Die Wilde

[Yalestra]

Oftmals geschah es in der Dunkelheit der Nacht, wenn der Mond halb von Wolken verdeckt am Firmament hing, umgeben von funkelnden Sternen. Dann war die Zeit der Jägerin, die Zeit, im Namen des Biestlords loszuziehen und zu jagen. Jede Nacht von Neuem, um ihre Stärke zu beweisen, indem sie die Kämpfe lebend bestritt, die sie anfing. Es war mehr als einmal vorgekommen das sie lebensgefährlich verletzt hervorging - aber sie lebte und das zählte.
Denn nur wer einen Kampf überlebte, war stark genug, um zu leben. In ihre nächtliche Routine mischte sich eines Tages eine Begegnung. Die Begegnung mit einem Menschen, einem Mann, größer als sie, kräftig. Ein würdiger Jäger, wenn er denn zu überleben vermochte. Jemand, der sie ein klein wenig an Riyan erinnerte und doch so vollkommen anders war.

Es blieb nicht bei jenem einen Treffen. Regelmässig des Nachts, wenn Kjaras Rudel aus drei "Blutwölfen" herumzog, fand sie ihn. Sie roch seine Spur und folgte ihr mühelos, denn sie war ein Wolf. Sie hatte die Instinkte eines Wolfes, hatte das Verhalten eines Wolfes, ja sogar ihre Zähne hatten sich im Lauf der Zeit angepasst. Und sie konnte sich wirklich in einen Blutwolf verwandeln. Und das zählte, allem voran. Und so kam es, das sie ihn auch in jener Nacht fand, in Begleitung einer Frau, welche Kjara boshaft angrollte. Sie machte kehrt und ließ Ashram und die Fremde allein. Doch als sie wiederkehrte, war die Frau fort, mit der der Schatten so oft unterwegs war.

In dieser Nacht gaben sie einander hin, verborgen vor den Blicken derer, die sie nicht bei diesem Tun sehen sollten. In dieser Nacht wurde das Band enger geknüpft als zuvor. Kjara genoß die Nacht. Doch im Morgengrauen dann verließ sie Ashram - für diesen Tag. Sie zog sich zurück, um zu jagen, zu baden und zu schlafen, denn wahrhaft, geschlafen hatte sie in dieser Nacht wenig.
Es würde nicht lange dauern und dann würden die Wölfe wieder auf seiner Spur sein und das "Spiel" begänne von neuem.
Kjara war zufrieden.

[Yalestra]

Er hatte sie verlassen, hatte sie schmächlich im Stich gelassen für irgend so ein Stadtweib. Kjara würde niemals verzeihen. Er hatte sich in ihren Augen als schwach erwiesen, Beute, die sie eines Tages jagen und niederstrecken würde. Es hatte sich erwiesen, das er Malars nicht würdig war und erst recht nicht der Jägerin des Biestlords. Kjara zog sich zurück und beanspruchte mit den beiden sie begleitenden Blutwölfen fortan das Rabenmoor und den Steinkreis. Sie hatte es geschafft, war im Zirkel des Steinkreises aufgenommen worden und dort lebte die Halbelfe nun, die als Blutwolf aufgewachsen war. Kein Zurück, keine Reue. Kjara empfand nur Haß. Haß, welcher den Schmerz verdrängte, den sie vielleicht eigentlich empfunden hatte. Die Boshaftigkeit in ihr wallte mit den neuen Verlusten nur höher...

[Maskenspiel]

Ab und zu durchstreifte eine Gestalt die Sümpfe, mag es nun Zufall sein, oder nicht, er trug dabei Kleidung aus Wolfsfällen, das Gesicht und der Körper bis zur Gänze verhüllt. Möglich das er dort etwas suchte, sich nur umsah, oder auf die Wilde traf. Jedoch schien er bei seinem Marsch nicht langsam und durchstriff den Sumpf einige male.