[Natana Millenspeh] Flucht

Started by Natana, 27. Februar 2008, 14:49:37

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Natana

Anmerkung:
Die Posts gehen nun immer weiter in die Vergangenheit bis zu einem Gewissen Punkt, danach gehts in der Gegenwart weiter.



Die Sonnenstrahlen blendeten Natana als die Sonne hoch genug stand um die Baumkronen zu überblicken. Die unangenehme Kühle der Nacht und des Morgens wurde erträglicher als die Sonnenstrahlen Natanas ganzen Körper wärmten.
Verwirrt und frierend sah sich Natana um, doch die Hoffnung scheint in Erfüllung gegangen zu sein. Sie waren weitergezogen und hatten sie nicht bemerkt. Natanas blick ging in die Sonne und warf die Abgerissenen Gräser und Äste von sich herunter. Ein träger Blick, ein sanftes lächeln und mit einem befreienden Gefühl der ihr Körper umspielte schloss sie die Augen und wurde wieder bewusstlos. Als sie wieder aufwachte stand die Sonne genau über ihr. Der Schweiss stand ihr auf der Stirn und der Durst schmerzte in ihrer Kehle.
Der Wattierte Waffenrock des Knaben passte Natana hervorragend und überdeckte die vielen Schnitt und Kratzwunden auf ihrem Körper. Er stank leicht nach Schweiss und Dreck aber das machte ihr nichts aus, das würde wenigstens ihren eigenen Geruch überdecken. Sie wartete noch eine ganze weile ehe sie sich komplett aus ihrem Versteck wagte. Nichts war zu hören als das Zwitschern der Vögel, das leise rauschen des Entfernten Flusses welchen sie noch am Abend überquert hatte und was sie ganz besonders erfreute – das rauschen der Winde welche noch deutlicher zu hören war dank dem Spiel welcher die Bäume umschloss.

Akadi war noch immer bei ihr, sie könnte das leise flüstern ihrer Stimme vernehmen. In Auran, der Sprache ihres Volkes und der des Windes flüsterte sie einige Worte um Akadi für ihren Beistand zu Danken.
Noch immer schwächelnd schleppte sie sich an den Fluß und warf sich wie unter eine woge des Glücks, wenn nicht sogar mehr der Lethargie hinein. Der Fluss war nicht tief und ebenso nicht breit.
Gerade tief und flach genug als das ihre Augen, Nase und Mund über dem Wasser war, verharrte sie darin. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf und wieder erschien Rokardo in ihren Gedanken. Als sie ihn in Gedanken vor sich sah musste sie wieder lächeln. Ein Gefühl der Zufriedenheit, Befreiung und Tatendrang umspielte sie. Euphorie?!

Natana richtete sich im Wasser auf und lies ihre Gedanken schweifen.
Das Rauschen des Windes zerrte sie aus den Gedanken. Erst jetzt merkte sie dass eine Nuance fehlte.
Das Plätschern des Flusses um sie herum, das Rauschen des Windes in den Bäumen…
Doch die Vögel waren verstummt.
Wieder flüsterte der Wind. Doch sie konnte ihn nicht verstehen. Stirnrunzelnd sah sie sich im Wasser um, suchte einen Punkt um ihren Geist zu fixieren, sich zu konzentrieren und ihrem Wille zu sammeln und schloss die Augen.
<< LAUF! >>
Panik, Verwirrung – Angst.
Wie ein aufgescheuchtes Reh sprang Natana aus dem Wasser direkt eine Drehung vollführend in die Richtung in der sie ihr Gefühl lockte.
Gerade als sie im Wald verschwand sah sie den Mann der soeben den Fluss erreicht hatte. Er sah sich suchend um und schrie. Natana zuckte zusammen. Hatten sie kehrt gemacht und folgten wieder ihrer Spur? Hatte all das nichts gebracht? Doch der Mann schrie wieder. Doch es war kein „Hier“ oder dergleichen. Es war ein Name – jedoch nicht ihrer. Welcher Name? Wen könnten sie –

<<Der Junge! >> schoß es in ihren Gedanken. Sie hatten aufgehört nach ihr zu suchen und suchten nun den Jungen.
Im nächsten Augenblick sah sich Natana rennend durch den Wald doch sie merkte schon kurz darauf dass sie es nicht noch einmal schaffen würde von ihren Verfolgern wegzurennen. Zu sehr geschwächt war sie von den vorherigen Tagen, zu sehr schmerzten die vielen Kratz und Schürfwunden am Körper.
In der Ferne war eine Felswand zu erkennen. Moos und Sträucher wucherten an ihm herauf.
Angekommen wollte sie sich gegen den Fels stützen doch viel durch das Gestrüpp hindurch.
Eine Höhle. Versteckt hinter Jahrelanger Unberührtheit.
Angst trieb sie immer weiter hinein … und etwas anderes.
Etwas Magisches war hier unten und gerade im selben Moment wo sie dies bemerkte,
hatte sie das Portal bereits durchschritten…

Natana

12 Stunden zuvor

Die Mitte der Nacht war vorbei und die Jagd war noch lange nicht zu ende.
Nach dem erneuten Ausbruch ihrer Kraft fühlte sich Natana wieder gestärkt und ihre Beine trugen sie ein wenig länger ehe sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Mittlerweile war die Karavane nicht mehr zu sehen, hinter einem Hügel verschwunden waren die großen Zelte, Fackeln und Kisten. Ihr Bot sich nun ein Bild unendlicher Hügelketten überwuchert von Wald, durchzogen von wenigen Flüssen.
An einen hang liegend in die Tiefe blickend, Wütend, Zornig und Verzweifelnd an ihrer
eigenen schwäche schlug sie auf ihre Beine ein, hoffend das der Schmerz ihrer Schläge den Schmerz der schreienden Muskeln übertönen würde. Den Tränen nahe sah sie in weiter ferne das Aufglimmen der Fackeln und das leise, fast nicht zu vernehmende Bellen der Hunde.
Schwer waren ihre Augenlieder geworden und fielen einige male zu als sie dem beständigen treiben in der Ferne zusah. Stundenlang war sie gerannt. Sie, die eigentlich nur in den Schmalen Gängen eines Hauses verkehrte und ganz seltene male die Gänge eines anderen erblicken durfte. Allein der Gedanke daran lies ihre innere Wut wieder hochkochen und verlieh ihr wieder den Blick. Noch deutlicher waren nun die Männer zu sehen die sich wild anbrüllten und sich gegenseitig immer weiter anstachelten nicht aufzugeben. Was sie wohl über sie sagten? Unwichtig.
Für Natana gab es nur einen Gedanken, nur ein Ziel von dem der gesamte Rest ihres Lebens abhing:

Flucht

Doch die Müdigkeit war stärker als das Fleisch und war kurz davor den Geist zu brechen.
All ihr Trotz der sie über die Jahre nicht brechen lies, all der Wiederstand dem sie Rokardo geliefert hatte und all der Wille weiterzumachen und niemals aufzugeben verblasste angesichts der hoffnungslosen Situation die sich ihr bot. Kurz lachte sie fast irre werdend von der Verzweiflung auf die sich in ihr Aufbaute. Sie musste ruhen, wenn auch nur kurz. Weiterlaufen konnte sie nicht, die einzige Chance war sich zu verstecken. Aber wo? Sie durchsuchten jeden Winkel des Waldes und solange die Hunde die Meute immer und immer wieder in ihre Richtung drängten gab es keine Höhle und kein Busch worin sie sich verstecken konnte.
Das Rauschen des Windes umspielte ihre Ohren. Zu lange hatte sie sich dem Boden verschrieben, nun war es Zeit für den Himmel.

Stöhnend, Keuchend, vor Muskelschwäche zitternd und mit schmerzenden Gliedern erklomm sie den Baum der für sie halbwegs überwindbar war. Durch das Geäst war das Flussbett zu sehen welches sie vor wenigen Augenblicken noch überquert hatte.
Der Wind durchzog den Baum und Akadi gewährte ihr in ihrem Reich unterschlupf, nicht ohne einen Preis dafür zu verlangen. Die Nacht hinweg würde sie erbärmlich frieren, doch bemerkte ihr Geist das nicht da kaum in einer stabilen Lage angelangt, sie bewusstlos wurde.

Mit einem Schreck riss Natana die Augen auf. Schreckliche Bilder von dem Jetzt, dem Vergangenen und der ungewissen Zukunft hatten sie geweckt. Noch immer war es Dunkel und es schien als wolle die Nacht niemals aufhören. In der ferne waren wieder die Fackeln zu sehen. Es schien als wären sie am Flussbett angekommen und wären Flussabwärts gelaufen. Sie hatten sie übersehen.
Erleichterung – SCHRECK!
Ein zweig brach lautstark unter ihr entzwei.
Einer der Männer hatte sich anscheinend verirrt und war ausgerechnet zu ihrem Baum gekommen um sich neu zu orientieren.
Das seltsame Lächeln umspielte ihren Mund und ihre Augen weiteten sich unter ihrem Dämonischen Blick. Taghell kam ihr die Umgebung vor als sie langsam und bedächtig auf den Ast über dem Wächter kletterte. Wieder spürte sie den Fluss der Energie aus ihrer Brust quellen in ihre Arme fließen. Ihr Körper wollte es, Ihr Geist wollte es und der Zufall wollte es auch.
Wie ein Tier bewegte Natana sich dem Ast entlang, der Bewegung des Mannes folgend. Wie eine Raubkatze fertig zum Sprung ruhten ihre Arme und Beine auf dem Ast, bereit bei der erst besten sich bietenden Gelegenheit zuzuschlagen.

Gerade noch konnte der Knabe nach oben blicken bevor sein Hals unter der last einer fallenden Frau, vermischt mit einem Ausbruch reinster Energie, brach.

Natana

#2
6 Stunden zuvor ...

Natana rannte so schnell sie nur konnte, hinter sich konnte sie das bellen der Hunde und das rufen der Wachen hören welche sie jagten. Sie waren nah, zu nah. Trotz des Dämonischen Blickes welchen sie nutzte kam sie nicht schnell genug voran, ihre Beine waren schwach und für solch eine Jagd denkbar ungeeignet. Doch was sie nicht mit stärke schaffte, glich sie mit Willensstärke aus.
Der Gedanke aufzugeben blitzte wenige male auf und wurde meist noch im selben Augenblick mit Trotz und Stolz bekämpft. Sie hatte etwas geschafft was nur wenige ihres gleichen jemals schaffen würden, und sie trug sein Blut und Schädelsplitter mit stolz an ihren Händen.
In jenen Augenblicken des Vorsprungs erinnerte sie sich an die Augenblicke die noch vor wenigen Stunden zuvor sich in einem Zelt, weit draußen vor Atkathla abspielten. Immer wieder und wieder Schlug sie auf ihn ein, immer mehr verformte sich das Tote Gesicht in eine breiige Masse dessen Schädelsplitter irgendwann ihre Hände so zerschnitt das es zu sehr schmerzte noch weiter auf ihn Einzuschlagen. Rokardo Millenspeh. Er starb viel zu schnell.
Der erste Ausbruch ihrer Kraft überwältigte Sie und wurde nur gestärkt vom unbändigen Hass. Der Schwächliche Weibliche Schlag einer Frau an die Schläfe eines wohlgenährten Mannes wurde zu einem Höllenfeuer an dessen Seite welche mit ihrem weichen Fleisch der Hitze und Energie nicht viel entgegenzusetzen hatte.
Er starb zuckend und mit verdrehten Augen vor ihr. Sie verspürte nur wenig Befriedigung.
Ein Bellen, der Vorsprung war nun keiner mehr, sie hatten Aufgeholt.
Natana rannte weiter und hoffte das der Hund ihre Fährte nicht aufgenommen hatte, doch das immer näher kommende Bellen und keifern des Hundes lies nicht viel von der Hoffnung übrig.
Als sie die Schritte des Hundes hören konnte und nach hinten blickte, stolperte sie über einen Stumpf und viel, jedoch nicht ohne noch den Sprung des großen Hundes zu sehen der sich auf sie stürzte.
Angst umspielte sie und vermischte sich mit dem Hass in ihrer Seele und mit einem Irrwitzigen Aufschrei ihres gewaltigen Trotzes griff sie noch in der Luft nach der Kehle des Hundes.
Ehe sie Verstand befreite sich der Zorn und der Hass aus ihrer Rechten und prallte gegen den Kopf des Hundes welcher regungslos neben ihr zu Grunde fiel.
All ihr weibliches, charmantes und attraktives äußeres schien zu vergehen als sie mit einem seltsamen lächeln über das Fell des Hundes strich.
Ein Blitz, ein Gedanke, ein Versprechen:

Nicht der letzte …


Natana

wenige Stunden zuvor...

Natana öffnete die Augen als Rokardo vor Lust aufschrie und alle Erinnerungen der letzten Jahre überwältigte sie. Die Schläge, das Geifern, das Brüllen, die Folter, die Drohungen und das zur Schau stellen vor all den alten, hässlichen und fetten Männern.
Noch während sie erstarrt war von dem Schmerz in ihrer Brust, welches sie glaubte der Bruch ihrer Seele zu sein schien, wurde das Gefühl der Peinlichkeit und der Angst durch andere verdrängt die sich langsam kriechend aus dem Schmerz heraus nährten.
Das Pfeifen des Windes vor dem Zelt vermischte sich mit dem Angestrengten Stöhnen des Männes über ihr und formte Bilder, Gedanken und vielleicht, je nach dem was man selbst zu glauben meint, folgende Wörter …

Ein Geschenk für die Willigen ...

Etwas rührte sich in ihr, tief aus der Riss in ihrer Brust schien etwas an die Oberfläche zu dringen und drohte ihren Brustkorb zu durchstoßen. Doch ehe sie verstand was mit ihr geschah bemerkte sie die Veränderung.
Ihr Blick hatte sich verändert. Sie konnte unter die Haut von Rokardo blicken, sie sah die vielen Adern und Nerven, konnte sehen wie seine Muskeln vor entzücken zuckten und sein Herz eifrig arbeitete.
Noch während Rokardo immer wieder in ihr Eindrang fing Natana an zu lächeln. Sie sah die Verletzlichkeit seines Körpers und all diese Stellen die so offensichtlich waren. Besonders enzückt war sie von dem Punkt an der Seite des Kopfes wo so viele Nerven zusammenführten. Knapp unter der haut, unter einer Dünnen Schädeldecke versteckt war er so verletzlich … so angreifbar …

Der plötzliche stoß von Hass, Zorn, Wut und dem willen der Zerstörung ließ sie leise Aufstöhnen. Mit aller Kraft streckte sie ihren Linken Arm von sich und ballte ihre Hand Rhythmisch zur Faust und öffnete sie wieder, immer wieder und versuchte zitternd die Kraft die in ihr Aufstieg dorthin zu leiten. In jenem Moment als sie merkte dass sie die Kraft beherrschen konnte entspannte sie sich und bemerkte den letzten, harten Stoß von Rokardo.

Erschlafft ließ er seinen Wuchtigen Körper auf sie fallen, stützte sich jedoch schnell wieder ab.
Zufrieden mit sich selbst schaute er auf Natana herunter deren lächeln ihn noch mehr erfreuen ließ. Er fühlte sich bestätigt, groß, mächtig, unbesiegbar. Und doch war er verwirrt als sie mit ihrer Rechten Hand über seine Wange strich. Und nun bemerkte er den Unterschied, das Gefühl der Veränderung. Etwas war anders in ihrem Blick, es war dieselbe Farbe aber der Ausdruck war anders.
Sie hatte die Augen eines Teufels.

Nurnoch ein kurzes Blitzen vernehmend verlor Rokardo augenblicklich das Bewusstsein und Zuckte vor Schmerz am Boden als Natana ihre linke gegen seine Schläfe stieß und alle die Energie die sich in ihrer Faust gesammelt hatte freiließ.
Sie warf ihn von sich herunter und sah auf ihn herab wie er Zappelnd auf dem Boden lag. Ihr lächeln verzog sich ins unkenntliche und wieder verspürte sie diese Macht in sich. Ein Fluss von Energie die sie leiten konnte. Und sie wollte leiten.

Erst nach einer Weile bemerkte die Wache vor dem Zelt dass etwas anders war. Eine Merkwürdige Stille war über das Lager eingebrochen, ausgehend vom Zelt von Rokardo.
Als sie sich drehte und sich langsam dem Eingang näherte hörte er ein knacken und knirschen, als würde man eine Faust in vertrocknetes Brot stoßen.
Verwirrt näherte er sich weiter und sah das leichte Blitzen ehe das Geräusch wieder zu hören war.
Gerade als er an der Fell angekommen was den Eingang verschloss, konnte man nichts mehr vernehmen. Es war wieder ruhig geworden. Neugierig streckte er seinen Kopf in das Zelt um mehr zu sehen und war sich zunächst nicht sicher was er da sah. Doch je länger er sich das Ansah, desto eher fing er an zu verstehen das die breiige Masse die in den Holzboden getrieben wurde einmal Rokardo´s Kopf war.