[Drow] Nar'hethi Veldrin - Gedanken einer Yathrin

Started by Morna, 24. Februar 2008, 10:43:40

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Morna

,,Ssussun", flucht sie zischelnd, als sie durch das Portal fällt. ,,Welcher Iblith hat jetzt schon wieder gepatzt? Wenn ich den finde, der kann was erleben!" Sie erhebt sich wankend und streicht ihre staubige Robe glatt, während sie sich umsieht. Ihre rötlichen Augen suchen den Ort ab, angespannt und wachsam ist sie. Allzulange schon muss sie auf der Hut sein, stets damit rechnend, angegriffen zu werden. Ein bitteres Schnauben, als ihr dieser Gedanke bewusst wird. Sie musste immer damit rechnen, immer – sogar der Saruk trachtete ihr nach dem Leben. Doch damals.... lange ist es her, damals war sie noch stark und sie konnte mit jeder Situation umgehen. Kurz davor, von der Ilharess zur Yathallar befördert zu werden – ihrem Traum, den sie lange hegte – doch dann kam alles anders: das Quellar wurde verraten und überfallen, gerade als die Sargtlin auf Patroullie waren. Niedergemacht alle – auch sie. Zerschmettert ihre Knochen, zerfetzt ihr Fleisch. Sie hörte noch ein ,,Die ist tot", dann fiel sie ins Koma. Viele Zyklen vergingen, ehe sie zu sich kam und mit äusserster Willensanstrengung ihrem geschundenen Körper befahl, sich in eine Felsnische zu schleppen. Kriechend – wie erniedrigend! Doch trugen ihre Beine sie nicht. Und noch länger dauerte es, bis Lolth ihr die Kraft gab, Heilzauber zu wirken. Es reichte, um zu überleben. Doch mit jedem Zyklus wurde ihr Hass grösser auf alle, die ihr nahmen, was so greifbar nahe war.

Irgendwann war es so weit und sie konnte ihr unwürdiges Versteck verlassen und ihren langen Weg antreten. Wohin? Nun, ihre Göttin würde ihr schon den Weg weisen. Nur erst einmal heraus – fort von hier! Doch vorsichtig musste sie sein, sich verstecken. An Kampf war erst einmal nicht zu denken – geschweige denn an das kraftvolle Schwingen ihrer geliebten Streithämmer. Die würde sie wohl nie wieder halten können. Doch wehrlos würde Nar`hethi niemals sein! Eine Klinge führen, eine Peitsche halten – das würde immer gehen. Und sie würde ihren Weg machen, egal wo sie sich jetzt auch befand. Vielleicht war das Portal gar kein Pech – vielleicht war es von der Lolth so gewollt, um sie hierher zu bringen? Und sie richtete sich auf, hielt den Kopf stolz empor trotz der Schmerzen, die das verursachte und ging voran.
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Endlich allein! Nar'hethi schaute auf den mit Rändern von Weinflaschen verunstalteten Tisch und die zurückgeschobenen Stühle, dann sah sie sich noch einmal um. Endlich wieder ein Zimmer, sogar ein richtiges Bett - wenn sie das Zimmer auch teilen musste, egal. Noch war ihr vieles unklar, merkwürdig: Männer, die sich gleichberechtigt, wenn nicht sogar überlegen fühlten. Drow, die die mit Menschen paktierten. Keine Sklaven, die zu ihrer Verfügung standen, wie damals - zuhause.
Doch sie wäre nicht die stolze Nar'hethi, wenn sie sich nicht auch mit solchen Gegebenheiten abfinden könnte.
Immer hörte sie von einer Matriarchin, vor denen alle wohl Ehrfurcht und Achtung empfanden. Es wurde Zeit, dass sie sich auf die Suche machte und um eine Audienz nachsuchte. Ja, das wollte sie. Vielleicht fände sie ja so eine Schwester im Glauben...  Also machte sie sich auf die Suche nach Papier und Tinte und verfasste einige Zeilen an Rauvyl.


--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Nar'hethi ging in ihrem Zimmer umher, seltsam aufgewühlt. Der ganze Raum knisterte vor Spannung. Oder waren es nur die Weben auf ihrer Robe?

Wie sollte es weitergehen? Nach und nach lernte sie die Bewohner des Quellars kennen, prüfte ihre Loyalität zu Lolth und damit zu ihr und merkte sich genau, wer welche Fähigkeiten hatte und wie der Betreffende einzusetzen war. Genauso hatte man es ihr beigebracht: Beobachte genau – und platziere richtig.  Woran es vor allem mangelte, war wohl die spirituelle Führung. Keine Rituale, keine Opfer, keinen Hinweis auf die Göttin. Wie sagte Rauvyl? Die Hohepriesterin hat sich zur Kontemplation zurückgezogen. Sie – Nar`hethi – sah nur, dass sie nicht da war. Und das reichte ihr. Auch wenn Rauvyl wohl im Auftrage der Hohepriesterin wirkte – die Yathtallar war nicht da. Doch was war mit dem anderen Priester, diesem Grauzwerg? Es wurde Zeit, sich einmal mit ihm zu unterhalten. Und sie machte sich daran, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen.
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Wieder waren etliche Stunden vergangen und Nar'hethi hatte nach ihren Exzerzitien zu Ehren Lolths einige Stunden geruht - allein. Doch als sie sich jetzt noch einmal streckte, ehe sie sich erhob, musste sie bei der Erinnerung an den Tag davor lächeln: So gut ging es ihr schon lange nicht mehr.

Voller Tatendrang erhob sie sich, kleidete sich an und wurde dabei von einigen kleinen Spinnen beobachtet, die sich an den Balken unter der Decke niedergelassen hatten. Mit einem erführchtigen Gruss nickte Nar ihnen zu, dankend. Diese kleinen Spinnen würden über ihr wachen und jeden unwillkommenen Eindringling mit ihrem Gift bewegungslos machen und dort festhalten.

Mit dem Gefühl des Schutzes begann sie ihre heute nur stichwortartigen Notizen:

- das große Fell an Szintfain geben, damit er es gerbt und zu einem Vorleger macht
- nach den Kohlebecken fragen
- mit Iltzh'rys noch einmal wegen der Mixturen für das Elixier reden (Kräuterauswahl, Zutaten)
- das begonnene Gespräch mit Mindril'stin fortführen
- den Schneider aufsuchen
- Waffengang und Übung mit Szordrin
- Debatte mit Spi'trae weiterführen


Sie tippte sich mit der Federspitze ans Kinn und dachte nach, was für heute noch zu tun anlag.

- Shargos'nolu fragen, wie weit er mit dem Gefangenen ist (Blut/Herz)
- die neue Bewohnerin einmal prüfen (wer ist sie?)
- Edelsteine? Adamant?

Als sie das Blatt noch einmal überflog, seufzte sie: das war eine Menge Arbeit. Dabei nahmen gerade jetzt ihre Zwiegespräche mit der Dunklen Mutter einen großen Platz ein und auch die Vorbereitungen für das Ritual kosteten Zeit. Sie würde also einige Nächte ohne Ruhe auskommen müssen, wenn sie das alles schaffen wollte.
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Der Tag war erst zur Häfte herum und sie hatte noch viel vor. Doch in einem Moment der Rast besann sie sich: "Wozu mach ich das eigentlich? Warum soll ich mir Gedanken machen, wie man diesem Quellar Segen zuteil werden lässt, wenn es die anderen Schwestern und die Mutter nicht kümmert? Wenn es lange ohne ging? Bedeutet dass, dass dieser Faden des Netzes, dem ich folgte, gerissen ist und ich gestrandet bin  - im nirgendwo, weitab von Lolth?" Sie zitterte am ganzen Körper, als ihr die Undenkbarkeit ihrer Gedanken bewusst wurde und erwartete fast, dass der Fluch der Dunklen Spinnenmutter sie jeden Moment treffen müsste. Doch nichts geschah... "ich muss beten - oder, nein, nur nachdenken.... was heisst das für mich? Wie finde ich heraus, was die Absicht Lolths war?"  Und ratlos blieb sie an ihrem Tisch sitzen, den Kopf in die Hände gestützt...
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Es dauerte lange - sehr lange, doch dann hob sie ihren Kopf wieder an. Ihre Augen loderten feurig und die Verzweiflung und Ratlosigkeit waren verflogen. Das hier war die Prüfung Lolths, auf die sie so lange gewartet hatte. Sie sollte in Versuchung geführt, ihre Standhaftigkeit und Glaubenstreue geprüft werden. Aber so nicht! Sie würde weiterhin ohne zu zögern ihre Füsse auf das Netz der Spinnenmutter setzen und alles daran setzen, ihr ihre Treue zu zeigen. Und so begann sie mit dem Aushorchen, dem Ränkeschmieden und wieder so zu sein, wie man es von einer Yathrin erwarten durfte.

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Gedanken schossen durch ihren Kopf. Vieles war geschehen - sie hatte die Situation hier als Prüfung Lolths angesehen und folgt jetzt wieder unbeirrbar den Lehren der Dunklen Mutter. Einen Patron hatte sie sich erwählt, zuerst nur, um die langen einsamen Stunden vergnüglich zu gestalten. Doch war es auch neu und mehr als gut zu wissen, dass sie ihn immer als ihren Schild an der Seite hatte. Auch die Kontakte zu Mindril'stin vertieften sich - vieles gab es, worüber sie sich austauschten, Gemeinsamkeiten und doch auch Dinge, die man voneinander lernen konnte. Der Hausmagier - auch hier klärte sich manches auf. Sie hatte das Gefühl, dass sie langsam zum Quellar dazugehörte.

Doch jetzt hatte sie zum ersten Mal einen Kontakt angebahnt zu einem, der nicht zu ihrem Volk gehörte. Eisauge, ein Mann, der nicht die Augen niederschlug, wie es sich gehörte. Der mindestens ebenso selbstbewusst war wie sie.

Hier rieb sie sich wieder über ihren Handrücken, mehr als nachdenklich. Wie ist mit ihm umzugehen? Er ist stolz - doch ist es ein Stolz aus seinem Stand als Heerführer heraus. Ein Heerführer ohne Heer.

Mit den Männern ihres Volkes wusste sie wohl umzugehen, doch bei ihm war es anders. Unleugbar war etwas Verwirrendes zwischen ihnen und Nar'hethi machte sich daran, herauszufinden, was es war...
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---

Morna

Aufgebracht ging Nar in ihrem Zimmer auf und ab. Die Kohlebecken warfen flackernde Schatten an die Wand und für eine Weile war nur das Rascheln ihrer Seidenrobe und ihre Schritte zu hören. Dann und wann knallte ein Scheit Holz.

Vieles war geschehen, viel Zeit und Gespräche sind erfolgt und gestern nun ist es endlich gelungen, dass einmal alle Bewohner sich zusammenfanden, um zu beraten. Beraten?! So was hätte es früher nicht gegeben, da hätte man bestimmt! Aber auch sie musste einsehen, dass es diesseits des Portals anders war. Und andere Umstände erfordern andere Aktionen.

Nun gibt es also einen Rat. Ein Rat, der die Drow führen soll. Es war eine seltsame Anmutung für Nar'hethi, doch war es sicher der gangbarste Weg. Jetzt müsste man nur noch sehen, welchen Einfluss dieser Rat tatsächlich hat oder ob doch alles nur eine Farce ist. Warten wir es ab...
--- Ich bin bestimmt nicht zynisch. Ich nenne nur Erfahrung mein Eigen - was ungefähr auf das Selbe hinausläuft ---