Kurohana

Started by Ereshkigal, 19. November 2007, 17:19:30

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Ereshkigal

1. Ankunft des Meisters

Es begab sich, daß ein bejahrter Reisender aus dem fernen Osten die Stadt Athkatla besuchte und mit narbenverziertem Gesicht, doch mit Güte und Herzenswärme im Blick und stets einem sanften Lächeln auf den Lippen seine Fähigkeiten der vorherrschenden Diebesgilde, den Schattendieben von Amn, anbot. Mit langem und vom Alter schneeweißen Haar Stand er vor dem verschleierten Gildenoberhaupt und wurde nur gefoppt und verlacht, wozu könne man denn einen Greis und noch dazu einen Ausländer gebrauchen. So verneigte er sich huldvoll, ohne Groll, kehrte den Schattendieben den Rücken und wandte sich an die Gilde der auch Ereshkigal zu dieser Zeit angehörte. Da diese jede helfende Hand gebrauchen konnte wurde er vom Gildenführer aufgefordert sein Können unter Beweis zu stellen. Daraufhin breitete er die Arme aus, hatte eine lange, im Schein der Fackeln glänzende, stählerne Nadel in der Rechten, von der niemand der Anwesenden erkennen konnte woher diese so plötzlich stammte und forderte den Befehlshaber auf es sollen sich drei seiner Mannen mit beliebiger Bewaffnung ihm zugleich zum Kampfe stellen. Dieser schnippte nur mit den Fingern und sogleich flogen zwei Armbrustbolzen und einer der Leibwächter sprang mit gezücktem Kurzschwert auf den Alten zu. Mit einer einzigen fließenden Bewegung lenkte er den einen Bolzen mit der Nadel ab, fing den zweiten mit der Linken, wich dem Schwertstoß anmutig aus und rammte den gefangenen und wohl vergifteten Bolzen dem Angreifer zwischen Schlüsselbein und Nacken mitten in das Blutdruckzentrum so, daß dieser auf der Stelle bewußtlos zusammenbrach. Den Schwung der Ausweichbewegung nutzend beschleunigte der Meister mit einem weiteren Schritt in Richtung des ersten Schützen und überraschte diesen, von der Behendigkeit des Alten verwirrten, mit einem geraden leicht aufwärts geführten Stoßes in den Solarplexus, woraufhin auch dieser unter Keuchen zusammenbrach und sich auf dem Boden wälzend nach Luft rang. Noch bevor der zweite Schütze seine Armbrust nachgeladen hatte, wandte sich ihm der betagte Weise zu und näherte sich diesem gemächlich, beide Hände vor dem Körper haltend um einen eventuellen Angriff abwehren zu können. Von Panik besessen schaffte es der Schütze nicht seine Armbrust rechtzeitig nachzuladen und riß sein Kurzschwert aus der Scheide um es dem Angreifer in den Bauch rammen. Dieser jedoch packte nach einer geschickten Meidbewegung den Arm des Kontrahenten mit eisernem Griff, führte die spitze Nadel bis wenige Zentimeter vor dessen Auge und fragte ruhig und mit nach wie vor sanftem Lächeln : "Ergibst du dich?"
Worauf dieser mit leiser zittriger Stimme antwortete während er auf die Nadelspitze schielte : "Ich ergebe mich."

Der Gildenmeister quittierte das Schaupsiel mit leisem Applaus, anerkennendem Nicken und fragte den Neuankömmling nach seinem Namen.
Der verbeugte sich huldvoll und antwortete mit leichtem Akzent : "In meiner Heimat werde ich Meister Kuroshin genannt."
"Ich breite meine Arme aus empfange Dich komm an mein Herz
Ich heile Dich laß einfach los und gib mir Deinen ganzen Schmerz"
ASP - Und Wir Tanzten

"All that we are is the result of what we have thought. The mind is everything. What we think we become."
"In the sky, there is no distinction of east and west; people create distinctions out of their own minds and then believe them to be true."
"All wrong-doing arises because of mind. If mind is transformed can wrong-doing remain?"
Buddha

Ereshkigal

#1
2. Die Kunst

Der Befehlshaber nickte. "Kuroshin also, komischer Name aber seis drum. Hast du sonst noch Fähigkeiten die uns nützlich sein könnten?"
"Die Kunst der Beherrschung von Körper und Geist, sowie des eigenen als auch dessen anderer ist mein Metier." erwiderte der Meister.
Als ihm dies nur einen fragenden Blick einbrachte fuhr er fort :
"Dies umfaßt den Umgang mit diversen Waffen sowie den waffenlosen Kampf, die Erweckung der Lebensgeister mit einem Tonikum als auch deren Erliegen durch ein Gift und nicht zuletzt die Stählung des Willens durch bewußte Entbehrungen und dessen Vernichtung durch unsagbares Leid."
Ein Stirnrunzeln machte sich auf dem Gesicht des Gildenmeisters breit. "Klingt ja ganz brauchbar. Aber wenn du tatsächlich so ein großer Meister bist, wieso willst du dich uns anschließen?"
Das Lächeln um die Lippen des Weisen wurde ein wenig breiter. "Ich habe im Laufe meiner nicht unerheblichen Lebensspanne sämtliches Wissen meiner Heimat diesbezüglich gesammelt und dessen praktische Anwendung perfektioniert. Doch strebe ich nach umfassenderer Perfektion und habe mich daher in fremde Gefilde aufgemacht, um noch mehr zu lernen und die Kunst zu vervollständigen."
Die Ernte seiner Erklärung sollte ein skeptischer Blick sein und folgende Worte : "Soso. Nun gut. Du kannst uns sicher von Nutzen sein. Aber glaube nicht, daß du hier gleich nen hohes Tier wirst, nur weil du ein paar Zirkustricks auf Lager hast."
Der Alte verneigte sich demütig. "Authorität ist nicht mein Ziel. Nur der Zugang zu mir unbekannten Rezepten und Techniken im Austausch gegen meine Dienste liegt mir am Herzen."
Das Gildenoberhaupt dachte kurz nach ob sie in Besitz irgendwelcher Geheimnisse wären die es lohnte zu schützen aber winkte dann ab.
"Jaja, klär das mit den dafür Zuständigen ab." Er winkte den Quartiermeister heran und sagte zu diesem : "Weis ihm nen Schlafplatz zu und erklär ihm die Regeln."
Der alte Meister verbeugte sich abermals vor dem Befehlshaber und folgte dem Beauftragten.
"Ich breite meine Arme aus empfange Dich komm an mein Herz
Ich heile Dich laß einfach los und gib mir Deinen ganzen Schmerz"
ASP - Und Wir Tanzten

"All that we are is the result of what we have thought. The mind is everything. What we think we become."
"In the sky, there is no distinction of east and west; people create distinctions out of their own minds and then believe them to be true."
"All wrong-doing arises because of mind. If mind is transformed can wrong-doing remain?"
Buddha

Ereshkigal

3. Kurohana

Aufgrund ihres gutmütigen Wesens hatte es Ereshkigal nicht leicht in einer Gemeinschaft aus gierigen Halunken und herzlosen Straßenräubern. Insbesondere der Interrogator der Gilde, zugleich ein Offizier unter dem Oberhaupt, hatte ein Auge auf sie geworfen, da er der Meinung war Gutmütigkeit und Nächstenliebe seien nicht nur hinderlich sondern würden sogar eine Gefahr für die Gemeinschaft darstellen. Doch da Ereshkigal in mit ihrer Jugend harmlos wirkte und Fingerfertigkeit besaß, war sie eine geschickte Taschendiebin, konnte so auch sie ihren Beitrag leisten und wurde daher geduldet. Als jedoch die Idee mit den Narben aufkam, verlor sie ihren größten Vorteil und ihre Einnahmequelle versiegte fast vollständig. Somit wurde sie immer mehr als Last angesehen und der Interrogator sah die Möglichkeit sie nach Herzenslust zu ärgern und zu quälen ohne befürchten zu müssen sich den Groll der anderen einzuhandeln. Ereshkigal war ziemlich empathisch und empfänglich für das Leid anderer und so war es eine dem Offizier ein Freude sie bei Vernehmungen als Wachschutz einzuteilen und zu sehen wie sie mit seinem Opfer litt. Als er eines Tages die Tochter eines Großhändlers in die Finger bekam um ihr die Berufsgeheimnisse ihres Vaters zu entlocken, womit dieser zusätzlich erpreßt werden sollte nachdem sein Kind für eine beträchtliche Summe eingelöst würde, hielt es die junge Diebin nicht mehr aus. Das Opfer, im selben Alter wie sie, vor ihren Augen gepeinigt und geschändet, vermochte zu guter letzt nichts weiter als mit starrem, fast leblosem Blick leise zu wimmern. Wutentbrannt stürmte Ereshkigal aus dem Verhörzimmer begleitet vom schallenden Gelächter des Interrogators. Tränen brennenden Zornes und endlosen Hasses auf den Peiniger rannen aus ihren in unstillbarer Zerstörungswut lodernden Augen. Sie eilte in die Frauengemächer, verwüstete ihre Lagerstatt, schrie und tobte, unfähig ihrer Gefühle Herr zu werden, immernoch das schadenfrohe Lachen in den Ohren. Da alles nichts half zog sie ihre zwei Dolche und wollte wieder zurück in den Verhörraum als plötzlich Kuroshin vor ihr in der Tür stand und sie ihm aus Reflex beinahe ihre Klingen in den Bauch rammte. Doch dieser griff rechtzeitig nach ihren Händen, hielt sie fest und fragte mit sanfter Stimme und seinem ewigen Lächeln im Gesicht :
"Wohin des Weges mein Kind?"
Die Antwort kam bedrohlich zischend.
"Ich bring das Schwein um... ich stech ihn ab... ich schlitz ihn auf... ich werde den Raum mit seinen Eingeweiden dekorieren... ich... ich..."
Der Meister schaute auf sie herab, nach wie vor sanft lächelnd aber mit tiefer Trauer im Blick.
"Ist es nicht genau das was er will? Einen Anlaß um ein für alle Mal mit dir abzurechnen? Du würdest ihm doch nur in die offene Klinge laufen."
Da wurde ihr bewußt wie sinnlos ihr Vorhaben war, sie brach schluchzend in sich zusammen, ließ die Dolche kraftlos aus ihren Händen gleiten und schlug diese vors Gesicht. Mit zittriger, verheulter Stimme brachte sie gedämpft hervor : "Was soll ich denn bloß tun? Ich... ich halte es einfach nicht mehr aus."
Der Alte kniete sich vor ihr hin und begann leise aber mit fester Stimme :
"Ich habe dich in letzter Zeit genau beobachtet. Du trägst wahre Schönheit in deiner Seele, wie ich sie einst ebenfalls besaß. Doch ist sie in den langen Jahren meines Lebens in mir verblasst. Der Interrogator hat dies ebenfalls in dir erkannt, doch weiß er sie nicht zu schätzen und will sie ausmerzen und vernichten. Das Leben hat die Saat der Verderbnis in dich gepflanzt, er hat diese gehegt und du wärst ihr beinahe erlegen. Du bist wie eine Knospe im Frühling, zärtlich grün und strotzend vor Lebenskraft doch wächst ein dunkler Keim in dir. Du bist wie..." Er läßt den Blick kurz nachdenklich schweifen. "... wie kuro hana."
Sie schaut mit geröteten Augen und fragendem Blick zu dem Weisen auf. Dieser lächelt weiterhin, bedenkt sie mit gütigem Blick und fährt fort :
"Das bedeutet schwarze Blüte in der Sprache meiner Heimat. Blätter samtig weich, ein Tropfen Morgentau kullert langsam in den filigran geschnittenen Kelch hinab und glitzert im sanften Licht der aufgehenden Sonne. Schönheit in ihrer Vollendung. Doch der Moment in dem sie aufblüht ist auch der Moment, der ihren Untergang besiegelt. Du bist geschickt, wißbegierig und hast einen wachen Geist. Ich kann dich lehren die Dunkelheit in dir einzuschließen und sie für dich zu nutzen ohne ihr zu erliegen, wenn du bereit bist meine Schülerin zu werden."
Endlich zeichnet sich wieder ein schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Sie senkt den Kopf demütig bis auf den Boden und haucht leise :
"So soll es sein, Meister."
"Ich breite meine Arme aus empfange Dich komm an mein Herz
Ich heile Dich laß einfach los und gib mir Deinen ganzen Schmerz"
ASP - Und Wir Tanzten

"All that we are is the result of what we have thought. The mind is everything. What we think we become."
"In the sky, there is no distinction of east and west; people create distinctions out of their own minds and then believe them to be true."
"All wrong-doing arises because of mind. If mind is transformed can wrong-doing remain?"
Buddha