Dame sie schon ihrerseits seit einigen Minuten beobachtet hatte.
Sie war ,,Lady" Allenar aufgefallen, die über die Fähigkeit zu verfügen schien, in dem dünnen Mädchen selbst durch den Schmutz etwas zu finden, was ihr zu gefallen schien, vielleicht war sie auch nur auf der Suche nach einer Rothaarigen mit hübschem Gesicht, so genau gesagt wurde das später nie.
Also fand sie sich einer freundlich lächelnden Frau gegenüber, die Shyeldine die unordentlichen Haare aus dem Gesicht strich und fast mütterlich sagte:
,,Na, was haben wir denn da Hübsches? Meine arme Kleine, ich kann dich doch nicht guten Gewissens einfach fortjagen, oder? Wie wäre es, wenn Du mitkommst, erstmal was leckeres zu essen bekommst und wir Dich baden lassen und Dir was neues zum Anziehen geben. Du siehst ja ganz mager aus." Shyeldine sah die Frau aus großen Augen überrascht an und hatte trotz der netten Worte und des verwirrenden Angebots das leise Gefühl, nicht hören zu wollen, was die Dame sagen würde, wenn sie ablehnte.
Kurze Zeit später fand sie sich in den Hügeln über der Stadt wieder, im gehobenen Viertel mit fantastischem Blick über die Bucht und die Inselchen, in einem Etablissement einem Schloss gleich, wo die reichen und wichtigen Herren ein und aus gingen und sich die Nacht versüßen ließen.

Und so begann die Ausbildung. Sie wurde nicht nur gebadet und ordentlich sauber geschrubbt, es ging um etwas völlig anderes. Im nächsten dreiviertel Jahr lernte sie viel neues oder verbesserte bekanntes, besser lesen und schreiben, sich zu benehmen, ordentlich zu essen, sich gepflegt zu unterhalten. Sie lernte normale wie exotische Tänze, Leute zu bedienen, die gängigen Tischspiele, in der Theorie einem Herren zu gefallen, alles was nötig war und alles unter den beobachtenden Augen Lady Allenars, die regelmäßig überprüfte, ob sich ihr Mädchen auch entsprechend entwickelte oder herausgeworfene Zeit war. Und regelmäßig fiel Shyeldine abends sofort in Schlaf, sobald sie sich erschöpft aufs Bett ihres kleinen Zimmers geworfen hatte, so anstrengend war es, alles zu lernen und zu behalten.
Dennoch schien es ihr für den Moment besser, als im Dreck der Stadt zuallerunterst zu hausen, ausreichend zu essen, nette Kleidung.
Und am Ende war sie in der Lage, gleichsam jeden Wunsch der Kundschaft zu erfüllen.
Wenn ein Herr es wünschen sollte, einfach einen angenehmen ruhigen Abend zu verbringen, so konnte sie mit ihm gepflegt Schach spielen, nebenbei über die Politik oder die Qualität des Weines zu plaudern. Und wenn er seine tiefsten animalischen Triebe herauslassen wollte, so würde sie ihm auch dort hilfreich zu Diensten stehen, auch wenn es bisher an Praxis völlig mangelte.
So wurde Shyeldine, inzwischen gerade 16, dann eines Abends in den Teil des Etablissements geführt, in welchem sich das wahre Leben des Hauses abspielte. Lady Allenar hatte unter der Hand verlauten lassen (wohl wissend, dass es schnell die Runde machen würde), dass heute eine neue junge Frucht eingeführt würde und es hatten sich zahlreiche Herren eingefunden, die für das jungfräuliche Mädchen gut zu zahlen bereit waren.
Shyeldine stand leicht zitternd dort, wo sie warten sollte und hörte die ausgelassene Stimmung auf der anderen Seite des schweren Samtvorhangs und Lady Allenar reden.
,,...möchte ich unsere lieben Gäste und werten Freunde nicht länger warten lassen und präsentiere Euch die junge Füchsin in unserem Zoo der Schönheit und Freuden." ließ die Lady dann verlauten, und der Vorhang begann sich langsam aufzuziehen. Shyeldine straffte sich, rückte ihr leichtes dünnes Kleidchen zurecht und versuchte sich an all das zu erinnern, was sie gelernt hatte. ,,Immer Lächeln und den Herren der Illusion überlassen, dass man gerade seine Gegenwart besonders schätzt..." murmelte sie und schritt nach vorne in den Saal.
Das automatische freundliche Lächeln würde sie bis heute auch nicht verlernen.

Sie war nicht nur den Männern in den privaten Gemächern zu Diensten. Sie bediente, tanzte, flirtete und freute sich auch, wann immer sie sich mal um die Getränke kümmern durfte. Manche Kunden führten sie in die Stadt aus, als Begleiterin für den Abend. Sie war beliebt, begehrt und bekam gutes Trinkgeld. Shyeldine konnte sich sogar ein Zimmer zusätzlich in der Stadt leisten, mit Blick auf den Hafen, wo sie nächtigte, wenn sie frei hatte.
Und sie begann sich an den vorgegaukelten Luxus des Etablissements zu gewöhnen, kaufte sich privat viele Kleider und nur die teuren Weine, begann langsam aber sicher über ihre Verhältnisse zu leben.
Irgendwann, ihren 18ten Geburtstag bereits hinter sich, begann sie, Schulden zu machen, erst hier und da kleine, die sie später begleichen konnte, dann größere Summen und sie dachte nicht weiter darüber nach, bis plötzlich eines Tages diese vehement eingefordert wurden, ohne dass sich der Geldgeber mit einer körperlichen Gefälligkeit oder Raten abspeisen ließ. Und so hinterließ sie ab und zu einen Hinweis, wenn ein Kunde, der sie ausgeführt hatte, besonders trunken war und eine schwere Geldbörse mit sich führte. Der Geldgeber, ein übler Kerl, an den sie sich gewandt hatte, als bessere ihr keinen Kredit mehr geben wollten, hatte nur wenig bis keine Skrupel, wie er sein Geliehenes zurück erhielt und so fand sich der eine oder andere Herr mit einer Beule im Straßengraben wieder, nachdem er zuvor mit Shyeldine einen netten Abend verbracht hatte.
Doch es waren nur wenige, um nicht aufzufallen und der Strudel, der das Mädchen erfasst hatte, konnte sich weiter drehen, Luxus um jeden Preis.

Das Erwachen aus einem Traum ist manchmal übel. Insbesondere, wenn man Leibwächter einer gehörnten Adligen an den Hacken hat und nur mit dem, was man gerade tragen kann, aus der Stadt flüchtet.
Shyeldine übertrieb es maßlos, das Gefühl und der Rausch des Begehrtseins oben im Schloss, der Kaufrausch unten in der Stadt, es war ihr alles so zu Kopfe gestiegen, dass sie irgendwann endgültig die Kontrolle verlieren musste und zu ihrer Rettung und dem Bezahlen der Schulden einen finalen Plan ersann, den Geldverleiher im Nacken, der mittlerweile auch vor Gewaltandrohungen nicht mehr zurückschreckte und ab und an seine Spießgesellen vorbeischickte, sie daran unfreundlich und grob zu erinnern.
Der Plan war einfach wie schlecht durchdacht. Es gab einen älteren Herren, der Gefallen an Shyeldine gefunden und sie mittlerweile mehrfach im Etablissement besucht hatte und dem sie auf vielerlei Weise die Zeit versüßte. Dieser war Ehemann einer Adligen und auf deren Geld auch zum Großteil angewiesen und natürlich durfte sie auch von seinen abendlichen Aktivitäten nichts wissen. Eigentlich ein leichtes und perfektes Opfer für eine kleine Erpressung.
So sammelte Shyeldine einige Beweise von ihm, die er kaum vermissen würde, vor allem wenn er zufrieden nach schweißtreibender Zweisamkeit neben ihr schlief, und eröffnete ihm eines Abends, dass er ihr doch lieber ein dauerhaftes Gehalt zukommen lassen solle, so er nicht wolle, dass seine Frau erführe, wie und wo er es am liebsten täte. Und doch tat er Shyeldine mit einem Mal Leid, als sie ihn sein Gesicht sah, doch der Schritt war getan, ein Rückzieher schwer möglich, auch wenn sie sich selbst gerade kaum leiden mochte.
Aber es geschah das nicht vermutete, der Herr beichtete seiner Frau alles und vielleicht fügte er auch einige Unwahrheiten hinzu; und diese entbrannte in Zorn, leider nicht (nur) auf ihn, sondern vor allem Shyeldine und schickte ihre Leibwächter los, ihr eine Lektion zu erteilen.
Das war der Tag, an dem Shyeldine etwas überstürzt der Stadt Vesper den Rücken kehrte und Geldhaie, gehörnte Ehefrau, aber auch ihr lieb gewonnenes Leben hinter sich ließ und nach Westen an der Küste lang entschwand.
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Verund

WAY SOUTH

Nach einigen Tagen stieß Shyeldine auf eine Gruppe Reisende, die sich als fahrende Gaukler und Plänkelsänger herausstellten und nichts gegen eine Begleiterin einzuwenden hatten.
Der bunte Haufen gastierte in allen Orten, in denen sich genügend Zuschauer einfanden, spielte auf Markttagen, während er sich langsam Richtung Britain, der Hauptstadt des Britannias bewegte.
Die Kunst einiger der Gaukler faszinierte Shyeldine besonders, sie tanzten mit Fackeln, Messern oder Schwertern, vollführten dabei die anmutigsten und extremsten Bewegungen und Biegungen, die sie je gesehen hatte, tänzelten und drehten sich in einem Rausch aus Flammen und Stahl. Als sie fragte, ob man ihr diese Tanzform beibringen könne, stieß sie zunächst auf Ablehnung als Außenseiterin und so bot sie an, die Gruppe durch (relativ angezogene) Tanzdarbietungen bei ihren Auftritten zu unterstützen, Geld brauchte sie ohnehin für die weitere Reise, was nach einer Kostprobe ihres Könnens angenommen wurde.
So zogen sie von Ort zu Ort und Shyeldine bemühte sich, Gesehenes zu lernen, den Tanz mit den Waffen zu adaptieren, soweit es eben ging, wobei sie nie die langjährige Perfektion der anderen erreichen sollte, aber das Tänzeln im Kampf aufgreifen und auch später noch weiterführen und trainieren würde. Aber auch sonst versuchte sie sich alles einzuprägen und zu erlernen, was ihr irgendwie sinnvoll erschien und Kiran, der schwarzhaarige Sänger, dem sie auf dem Weg immer näher kam, zeigte ihr, wie man sich mit einem Langmesser verteidigen konnte, über das wenige hinaus, das sie schon zuvor wusste und beherrschte.
Im Gegenzug zeigte sie ihm ein paar Dinge, die er noch nicht kannte.

Britain war laut und überfüllt und überall liefen die Gardisten von Lord British herum und sorgten für zivile Verhältnisse innerhalb der inneren Mauern. Die Gauklergruppen wohnten in den Außenbezirken und kamen nur zum Auftritt in die Innenstadt. Man traf alte Bekannte genauso, wie alte Feinde und die verschiedenen wandernden Schausteller feierten und stritten die Nächte, zeigten ihre Kunst am Tag und bis in den Abend.
Shyeldine genoß die Zeit, ließ sich durch die Stadt treiben, feierte ausgelassen, tanzte als Zigeunerin aufgemacht, oder blieb den ganzen Tag mit Kiran im Zimmer und schmunzelte über die Kommentare, die sie zu hören bekamen, als sie sich wieder blicken ließen.
Nach einem Monat in Britain machte sich langsam wieder Aufbruchstimmung breit. Es sollte weiter nach Süden gehen, bis hinunter nach Trinsic, um dort je nach Einnahmen ein paar Wochen zu bleiben.

Der Weg war relativ beschwerlich, das Gebiet war unsicherer als gedacht und wäre die Gruppe kleiner gewesen, hätten sie sicher mehr Ärger mit Räubern bekommen. So kam man aber mit dem einen oder anderen blauen Auge davon, bis die Gruppe schließlich wieder das Meer und an dessen Gestade die Sandsteinfarbenen dicken Mauern Trinsic, die in der Morgensonne rötlich glühten.
Trinsic, das eigenständige Fürstentum, war eine prächtige Stadt, die Orient und Okzident gleichermaßen im Stil vereinte. Es gab nicht nur den großen Fürstenpalast, eine gewaltige Botschaft mit Wohnräumen für die verschiedensten Diplomaten lag an einem wunderbaren innerstädtischen Park, es gab einen eindrucksvollen Paladinorden, einen großen Hafen, Prachtstraßen genau so, wie enge verwinkelte Gassen. die Stadt quoll über von Händlern, Rittern, Seeleuten, allem und jedem.

Shyeldine brauchte nur ein paar Augenblicke, sich in Trinsic zu verlieben und als nach zwei Wochen die Gaukler wieder nach Norden aufbrechen wollten, ausgerechnet bis nach Vesper zurück, war es an der Zeit Abschied zu nehmen, auch von Kiran, wenngleich es ihr ein bisschen Leid darum tat.

In relativer Näher zum Hafen gab es ein Freudenhaus, das "Reich der Sinne", dessen Besitzerin gerne neue Mädchen aufnahm. Das Haus war recht edel, wenn auch nicht mit dem in Vesper vergleichbar.
Es war lauter, geselliger und spannender hier zu arbeiten, die Gäste waren ein buntes Gemisch von Seeleuten bis hin zu Diplomaten, es hieß, auch die Herren der hiesigen Unterwelt würden hier ein und ausgehen. Es gab mehr hauseigene Wachleute, die sich mühten, die ausgelassenen Gäste unter Kontrolle zu halten und für Frieden zu sorgen, aber mehr als nur einmal musste die Garde Trinsics einschreiten, die Gelbröcke, mit dem Kelch als Wappen, das Zeichen der Stadt. Und Shyeldine war das eine oder andere Mal froh, mit Dolchen nicht ungeschickt zu sein, wenn sie den Laden verließ, oder ein Kunde glaubte, Ärger machen zu müssen.
Auch sonst sahen die Gardisten immer mal vorbei, sei es auf ein Bier, zum Plaudern, oder zu einer kleinen Razzia, die meist glimpflich ausgingen. Die Anführerin der Garde, Hauptfrau Sheila, schien eine gewisse Lässigkeit an den Tag zu legen und sich auch mit dem Sicherheitschef des Bordells gut zu verstehen. Und die Leute in ihren Reihen, auf die sie sich am meisten zu verlassen schien, wirkten nach Shyeldines Beobachtungen zufolge eher selbst nur einen kleinen Schritt von Gaunern entfernt. Auch gab es wohl regelmäßig kleinere Unstimmigkeiten zwischen der Garde von Trinsic und dem Paladinorden, nichtsdestotrotz sorgte die Garde für ausreichenden Schutz der Stadt und griff beizeiten auch mal hart durch, oder ließ an anderer Stelle etwas lockerer. Mit dem Bordell schien man recht wohlwollend umzugehen, warum auch immer.
Shyeldine fühlte sich alles in allem recht wohl. trotz oder vielleicht auch gerade wegen der größeren Quirligkeit im Haus.

Eines frühen Morgens, vier Monate nach ihrer Ankunft und vor fast genau so langer Zeit 20 geworden, als sie sich gerade nach getaner Arbeit in die Innenstadt aufmachte, wo sie ein kleines Zimmer hatte, erschienen plötzlich links und rechts neben ihr zwei Gestalten, in unauffälligen grauen Kapuzenmänteln, aber sichtbar bewaffnet. ,,Einen schönen guten Morgen, Shyeldine, auf dem Weg nach Hause?" Nach dem ersten gehörigen Schreck und einem Griff an ihren Dolch erkannte sie den freundlichen Plauderton. ,,Frau Hauptfrau, welche Freude, Euch als meinen Geleitschutz zu wissen. Was kann ich für Euch tun?" antwortete sie nervös, und kaschierte das mit einem Lächeln.
,,Hättest Du vielleicht Zeit für einen kleinen Umweg? Es dauert nicht lange..."
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Verund

FALKENJAGD

So fand sich Shyeldine plötzlich in einer speziellen Einheit des Fürsten von Trinsic wieder, für die sie neben ihrer sonstigen Arbeit tätig wurde. Die Aussicht auf mehr Geld und etwas Nervenkitzel war einfach zu verlockend.
Aufgabengebiet dieser Spezialeinheit, der ,,Falken Trinsics", waren all jene Operationen, von denen niemand etwas erfahren durfte, sei es um diplomatische Probleme oder Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden: verdeckte Kampfeinsätze, Beschaffung von Objekten, Geiselbefreiung, Spionage.
Shyeldine wurde zwar mit den anderen normal im Kampf ausgebildet und begleitete auch Kampfeinsätze, aber der Hauptgrund für ihre Aufnahme war die Spionage und Ablenkung.
So begleitete sie mehr als nur ein Mal einen Diplomaten in dessen Privaträume, um, wenn dieser erschöpft vom Liebesspiel eingeschlafen war, schnell und heimlich die Räume nach interessanten Informationen zu durchsuchen und sich zumindest auf zu notieren. Da manche Kunden befürchten mochten, dass ihre Begleiterin nachts etwas Geld oder Wertgegenstände mitgehen ließ, unterließ Shyeldine solche Dinge, selbst wenn es sie in den Fingern juckte. So war es doch einfacher, das Vertrauen dieser Leute zu gewinnen, um später vielleicht nochmals zu einem Besuch gebeten zu werden.

Die Falken waren insgesamt knapp 20 Leute unterschiedlichster Fähigkeiten, wobei das Hauptaugenmerk auf Kampffertigkeiten und Heimlichkeit zu liegen schien, allein sieben, inklusive Sheila erkannte Shyeldine als Gardisten der Stadt. Dazu kamen die heimlich angeheuerten, zu denen sie selbst zählte, mehrheitlich Söldner, Waldläufer und Freimagier, am exotischsten neben ihr waren wohl ein Apotheker, ein Barde und ein Hafenarbeiter.
Vielleicht lag es nur an der Spezialeinheit, die zusammen schweißte, aber die Leute verstanden sich gut und konnten sich aufeinander verlassen. Man hatte Spaß beim Training und Spannung im Einsatz.

Es gab immer wieder Trainings, wo die Leute vor allem in dem unterrichtet wurden, wo sie noch Ausbildung brauchten. In Shyeldines Fall eine Verbesserung im Knacken von Schlössern und dem Kampf. In letzterem wurde nicht nur ihr Kampf mit Dolchen noch etwas aufpoliert, sie lernte hier auch den Umgang mit Einhandarmbrüsten.
Dabei kam sie einem der ehemaligen Söldner näher, der sie nicht nur unterrichtet, sondern ihr auch mit seiner etwas ruppigen und unruhigen Art gefiel. 34 Jahre alt war Ghevan und wer ihn gekannt hätte, hätte vielleicht eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Herrn Khaine oder auch auf andere Weise mit einem Herrn Rist in Seldaria erkennen können. Ghevan war ein ruheloser Charakter, einer seiner selbstironischen Kommentare dazu war ,,Wenn Du mich mal länger sitzen siehst, dann nur weil ich schon tot bin", begleitet von einem lauten Lachen.

Die Einsatzaufträge des Fürsten richteten sich oft mehr oder weniger gegen Skara Brae, einem verruchten Ort an der Westküste, beherrscht von selbsternannten Söldnerkönigen, mehr Anführer von üblem Halunken- und Verbrecher-Pack, sowie Sitz einiger Nekromanten. Beide stellten ein ständige Bedrohung für Trinsic dar, da sie sich nicht mal zu schade waren, mit Drow und Orks gemeinsame Sache zu machen, um sich an Trinsics Reichtum gütlich zu tun.

Ein Auftrag führte sie eines Tages in die unmittelbare Nähe Skara Braes, wo die Falken einige Papiere und ein Artefakt aus einem Lagerhaus entwenden sollten. Sie waren zu viert unterwegs und das Ganze sollte möglichst unbemerkt ablaufen. Einen Tag und eine Nacht beobachtete man die Wachwechsel am Lagerhaus, wo sich immer zwei Wachen aufhielten und etwa nach vier Stunden ausgetauscht wurden.
Shyeldines Part war soweit klar. In einem offenherzigen Kleid sollte sie die beiden Wachen ablenken, während die anderen drei im Hintergrund ins Lagerhaus schlüpften. Der Vorteil war, dass die Wachen sich einerseits sicher zu fühlen schienen und andererseits Skara Brae viele Huren hatte und ihr Besuch am Lagerhaus nicht besonders auffällig wäre.
Und so schlenderte Sheyldine in einem leichten Rock und weißer tief ausgeschnittener Bluse heran und lehnte sich in Sichtlinie der beiden Wächter an einen Baum, lüftete in der schwülen Abendwärme ihre Beine, indem sie den Rock provokant etwas anhob, und etwas Luft unter die am Körper klebende Bluse fächelte, bis sie schließlich die Aufmerksamkeit der beiden genoß. Die Wachen sahen sich noch einmal kurz um, ganz unaufmerksam waren sie also nicht, und kamen dann zu ihr heran auf nicht besonders geistreiche Art mit ihr zu plaudern und anzügliche Bemerkungen zu machen.
Hinter ihnen konnte Shyeldine zwei ihrer Leute zum Lagerhaus schleichen sehen, der dritte blieb irgendwo verborgen, um nur im Notfall einzugreifen. Also scherzte sie mit den beiden Wachen auf eindeutige Weise und einer von ihnen wollte ihr gerade zeigen, wie gut er sein Gesicht in ihrem Dekolleté vergraben könne, während der andere schon dabei war, sich die lederne Hose aufzuschnüren. Also ließ sie den ersten gewähren, der seine Nase zwischen ihre Brüste drückte und beobachtete unauffällig beiläufig den Eingang zum Lager, als die zwei Falken, Sheila und Molten, gerade aus der Tür schlüpften... und überraschenderweise zwei Wachen ums Eck bogen, ganze 2 Stunden zu früh.
Shyeldine verkrampfte fast, aber noch waren ihre beiden Wachen zu abgelenkt. Während sie mit einer Hand der Wache über den Kopf kraulte und bemüht kicherte, als er seine Zunge ausfuhr, nestelte sie mit der freien Hand ihren im Rock verborgenen Dolch hervor. Und in dem Moment, als am Lagerhaus erste Schreie ertönten, rammte sie dem Mann den Dolch von der Seite durch den Hals.
Der andere hüpfte auf der Stelle, als er versuchte, sich seine Hose wieder über die Knie zu ziehen, sah sie wutentbrannt an und griff nach seiner Waffe, als der dritte Falke heranspurtete und ihn mit einem schnellen Schlag tötete, sich dann dem Lagerhaus zuwandte, wo schon die Klingen gekreuzt wurden.
Von all dem bekam Shyeldine kaum etwas mit. Unfähig sich zu rühren starrte sie in das Gesicht mit den ungläubig aufgerissenen Augen unter sich, als der Mann begann, gurgelnd Blut auf ihren Busen und die weiße Bluse zu spucken und langsam an ihr herabrutschte. Sie zog den Dolch noch heraus und betrachtete die Waffe entsetzt, stand einfach nur so da, bis die anderen drei heran waren und sie mit sich rissen.
Das war der erste Mann, den sie tötete und in ihrer Zeit bei den ,,Falken Trinsics" sollten später noch zwei weitere folgen, dennoch erinnerte sie sich noch später an diesen einen Sommerabend und den Gesichtsausdruck der Wache, als der Mann an ihrem Busen starb.

Es vergingen in der Zeit bei den Falken fast zwei Jahre, drei Mitglieder verstarben bei Einsätzen und zwei neue kamen hinzu, alles in allem waren sie erfolgreich. Und Shyeldine verbrachte immer gerne ihre Zeit mit Ghevan, dem ihr Beruf nichts auszumachen schien und sie liebte ihn wohl, wie umgekehrt er sie.
Es war die schönste Zeit in ihrem Leben bisher, doch alle schönen Dinge gehen irgendwann zu Ende. In diesem Fall verstarb der Fürst und sein Nachfolger war einer der Paladine Trinsics, ehrenhaft, mit einem Stock im Arsch und absolut keinem Verständnis für die Existenz einer Spezialeinheit mit so zweifelhaften Aufträgen. Und so löste er die Einheit einfach auf, auch gegen den Rat einiger seiner Berater (andere hingegen beglückwünschten ihn zu diesem Schritt).
An ihrem letzten Abend betranken sich die 19 Falken fürchterlich und viele ließen sich tätowieren, sei es aus Trotz oder Trunkenheit, Shyeldine kam so zu ihrem Tattoo auf dem Po, das Zeichen der ,,Falken Trinsics", einem Falken, der in einer Klaue den Kelch, das Symbol der Stadt, in der anderen ein Schwert hielt.

Doch sollte dieses unrühmliche Ende der Falken nicht der Schlussstrich gewesen sein. Es konnte immer alles noch schlimmer kommen...
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NOT, ELEND UND DAS SCHLARAFFENLAND

Keiner der ,,Falken Trinsics" war nun arbeitslos, alle gingen wieder ihrem gewohnten Job nach und gingen so unauffällig miteinander um, wie vor und während der Zeit in der Sondereinheit. Ghevan und Shyeldine hielten ihre Beziehung aufrecht und trafen sich, wann immer es möglich war, er legte sogar einige seiner Wachschichten bei der Garde so, dass sie zusammen frei hatten.

Doch offenbar waren die Ex-Falken jemandem ein Dorn im Auge, vielleicht Ratsmitgliedern, die im Freudenhaus zu Gast waren und durch Shyeldine ständig an die Existenz der Einheit erinnert wurden, vielleicht war es auch etwas anderes, das die folgenden Ereignisse auslöste.
Was die Gruppe nie herausfinden würde, war, dass die Soldbücher der Falken aus dem Palast veräußert wurden und zumindest Abschriften auch nach Skara Brae gelangten, gegen deren Söldnerbanden die Sondereinheit so oft eingesetzt worden war, auf die eine oder andere Weise.
Und dort fackelte man nicht lange.
Schon wenige Wochen später erreichten Assassine das Fürstentum, um für die Söldnerkönige blutige Rache an den Falken Trinsics zu üben. Es ging alles sehr schnell. Noch bevor sie wussten, wie ihnen geschah, war bereits fast die Hälfte der Ex-einheit ermordet worden und der Rest war aufgebracht wie ein Haufen Hühner. Einige flohen aus der Stadt und gingen einer ungewissen Zukunft entgegen, die Mörder an den Fersen. Hauptfrau Sheila und zwei Gardisten wollten dem Ganzen trotzen und sich nicht verdrücken oder abschlachten lassen, was aus ihnen wurde, sollte Shyeldine nicht mehr erfahren.
Sie hatte Ghevan bekniet, mit ihr zu fliehen, sich nach Minoc oder Yew durchzuschlagen und unterzutauchen, bis alles vorbei wäre und am Ende ging er darauf ein. Sie wollten in der Nacht durchs Südtor abhauen, Ghevan würde die Pferde besorgen und mit ausreichend Proviant und Ausrüstung beladen, Shyeldine sollte ihn nach ihrem regulären Dienstende im Bordell dann in der Nähe des Tores treffen.
Nervös brachte sie den Abend hinter sich, schob sogar irgendeinen Grund vor, um nicht mit einem Gast alleine aufs Zimmer zu müssen und als der Abend rum war, verdrückte sie sich umgezogen und reisebereit aus einem der Fenster im Erdgeschoss, falls vor dem Haupteingang jemand lauern würde.
In der ein wenig nebligen Dunkelheit schob sie sich durch die Gassen des Hafenviertels, mal hierhin, mal dorthin und näherte sich langsam dem Südtor.
Eine einsame Laterne hing an einer Mauer und sandte trübes Licht auf zwei gesattelte Pferde und Ghevan hinab. Vor Erleichterung hätte Sheyldine fast aufgeschluchzt und wollte auf ihn zueilen, als sie plötzlich eine innere Eingebung verharren ließ. Ghevan saß. Er saß auf einer Steinbank, scharrte mit dem Fuß im Dreck der Straße. Wenn sie eins über ihn wusste, dann dass er nie einfach rumsitzen würde.
Hastig verzog sich Shyeldine in ein Gebüsch zu ihrer rechten, presste sich dort flach auf den Boden und beobachtete die Szenerie. Sie wagte kaum zu atmen, starrte auf ihren Geliebten, als dieser nach einer Weile aufstand und sie sah, wie er seine Lippen bewegte, als würde er mit jemandem sprechen. Sie konnte keine Reaktion sehen, bis er still vor sich hin lächelte, sich hinter ihm im Gebüsch eine kleine Bewegung abzeichnete und er daraufhin schwer nach vorne sackte und mit einem Bolzen im Rücken auf der Straße liegen blieb.

Shyeldine wusste nicht, wie lange sie noch dort auf den Boden gepresst liegen blieb, auch nicht, wie sie letztlich aus der Stadt hinaus gekommen war, doch fand sie sich schließlich weit wetslich vor der Stadt wieder, atemlos, erschöpft und innerlich fast am Ende.
Die Tränen waren versiegt und ihre Augen brannten, als sie sich entscheiden musste, wohin sie sich wenden sollte und vielleicht traf sie hier die Entscheidung, die ihr Leben retten würde. Und sie wählte den Weg direkt in das Herz des Feindes, den Ort, wo die Häscher bestimmt nicht suchen würden, den Weg nach Skara Brae.

Über ein Jahr später war sie immer noch dort.
Untergetaucht hielt sie sich mit Diebereien über Wasser, schwamm im breiten Bodensatz der Stadt mit, schlief in billigen Kaschemmen oder auch mit jemandem, der ihr eine Nacht ein angenehmeres Dach über dem Kopf bieten konnte. Alles in allem war es mehr Überleben, statt Leben oder dem, was sie in ihrer Vergangenheit schon erreicht hatte und es verging fast kein Tag, an dem sie ihr Schicksal nicht verfluchte, oder die unerreichbaren Söldnerkönige, an denen sie sich für so vieles nur zu gerne rächen wollte.
Und selbst dieses Leben im Dreck wurde mit der Zeit schwieriger, wenn sie den organisierten Dieben aus dem Weg gehen wollte, die keine Konkurrenten duldeten. Schon mehrmals zuvor hatte sie flüchten müssen, sich verstecken und still abwarten, bis Verfolger von ihr abließen. Doch am Ende reichte eine Unachtsamkeit und plötzlich sah sich Shyeldine vier Gestalten gegenüber, die sie fast umzingelt hatten und ihr hämisch ihre Situation klarmachten, was sie als Diebin in ihrem Revier die nächsten Stunden bis zu ihrem Ableben zu erwarten hatte.
Shyeldine wählte die einzige Fluchtmöglichkeit, einen Mauervorsprung hinauf und aufs nächste Dach, die Gassen unter sich lassend. Fast schon schien ihr die Flucht geglückt, als sie bemerkte, das weiter vorne unter einem Vorsprung eines höher gelegenen Daches etwas nicht stimmte, eine Bewegung vielleicht, die sie abdrehen ließ. Man lauerte bereits, der Fluchtweg war nur ein kleines Spiel zum Zeitvertreib der Diebesbande und mittlerweile war sie relativ hoch über der Straße.
Mit dem Haken nach links konnte sie aus den Augenwinkeln schon die Verfolger hinter such wahrnehmen und so steuerte sie notgedrungen auf den Dachrand zu, keine Zeit zu überlegen, und sprang in die dunkle Gasse hinab, hoffend, sich dabei nichts zu brechen...







...und fiel fast vom Magierturm in Fürstenborn durch den Schwung des Sprunges, klammerte sich an die Zinnen, während der harte Stein ihr die Luft aus den Lungen trieb.
Eine Weile blieb sie ganz ruhig, nicht nur weil sie Zeit brauchte, um überhaupt zu erfassen, was eben geschehen war, auch weil ihr alles wehtat.
Der salzige Geruch des Meeres trieb vom Hafen hinauf, die Möwen kreischten das Lied, das sie so liebte und unter ihr brodelte die bunte fremde Stadt. Als sie sich vom Schock erholte, begann Shyeldine leise zu lachen, rutschte dann zu Boden und atmete nochmal tief durch, klopfte und strich sich Dreck aus der Lederkleidung und wandte sich der Falltür zu.
Was auch immer das hier war, niemand würde sie suchen, niemand ihre Vergangenheit kennen, alles stand offen...

,,Prima..."
- inaktiv -
previously known as
Kendric vom Drachenmondorden - Hauptmann und Berufsritter des Drachenmondordens, Ritter ihrer Fürstin Eleara von Fürstenborn, stellv. Hptm. Tempelgarde, Ritter der Morgenröte
Shyeldine "Fuchs" - Bardame, Tänzerin, Abenteurerin

Trident-Online - MMO-Forum und casual claning (nick: Ronnie Drew)
DRUCKWELLE - MMO-Clan, World of Tanks (player: Grantig)