[Mordekhaine] Fahrt zur Hölle!

Started by Mordekhaine, 07. April 2008, 15:24:18

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Mordekhaine

Eine flackernde Kerze spendet ein klein wenig Licht und wirft tanzende Schatten an schaukelnde Holzwände. Ein Knarzen und Ã,,chzen, wie das Jammern eines Poltergeists, vermischt sich mit plätschernden Wellen zu einer merkwürdigen Symphonie, die wohl nur wahre Seeleute zu schätzen wissen. An Bord der Wellenbrecher, genauer gesagt in der Achtern gelegenen Kapitänskajüte, sitzt ein in Dunkelheit gehüllter Mann an einem großen und übertrieben prunkvoll verzierten Sekretär. Vor ihm, auf einem wild zerstreut herumliegenden Stapel Seekarten, liegt aufgeschlagen ein kleines, in rotbraunes Leder gebundenes Buch. Unsauber herausgerissene Seiten haben einen kleinen Rand auf den ersten Seiten hinterlassen. Danach beginnt eine saubere Schrift, aufgetragen mit teuerer, blauer Tinte.

...soweit weg von Luskan. Es lässt sich nichteinmal abschätzen wieviele Seemeilen es sind, geschweige denn das ich auch nur im entferntesten die Richtung dorthin kenne. Die Frage die sich mir stellt ist wohl auch eher Theoretischer Natur. Was würde ich schon in meiner Heimat wollen, dort wo man mich als Bastard auf dem Scheiterhaufen brennen sehen wollte, einzig die Narben der unzähligen Peitschenhiebe auf meinem Rücken wissen davon zu berichten wie ich diesem Schicksal entkam. Und warum ich seither so untrennbar mit der See verbunden bin. Eine verdammte Hassliebe! Als das Portal mich ausspuckte waren meine Lungen noch immer voller Wasser, doch was ich damals nicht wußte, hier bin ich frei! Niemand in Seldaria kennt meine Vergangenheit, niemand hier wünscht mir den Tod weil ich diese merkwürdige Magie in mir trage. Sie wissen es nicht besser, törichte Narren.

Ein ausgefranster Federkiel wurde in ein rotes Tintenfass gesteckt und zuviel aufgetragene Tinte fein säuberlich am Rand abgewischt. Die schlanke Spitze wollte gerade ansetzen ein kleines Kunstwerk auf das Papier zu zaubern als sie abrupt innehielt.

"Nicht jetzt." hallte eine Stimme durch die Kajüte, wurde fast geschluckt von der plätschernd knarzenden Symphonie des auf dem Ozean ankerndes Schiffes. Doch zu dem Schatten des Mannes gesellte sich keine anderer humanoider Schatten um mit ihm zu tanzen, stattdessen sah man nur Seinen und die Schatten der vielen kleinen Objekte in diesem Raum. Sie alle bildeten die herrliche Kulisse eines Schattentheaters. Er war allein. "Ich sagte du sollst verschwinden. Kehr zurück in die Hölle aus der du gekrochen bist, ich kann dich jetzt nicht gebrauchen." Alleine im Raum, doch wohl nicht alleine in seinem Kopf. Bemitleidenswert. Wenn er nicht so ein Bastard wäre.

Der Federkiel zitterte. Die Hand die ihn führte zitterte. Als sie sich beruhigt hatte glitt die Spitze sacht und zielsicher über das dünne Papier. Als Vermächtnis ihres Auftritts blieb ein sauber verzierter Buchstabe zurück. Dann machte sie Bekanntschaft mit blauer Tinte und ihr Spiel begann von vorne.

Mein Platz in den neun Höllen ist schon reserviert. Seither frage ich mich immer wieder warum ich so unbedarft mein Seelenheil wegwarf. Was wollte ich mehr als das was ich bereits mein Eigen nannte? Die erste Begegnung mit Ihr, sie war wie eine zarte Pflanze die ich achtlos niedertrampelte, nur um festzustellen das dieses Pflänzchen ein zähes Dornengestrüpp war, in dessen Ranken ich mich hoffnungslos verzettelte. Ich habe einmal gelesen das die Liebe eines Menschen alles verändern könnte. Die Betonung liegt auf könnte, denn ich habe mich nicht verändert. Ich bin noch der selbe Mann der vor langer Zeit seinen eigenen Vater erschlagen hatte. Der alte Säufer hatte es verdient. Meine Vergangenheit sollte ich ruhen lassen. Ebenso wie meinen Nachnamen den ich abgelegt habe, so sollte ich auch meine Vergangenheit abstreifen. Doch ein Teil meiner Vergangenheit drängt sich mir auf, beschert mir unruhige Nächte seit ich diese Verbindung in die Höllen geöffnet habe, wenn ich mich doch nur an diese Träume erinnern könnte. Der Schlüssel liegt in meiner Kindeheit, doch es will mir nicht einf

Der Rest des Wortes endet mit einem langen Strich nach unten, quer über die restliche Seite. Ein lautes Keuchen und Husten mischt sich mit den langgezogenen, fast flehenden Worten "Was bin ich?" zu einer Kakophonie. Der Körper des Mannes beginnt zu krampfen als er versucht sich an die Geschehnisse in seiner Kindheit zu erinnern.  Doch dort wo sein Unterbewußtsein die Erinnerungen vergraben hatte, schob sein Verstand einen Riegel davor. Einen schweren und breiten Riegel mit einem massiven Schloss. Der Schlüssel bestand aus Schmerz und Pein und der Schreiber schien nicht bereit das Schloss aufzusperren. Der Mann sackte leblos wie ein nasser Sack in sich zusammen. Eine lange Zeit verging, eine Zeit des Knarzens und Ã,,chzens. Das Schiff schaukelte ihn in einen unruhigen Schlaf.

Mordekhaine - Die ganze Welt dreht sich um mich. Denn ich bin nur ein Egoist. Der Mensch, der mir am nächsten ist. Bin ich, ich bin ein Egoist.

Da geht er hin, einer von Gottes eigenen Prototypen, ein aufgemotzter Mutant von der Sorte, die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurde. Zu spleenig zum leben und zu selten zum sterben

Mordekhaine

Ein laut gebrülltes "Land in Sicht!" riß den Kapitän aus seinen Albträumen. Als er mühsam den Kopf vom Schreibtisch anhob um seine Sinne zu sammeln und sich zu orientieren, blieben einige Seekarten an seiner linken Gesichtshälfte kleben. Mit dem rechten Ã,,rmel wurden Seekarten und Sabber aus dem Gesicht gewischt, dann stand er auf und torkelte Schlaftrunken zu einer großen Truhe. Nachdem der eisenbeschlagene Truhendeckel zurückgeworfen wurde förderte der Kapitän ein schartiges Entermesser zu Tage, welches sogleich in einer breiten Schärpe auf Hüfthöhe verstaut wurde. Beim verlassen der Kajüte warf er noch einen kurzen Blick auf das kleine, rotbraune Lederbüchlein. Begleitet von einem verächtlichen "Sentimentales Gewäsch." wurde der Buchdeckel zugeklappt. Dann verlies er die Kajüte und betrat das Deck der Wellenbrecher.

Am Horizont konnte er die schroffe Küstenlinie sehen, die einen deutlichen Kontrast zum Blau des Meeres und des Himmels darstellte. Die Matrosen waren damit beschäftigt die Segel zu reffen, das Schiff verlor an Knoten und pflügte sanft durch die Wellen dahin. Diese Gewässer waren gefährlich, scharfkantige Riffe und trügerische Untiefen sorgten dafür das es nur erfahrene Navigatoren gelang ein Schiff so nahe an die Klippen des Steinkreises zu manövrieren. Zum Glück gab es an Bord so einen Navigator. Einen merkwürdigen Elfen, der sich selbst als Druchii bezeichnete, mehr wußte der Kapitän eigentlich nicht über ihn. Aber das spielte keine Rolle, unter Piraten war es egal wer man war oder was man in einem früheren Leben getan hatte. Es zählte einzig und allein das hier und jetzt. Der erste Maat, ein komischer Kauz mit einem stark ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung, trieb das Piratenpack zu Höchstleistungen an. Einige Handgriffe und wildes Gekeife später ankerte das Schiff bereits in der kleinen Bucht nahe des Steinkreises.

Der Kapitän stattete seiner Kajüte noch einen kurzen Besuch ab, dort klaubte er ein paar wichtige Dinge wie zum Beispiel eine Rumflasche und das kleine Buch zusammen, darauf folgte eine kurze Kletterpartie und letztendlich saß er in einem Beiboot und lies sich an Land rudern. Es dämmerte bereits, was ihn jedoch nicht davon abhielt seine Reise zu Fuß fortzusetzen. Begleitet von markerschütterndem Wolfsgeheul und einer flüsternden Stimme in seinem Kopf stapfte er durch die Nacht. Gedankenverloren. Langsam war es an der Zeit sich zu entscheiden.

Mordekhaine - Die ganze Welt dreht sich um mich. Denn ich bin nur ein Egoist. Der Mensch, der mir am nächsten ist. Bin ich, ich bin ein Egoist.

Da geht er hin, einer von Gottes eigenen Prototypen, ein aufgemotzter Mutant von der Sorte, die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurde. Zu spleenig zum leben und zu selten zum sterben