Nichts Bereuen - Keine Zeit für Melancholie

Started by Tweety, 01. November 2007, 18:32:41

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Tweety

Kapitel I - Längst verloren

Mein Gewissen, sofern ich eines besitze, bat mich dies hier schriftlich festzuhalten, also wundert euch besser nicht über die geistigen Ergüsse die tief aus meiner Seele zu euch sprechen:

An meine Kindheit habe ich relativ karge Erinnerungen, jedoch dafür umso mehr an meine Eltern. Als Sohn eines angesehen Magiers sowie einer adeligen Mutter, wurde mein Schicksal geprägt. Schon in jungen Jahren begann mein Vater mir die wesentlichen Grundkenntnisse der Zauberei in der Theorie näher zu bringen, mit vereinzeltem Erfolg wie sich später herausstellen sollte. Nahezu idealistisch, traditionsbewusst und ehrgeizig lehrte er mich die diversen arkanen Schriften. Die Magie war ein wertvolles Gut und Lebensinhalt für Ihn mittlerweile geworden und sein rastloses Bemühen und aneignen der einzelnen Kräften brachte Ihn schließlich dahin, wo er momentan stand. Meine Mutter hingegen kümmerte sich mehr um die bürokratischen Angelegenheiten, zu denen Sie sich als Aristokratin regelrecht verpflichtet sah, die allerdings mein Interesse nicht weckten.

Der beste Freund meines Vaters nannte sich Ammon Harris, ebenfalls ein einflussreicher Magier und erfolgreicher Absolvent, mit Bravour wohlgemerkt, an der Magierakademie. Er sah manchmal bei meinen sog. Unterrichtsstunden zu und schmunzelte gelegentlich über einzelne kleine Weisheiten die mein Vater von sich gab, nichts desto trotz dachte ich mir nichts Außergewöhnliches dabei.

Die Jahre vergingen und meine Kindheit näherte sich dem Ende, ich sollte wohl bald an die Magierakademie um dort mein Studium der arkanen Künste anzutreten. Zwischenzeitlich hatte ich sogar ein besseres Verhältnis zu Ammon aufgrund zahlreicher Geheimnisse gewonnen, an denen er mich teilhaben ließ. Er hielt nichts davon großartig Wert auf nutzvolle Zauber für die Gemeinschaft zu legen sondern nur sein Interesse stand im Vordergrund. Wortgewandtheit, Egoismus sowie Durchsetzungsvermögen waren seine Stärken. Seine Worte verwirrten mich in jungen Jahren noch zunehmend, so dass ich Ihnen Glauben schenkte. Immer mehr Zeit verbrachte ich mit Ihm und dafür weniger Zeit mit meinem Vater der des Öfteren Meinungsdispute mit meiner Mutter hatte. Die Grundkenntnisse hatte ich mir ja schon mittlerweile angeeignet und Ammon lehrte mich so viel, doch dazu später mehr.

Die Anfänge meines Studienganges verliefen recht trivial, da mein Horizont, wie bereits oben genannt wurde, erweitert war. Miseren blieben mir bis weilen ebenfalls erspart, da die Lehrer wohl meinen Potential früh erkannten. Wie meine Kindheit, so nahm auch meine Jugend ein rasches Ende. Jahre zogen ins Land in denen ich die Akademie absolvierte, diese mich jedoch vergleichsweise anödete aufgrund des subjektiven Lehrstoffes. Mein Desinteresse hatte zur Folge dass ich überwiegend mich mit Ammon Harris, anstatt mit meinem Vater, über die Dinge an der Universität unterhielt und er erstaunlich viel Verständnis dafür aufbrachte. Er kam mir sporadisch sogar wie mein Pflegevater vor, was mich dazu veranlasste ihm auch sehr viel Vertrauen zu schenken.

Nachdem ich wieder eines verhängnisvollen Tages Ihn aufgesucht hatte, verriet er mir einige Feinheiten die mein Augenmerk voll und ganz auf sich zogen. Unter anderem etliche dunkle Künste die es mir ermöglichten, meine Kräfte auszuweiten, ja sogar zu intensivieren. Ein imposantes Gefühl wenn ihr mich fragt, was mich natürlich dazu veranlasste wissbegieriger zu werden. Immer mehr Zeit verbrachte ich nun mit dem angeblich besten Freund meines Vaters, der mir mit seiner unglaublichen Art und Weise beharrlich mehr beibrachte. An der Magierakademie glänzte ich dahingehend vorwiegend mit Abwesenheit, sofern ich jedoch eine Unterrichtsstunde besuchte, damit ich mein Soll für das Diplom erreichen würde, wunderten sich die Lehrkräfte über mein Auftreten als auch Wissen und gaben mir Bestnoten.

Als sich das erfolgreiche Ende meiner Zeit an der Akademie andeutete, bat mich Ammon erneut zu sich. Dieses Mal mochte er den wohl glorreichen Abschluss meines frivolen Studiums ausgiebig feiern. Beispielhaft trieben wir allerlei Schabernack und nutzten die dunklen Künste für unsere Zwecke, die Zauber der Geistesbeeinflussung brachte uns an Freigetränke, kostenloses Essen als auch genügend Gold für ein fulminantes Festival. Derweil wurde es dunkle Nacht und mein Lehrmeister weite mich in weitere Mysterien seiner Gottheit Cyric ein, dessen Handeln mir sympathisch war. Er prägte mir ein, sofern ich Ihm folgen würde, mich ebenso reichlich zu belohnen. Es klang alles so verlockend und ich schloss in dieser Nacht einen dunklen Pakt.

Am darauf folgenden Morgen, nahm ich mein Diplom entgegen und absolvierte ähnlich wie Ammon das Studium mit Bravour als auch zahlreichen Fehltagen. Meine Eltern waren ebenfalls zu Gast um den Erfolg gebührend zu würdigen, doch mehr als ein müdes Lächeln hatte ich nicht für Sie übrig. Die Festivität diente lediglich zur Vervollständigung und rundete das Bild eines perfekten Nachkommen ab. Während der Abschlussfeier nahm mich Ammon erneut bei Seite und erklärt mir sein weiteres Vorgehen. Er war recht berechnend ja sogar visionär und ahnte bereits, dass es nicht mehr lange dauern würde bis der Magierturm und die Stadtwache Ihm oder besser gesagt uns, auf die Schliche kommen würde und vereinbarte deshalb die Stadt zu verlassen, mit mir natürlich und um die Lehren Cyric's zu verbreiten sowie unser Spektrum zu erweitern.

Bei der eintretenden Dämmerung brachen wir auf. Wir zogen einige Wochen durch das Land und gaben uns als vereinsamte Wanderer aus um zum einen mehr Anhänger zu rekrutieren und zum anderen die Naivität und das Vertrauen der Leute ausnutzen. Mord, Illusion und Korruption gehörten seit diesem Zeitpunkt zu unserem Alltagsgeschäft, bis wir durch unsere Überheblichkeit und den Leichtsinn von einer Gruppe Harfner Kundschaftern ins Visier genommen wurden. Sie überraschten uns durch einen gezielten Zugriff während der Abenddämmerung, nachdem wir uns Zugang zu einem komfortablen Zimmer in einem noblen Gasthaus verschafft haben um zu nächtigen, und umstellten uns. Zu viele waren es als hätten wir eine Möglichkeit auf Erfolg gehabt. Meine Augen hafteten auf meinem Meister, wie erstarrt stand ich neben Ihm als ich bemerkte wie Ammons Gesicht sich vor Wut verfärbte, ein schallendes Lachen entschwand Ihm und er nahm seinen Zauberstab, sprach einige letzte Worte und war dabei einen seiner letzten großen Zauber hervorzurufen um uns, zumindest ging ich davon aus, die Flucht zu ermöglichen. Von der Wucht der unglaublich starken Schockwelle, so schien es mir, getroffen, flog ich mit hoher Geschwindigkeit durch das Fenster hinaus und verlor das Bewusstsein.

Als ich aufwachte und sich meine Augen durch heftiges Blinzeln allmählich an das helle Licht gewöhnten, fand ich mich in einem Turm wieder. Meine ungläubigen Blicke schweiften umher, schauten an mir hinab und betrachteten die verwüstete und teilweise zerfetzte Kleidung um anschließend die Inschrift ,,Königreich Fürstenborn" zu lesen. War ich tot? Schlimmer noch lebendig gefangen? Spielte mir meine Wahrnehmung einen Streich? Ob Ammon auch hier war? Ich war mit der Situation sichtlich überfordert, versuchte mühsam aufzustehen und mich auf den schwachen Beinen zu halten. Jedes einzelne Glied an meinem Körper brannte förmlich und ließ mich verzweifeln. Torkelnd und mit schmerzhafter Migräne, der sich mein Gesichtsausdruck anpasste, schritt ich die Treppen hinab, mich an den Wänden abstützend und die andere Hand an meine Schläfe fassend.... Wohin mich diese Treppe auch führt, ich werde eine Antwort auf meine Frage finden.

Dieses Begebenheit ist unterdessen knapp ein Jahr her, was mir in der Zwischenzeit erfahren ist - hört Ihr ein andermal.

Gezeichnet
Santiago de Franco


Arakis Furoris  - Bei einem Unehrlichen kannst du darauf vertrauen, dass er unehrlich ist! Ehrlich!

Dorn: "Ihr seid der schlechteste Pirat von dem ich jemals gehört habe!"
Arakis: "Aber Ihr habt von mir gehört."