[Angus Ox] - Der Weg zur Finsternis

Started by Talhund, 02. November 2007, 22:06:15

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Talhund

Und so sieht er des öfteren noch in einer Rückblende diesen Jungen stehen. Gross und schlaksig, kaum Kraft. Angst in den Augen starrt er gebannt in die Menge, tausende Blicke auf ihn gerichtet. Gierige Blicke voller Erwartung, die ihn vor Begeisterung aufzufressen scheinen. Bohrende Blicke, die tief in seine Seele dringen, ihn von innen verzehrend abtöten. Wie in Trance hebt er seinen Arm und prügelt auf den anderen Jungen ein, der auf ihn zugestürmt kommt. Der andere Junge ist viel kleiner als er, obwohl genauso alt.

Ein blutiger Kampf entbrennt bis einer der beiden zusammenbricht, drei mal auf den Boden klopft. Es ist der Kleine. Geld wechselt den Besitzer. Der Verdienst der Perversen, die verlorenen Frauen die Kindern abkaufen. Mit Münzen, die meist wieder in Flüssiges umgesetzt werden, was das Geschäft der nun einsamen Mütter sodann wieder vergessen macht. Die kleinen Jungen werden trainiert und in die Arena geschickt, zur Freude und zum Wetteifer einer Oberschicht, deren Reichtum letztlich nur noch von ihrer Perversion übertroffen wird. Hahnenkämpfe, nur dass die Hähne kaum mehr als 10 Jahre alt sind, aber schon ähnlich abgestumpft. Es sind keine tausend Blicke, aber im Herzen des Jungen fühlt es sich so an, denn das war die Zeit, in denen er sein Herz noch spürte. Genau genommen weiss er nicht mehr, wann er sein Herz das letzte Mal spürte, wie es ihm bis zum Hals schlug vor Aufregung, die Blicke der fetten Reichen, die durch die Masken zu ihm hinsahen, seinen halbnackten Körper musterten und ihr Geld auf den dürren Grossen setzten.

Und so sieht er auf nach dem Wachtraum und fühlt in sich hinein. Er verspürt nichts anderes als eine einzige Leere. Totes Herz, tote Seele. Die einzige Bedeutung kommt IHR zu, der Jungfrau der Schmerzen. Sie rettete einst sein Leben, als sie ihm aufzeigte wie Agonie und Pein seine tote Seele wärmten. Ihr wird er sein Leben widmen und sein versteinertes Herz zu Füssen legen, egal ob seine niedere Existenz einen Sinn macht. Hart wird er arbeiten und IHREN Namen in die Welt hinausschreien, wenn die Zeit gekommen ist sich die zu unterwerfen, die ihn mit ängstlichem, schmerzerfülltem Blick ansehen. Er wird sie prügeln und peitschen bis zu dem Tag, wenn Jergal seine Feder zieht und ihre lächerlichen Namen in sein Buch einträgt.

Das wird sein Weg sein, der Weg des Angus Ox. Die Dame Loviatar wird seine Herrin sein und er ihr willigster Folterknecht.

Talhund

Vor 12 oder 13 Jahren... irgendwo in Faêrun

Eine ohrenbetäubende Stille legt sich über den Schlafssal. Der Junge legt sich das Kissen über die Ohren, um die Stille nicht ertragen zu müssen und lauscht dem Rauschen der Wellen in seinem Gehörgang. Rauschendes Blut in seinen Adern und am nächsten Tage würde er wieder einiges davon verlieren. Leise beginnt der Junge zu weinen, so leise wie die meisten Anderen in diesem Saal. Es ist mehr ein leises Schluchzen, ein Jammern und greinen wie von einem verendenden Tier. Tränen hat er keine mehr über und es wird nicht mehr lange dauern, dann wird auch das Schluchzen weichen. Denn es gibt nichts zu betrauern ausser seiner elenden Existenz.

Und so beschloss sein Unterbewusstsein nach dieser Nacht nie wieder zu weinen, und zu aller letzt um sich selber.