[Sabryns] Gefährten (nach dem Krieg der Spinnenkönigin)

Started by Spike de Copris, 24. April 2008, 21:10:31

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Spike de Copris

QuoteHerrin ... ich ... ich kann nicht tun, was ihr von mir verlangt. Das ... das übersteigt meine Zuständigkeit.

Die junge Dunkelelfe strich sich die perlenden Tränen von ihren dunklen Wangen und ihre vollen Lippen bebten, während sie den getrübten Blick weiter auf die Andere gerichtet hielt. Unwillig zu glauben, was sie tun sollte, protestierte alles in ihr dagegen. Für sie war diese Andere mehr denn nur eine Herrin, mehr als eine Lehrmeisterin und Ausbilder. Ihr hatte Maya so vieles zu verdanken, die Möglichkeit zum Aufstieg, das Durchdringen der Lehren Lolths und die Überwindung der Mittellosigkeit. Und nun hatte ebendiese Frau sie um einen einzigen wahren Gefallen gebeten. Formuliert als Befehl sollte es für die gerade einmal 80jährige Dunkelelfe Maya verbindlich sein, sie konnte den Auftrag nicht ablehnen. Und doch waren sich beide darüber im Klaren, dass es eine Bitte und keine Order war.

QuoteMaya, du weißt, dass ich deine Zuständigkeit bestimme. Du weißt, dass dir nur zwei Möglichkeiten bleiben. Entweder du fliehst und kehrst wieder dorthin zurück, wo ich dich aufgelesen habe oder du befolgst meinen Befehl. Erwarte nicht, dass ich diskutiere.  Rechne nicht damit, dass ich Gnade walten lasse. Hoffe nicht darauf, dass ich meine Anordnung zurückziehe.

Chesstra ließ das Augenmerk von ihrer Schülerin weichen, zu viel Emotionen lagen in den Seelenspiegeln. In Ihren eigenen. In denen Mayas. Sie konnte den Blick der jungen Dunkelelfe nicht länger ertragen und würde jetzt gerade nicht einmal für die Herrschaft über Menzoberranzan in einen Spiegel blicken wollen. Sie war nun schon über 300 Jahre alt und doch hatte es bisher keinen Abschnitt in ihrem Leben gegeben, in dem sie so hoffnungslos, so verloren und wehmütig gewesen war, wie jetzt. Und doch erfüllte sie ein wenig Freude. Sie entsprang dem Gedanken, dass sie endlich mit klarem Geist auf Alles zurückblicken konnte. Und Chesstra hatte erkannt.

Während ihre grünen Augen durch den karg eingerichteten Raum im Halb-Dunkel wanderten und die wenigen verbliebenen Gegenstände betrachteten, hörte sie das leise Flüstern Mayas.


QuoteChesstra ... warum ? Wir haben den Krieg verloren. Und doch sind wir nicht untergegangen. Es besteht wieder Hoffnung. Hoffnung darauf, dass Yasraena das Haus in neue Dunkelheit führt ... wir sind nicht die eingesponnene Beute der Spinne. Wir werden uns wieder erheben.

Ein trauriges Lächeln umspielte die Lippen der älteren Dunkelelfe und Maya hoffte instinktiv darauf, dass sie das richtige Thema angesprochen hatte. Chesstra fürchtete also um die Position Agrach Dyrrs, jetzt da Auro'pol und der Leichnahm nicht mehr waren. Das Haus war ungemein geschwächt und doch sah Maya mehr als nur die Beseitigung von massenhafter Konkurrenz innerhalb der Familie. Natürlich hatten sich die Chancen für den Aufstieg ein wenig gebessert, besonders wenn man zum überzeugten Klerus der Spinnenkönigin zählte und das innerhalb der Stadt unter Beweis stellen konnte. Maya streckte einen Arm flehend gen Chesstra aus, die andere Hand an die Brust gedrückt. Doch das half nichts gegen den merkwürdigen Schmerz in ihrer Brust und die tiefe Trauer, die sich in ihr ausgebreitet hatte. Bisher hatte sie nicht einmal gewusst, dass sie zu solchen Emotionen fähig war. Und nun kniete sie hier in Chesstras einst so prunkvollem Gemach, weinend und sich nichts sehnlicher wünschend, als dass die Herrin zu ihr komme.

QuoteOh Maya, du naives Ding. Das Haus bedeutet mir nichts mehr. Mit der Auflehnung gegen unsere Heimat hat es für mich alle Bedeutung verloren ... aber du willst wissen, warum ich dies von dir verlange ? Ich sage es dir. Weil mich diese Katastrophe geweckt hat. Weil ich erst durch sie die wahre Verachtung für dieses Haus in mir zu spüren angefangen habe.

Während sie sprach, kehrte in Chesstra eine erstaunliche Ruhe ein und das obwohl ihr klagender Blick an dem für sie letzten Endes wichtigsten Objekt im Raum hängen geblieben war. Dem Portrait ihrer Tochter. Sie hatte es nicht anfertigen lassen. Es war ihr durch Zufall im Braeryn aufgefallen und trotz all den Jahren, die sie ihre einzige Nachkommin nicht gesehen hatte, war ihr sofort klar gewesen, dass die Person auf dem Bild ihr eigen Fleisch und Blut war. Die Augen füllten sich wieder mit Tränen, als die Scham und die Trauer sie überkamen. Die Ruhe wurde verdrängt von einem Zittern am ganzen Leib und dieses Frösteln ließ Mayas Pose erstarren. Die Lider senkend sprach diese wieder im Flüsterton

QuoteMeine Herrin, ihr sprecht so schwach und das als Cousine der Mutter Oberin. Ihr lasst euch leiten von Gefühlen. Ihr verachtet das Haus nicht für seine Niederlage im Krieg. Es ist die Behandlung eurer Tochter, die eure Sehnsucht mehrt.

Sie musste dem Blick Chesstras nicht folgen, um zu wissen, auf was dieser sich gerichtet hatte. Das Portrait der verlorenen und wiedergefundenen Tochter. Doch waren diese Worte vor wenigen Tagen von der älteren Dunkelelfe völlig falsch und beschönigend gewählt, als sie Maya hatte erklären wollen, dass diese gemalte Frau dort einst ihr ganzer Stolz gewesen sei. Die Schülerin hatte ihre Meisterin gefragt, warum sie die eigene Tochter mit Peitschenhieben aus dem Haus gejagt habe und warum sie vorgegeben hatte, sie nicht zu kennen. Daraufhin hatte Chesstra geschwiegen und Maya wusste nun, dass sie bereits da emotional geworden war.

Dass die Herrin verboten hatte, an der Siegesfeier teilzunehmen und Agrach Dyrr als guten Verlierer zu repräsentieren, war der jungen Frau zunächst als guter Sava-Zug erschienen, doch jetzt war ihr klar, dass sie es nur nicht hatte ertragen können, ihrer eigenen Tochter nach 100 Jahren wieder in die Augen zu sehen. Und so auch der erste Anlauf, den wunden Punkt Chesstras zu treffen, fehlgeschlagen war, hatte sie nun umso mehr die Gedanken der alten Hohe Priesterin durchschaut.


QuoteIch hätte dir schon bei unserer ersten Begegnung die Zunge herausschneiden sollen. Es wäre weitaus klüger von mir gewesen, aber du hast Recht ... ich habe viele Fehler gemacht, aber meine Tochter war der Größte. Ich hätte mich nicht dem Konzil und ihren Forderungen ergeben sollen, ich hätte meine Tochter nicht gebären müssen ... ich hätte sie nicht aufgeben dürfen.

Die Tränen rannen über die Wangen und Chesstra sank weinend in sich zusammen, alle adlige Haltung fiel von ihr ab, der Stolz war vergessen und der ewige Hass durchdrang sie nicht länger. Es war die Liebe zu ihrer Tochter, die sie über etliche Jahrzehnte verdrängt hatte. Sie hatte alles stets objektiv betrachtet, kalt, leidenschaftslos und alle ihre Gefühle stets tief vergrabend. Doch nun waren sie hervorgebrochen und würden sich nie wieder zurückdrängen lassen. Chesstra hatte erkannt, dass sie sich belogen hatte. Seit dem Tag, an dem ihre junge Tochter sie gefragt hatte:

Mutter, warum hasst du alles so sehr ?

Damals hatte sie mit Peitschenhieben geantwortet, die junge Tochter fast zu Tode geprügelt. Aber es war nicht die Bestrafung für eine ungläubige Frage gewesen, sondern ein Ausdruck der eigenen Verzweiflung, nicht mit der Wahrheit antworten zu können. Chesstra wünschte sich nichts sehnlicher, als zu diesem Zeitpunkt zurückkehren und ihrer Tochter mit tränenden Augen in deren purpurne Seelenspiegel blicken zu können. Und dann würde sie die wahre Antwort hervorbringen.

Weil ich nichts anderes mehr fühlen kann. Der Hass ist das einzige Gefühl, was hier akzeptiert wird. Und ich weiß, dass du dich niemals dem Hass ergeben wirst. Darum lauf, meine Tochter, lauf und blicke nie mehr zurück.

Doch sie würde nie die Gelegenheit bekommen, ihrer Tochter dies zu sagen. Sie würde überhaupt nie mehr die Möglichkeit bekommen, auch nur ein Wort mit ihr zu sprechen. Mit ihr, die sich nun zu einer kleinen Heldin in Menzoberranzan entwickelt hatte und der Göttin näher gewesen war als die meisten Priesterinnen. Und damit war Chesstras Hoffnung gestorben. Die Hoffnung, dass die Tochter sich aus dem Netz der Spinnenkönigin befreien würde.

QuoteHerrin, es stand mir nicht zu, das zu sagen. Ich wollte euch nicht mit diesen Erinnerungen plagen. Doch sehe ich keine andere Möglichkeit, euch zur Umkehr zu bewegen. Wen habe ich, außer euch ? Wer unterrichtet mich in den Lehren der Lolth, wenn nicht ihr ?

Mit aller Kraft versuchte Maya Selbstsicherheit auszustrahlen und zugleich ihre Abhängigkeit von Chesstra zu verdeutlichen. Und doch war ihr schon seit der ersten Aufforderung klar, dass es keine Alternative gab. Sie würde tun müssen, was die Herrin verlangte. Und als Chesstra den Blick hob und Maya mit einem sachten Kopfschütteln bedachte, resignierte diese und ihre Haltung zerbrach wie dünnes Glas. Sie kroch auf die ältere Dunkelelfe zu, nahm das Gesicht ihrer Herrin in beide Hände und hauchte ihr einen salzigen Kuss auf die Lippen.

Ein Atemzug.

Dann wurde sie weggedrückt. Schluchzend schlurfte Maya zu der Wand, an der das Seil baumelte. Sie zurrte es fest. Als sie sich wieder herumdrehte, sah sie aus verquollenen Augen, dass Chesstra bereits auf dem prunkvollsten Möbelstück in dem Zimmer stand, ihrem Nachttisch. Hätte sie doch bloß einen normalen Tisch und Stühle gehabt, dann wäre Mayas Hilfe nicht von Nöten gewesen. So aber musste diese schwer schluckend und mit letzter Kraft die Order ausfüllen und warf sich gegen das Tischchen. Ein knackendes und gurgelndes Geräusch folgte. Maya presste die Augenlider zusammen, und die Hände auf ihre langen Ohren. So hörte sie nicht die letzten Worte ihrer Meisterin, die nur etwas mehr waren als ein Röcheln.


QuoteVerzeih' mir Sabryn ...
"L'mzilst kleel Vreza whol trantz zin'olhyrr Ilythiiri : Dos ph'naut l'Barra. L'Barra zhah Dos."
Sabryn [Dunkelelfe]

"Dos talinth nindel nindol zhah natha llaar kleel ilythiiri Ssiggrin ? Ele l'Uoi'nota ol zhal'la tlu ? Xun naut xo'al ulu kampi'un D'Shineth, dosst lgor h'ros, dos h'ros."

Spike de Copris

QuoteNicht alle Drow sind schwächlich und schlecht, mein Sohn

Der runzlige und vernarbte Halb-Ork sah seinem jüngeren Ebenbild bei diesen Worten in die dunklen Augen und fand seiner Meinung nach Unverständnis darin vor. Es wunderte ihn auch nicht sonderlich, viel zu lange und viel zu sehr hatte er dieselbe Einstellung gegenüber den Dunkelelfen gehabt. Und auch völlig zu recht.

Wäre er noch in der Lage dazu, so hätte er nun seinen Arm gehoben um die starken Verbrennungen daran zu sehen und wenn sein Blick an der Gliedmaße weiter gewandert wäre, so hätte er letztlich noch die Überreste dessen sehen können, was einmal eine große und für einen Halb-Ork doch sehr grazile Hand gewesen war. Doch glücklicherweise hatten die Kräfte ihn nach dem Schlaganfall nun endgültig verlassen: er konnte sich nicht mehr selbstständig bewegen und durch die Betrachtung seines Armes den Hass in seinem Sohn schüren.


QuoteDu bist alt, Vata, zu alt. 'S Gibt keine ehrbar'n Kämpfah unter ihn', Vata ! Sie sind all'samt verlog'n un' seh'n sich als des einzik wahr' Volk ! Denk' doch nur was se' dir angetan hab'n ! Un' das, nur weil du 'net ,rein' bist ! Vata – ich hasse die Drow und ich werd' sie allesamt umbringen ! Ich werd' die Schädel der ganzen Stadt vor dir ausbreiten und du wirst zufried'n sterb'n.

Eben noch hatte der dunkel häutige Sohn seinen Vater schweigend angestarrt, nachdem er von dem folgenden Treffen und seinem Wunsch, die Botschafter zu töten berichtet hatte. Ungläubig und nicht willens zu glauben, was sein großes Vorbild von sich gab. Das konnte doch nicht sein, der Alte vergaß wer er war und wofür er stand. Er war dem Tode näher, als dem Leben, aber trotzdem hatte er bisher noch nie im Fieber gesprochen, noch nie hatte sich an ihm ein Funken Wahnsinn gezeigt.

Der junge Bruk war damit aufgewachsen, dass sein Vater der Stärkste, aber vor allem auch der Weiseste und klügste Führer war, den der Braeryn je gesehen hatte. Und das sollte nun von ihm abgefallen sein ? Gerade jetzt ! Jetzt, wo dem von allen respektierten und geachteten Kor Starkarm seine letzte wichtige Aufgabe bevorstand, jetzt, wo er seinen ganzen Geist benötigte.

Der pure Hass und die Verachtung sprach aus dem jungen Halb-Ork gepaart mit der Verzweiflung, dass sein Idol dahinsiechte, während er nichts dagegen tun konnte. Am liebsten hätte er dem schwachen Dasein seines Vaters jetzt ein Ende gesetzt, seine Schmach und die Schande beseitigt. Doch selbst das war diesem unwürdig, er hatte es verdient, auf dem Schlachtfeld einen heldenhaften Tod zu sterben. Im Krieg gegen die Drow. Doch Kor hatte den Krieg überlebt, dabei aber die Schlacht verloren. Er war nur noch Wrack.


QuoteNein ! Das wirst du nicht ! So lange noch ein Funken Leben in mir wohnt und Gruumsh mich nicht sterben lässt, wirst du tun, was ich dir sage ! Und bei allen Höllen, du wirst diese Botschafter nicht töten ! Hast du gehört ? Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, du kleiner Bastard ! DU WIRST SIE NICHT TÖTEN !

Das wutentbrannte Brüllen kostete den dunkelelfischen Halb Ork das letzte bisschen Kraft und er spürte, wie die Ohnmacht nahte. Er hörte schon die Glocken läuten und wurde sich zum ersten Mal bewusst, dass dies wohl seine letzte Handlung sein würde. Es ging dem Ende zu, egal, ob der orkische Gott Gruumsh nun seine schützende Hand über ihn hielt oder nicht. Nach über 150 Jahren war es nun aber auch für ihn an der Zeit zu sterben. Er würde all seinen Kameraden folgen, die vor ihm das Zeitliche gesegnet hatten. Er würde den ursprünglichen, harten Kern seiner Bande treffen, gut, mit einer Ausnahme. Er würde sie im Beisammensein der Krieger wieder sehen können und sich mit ihnen erneut die Schädel einschlagen. Seufzend erinnerte sich Kor daran, wie gut die damals so schlechten Zeiten gewesen waren. Wie klein die Kriege. Wie groß die Beute. Wie gut die Bande. Es war kein Wunder, dass sie den wichtigsten Krieg verloren hatten.

Er trug nicht die Schuld.

Alle Strategie war perfekt gewesen, die Fallen gut gelegt und die Krieger durch seine Rede motiviert. Doch der Krieg war zu groß gewesen. Es hatte nur höhere Beute gegeben, welche die meisten Bandenführer niemals verstehen würden : Freiheit und Herrschaft. Und so waren sie schlechte Gefolgsleute, die sich nicht den Befehlen Kors gebeugt hatten. Es hatte nicht anders kommen können. Und nun gehörte sein eigener Sohn schon zu diesen Idioten, die dachten, ihn hätten im Alter Kräfte und Geist verlassen. Zugegeben, er war wahrscheinlich der älteste Halb-Ork in Toril, aber trotzdem war er noch immer Kor Starkarm, Anführer der im ganzen Braeryn gefürchteten Starkarm-Bande, Vereiniger der Sklaven und Heerführer gegen die Drow in Menzoberranzan.


QuoteVata', sie werd'n uns wieder all' versklav'n ! Egal, was du sagst. Es wird sein wie früha'. Es wird schlimma' sein, als früha! Die Banden wird's nich' mehr geb'n ... Dich wird's nich mehr geb'n.

Noch immer schürte der Hass auf die Drow Wut in Bruk und es war der reine Trotz, mit einem Hauch von Angst, der aus ihm sprach. Alles war zu Grunde gegangen und nun gab es keine andere Möglichkeit, als die, dass sie wieder allesamt in die Armut zurückgehen mussten. All das Gold, der Schmuck und die Waffen würden sie verlieren. Zurück geben an die verhassten Drow. Diese würden dann viel öfter Jagden durch den Braeryn machen, es würde nicht mehr nur eine Beschäftigung für adlige Dunkelelfen sein, nein, es würde ein tägliches Ritual werden. Und sie würden Opferungen durchführen, hunderte, wenn nicht tausende. Und immer wieder würden sie dafür Sklaven oder ärmliche Bewohner des Braeryns nehmen. Bandenmitglieder. Wahrscheinlich die Bandenführer zuerst. Und bei dem Gedanken, dass sein Vater vielleicht dieser widerlichen Abartigkeit namens Lloth geopfert werden sollte, drehte sich dem Junior der Magen um.

Schnaubend erhob er sich und trat weg von dem Strohbett, auf dem sein kränklicher Vater lag.

Kor musste einfach einsehen, dass nur mehr der Kampf blieb. Sie konnten sich nicht zurückdrängen lassen. Die Schlacht war vielleicht verloren, aber der Krieg konnte weitergehen. Dann hatten die Priesterinnen nun wieder Macht, was soll's, im Kampf zu sterben war immer noch besser, als stets nur die Beute zu sein ! Sie konnten sich geeint als Masse aus dem Braeryn erheben, sich durch die Stadt schlachten und sie verlassen. Dabei würden sie alle Sklaven der Drow befreien und dem angeschlagenen Menzoberranzan den Rest geben. Sie hatten eine Chance, wenn sie weiterhin blutdurstig blieben ! Wenn der Vater doch nur begreifen würde ...


QuoteHalt' deine Fresse, du vorlautes Balg ! Du wirst die Starkarms weiter anführen ! Und du wirst eines tun ... hör mir gut zu, denn ich will, dass du das verstehst ... also dreh' dich um, mein Sohn ... du wirst dich mit den Drow arrangieren, du wirst mit ihnen arbeiten. Und gegen sie. Du musst den richtigen Weg finden, mein Sohn. Es wird ein neuer Weg sein, der alte stirbt mit mir. Meine Ära und meine Herrschaft über den Braeryn sind vorüber. Es wird Zeit, dass du meinen Platz einnimmst. Und ich will, dass du es gut machst.

Obwohl er seinem Sohn mit festem Blick und voller Überzeugung in die Augen sah, war dem sterbenden Kor doch sehr wohl bewusst, dass seine Brut niemals an die eigenen Fähigkeiten herankommen würde. Sein Sohn war vielleicht gut mit dem Zweihänder und konnte wahrscheinlich ein ganzes Haus damit im Alleingang einreißen, aber er würde trotzdem niemals ein guter Führer sein.

Die Starkarms würden wahrscheinlich schon sehr bald von einer anderen Bande aufgerieben und vertrieben werden, vermutlich würde sogar sein eigener Sohn dieser Bande letztlich allein gegenüber stehen. Aber der Gedanke, dass sein Sohn im Kampf untergehen würde, erfüllte Kor mit Stolz. Wenigstens in dieser Hinsicht hatte Bruk die besseren Aussichten. Doch er würde nie die ruhmreichen Zeiten und den Aufschwung von einer kleinen Gossen-Bande zur mächtigsten Bewegung nach Bregan d'Aerthe erleben. Nein, seine Zeit würde sehr viel kürzer sein.


QuoteVata, man kann nich' mit den Drow arbeit'n. Se' denke' nur an sich. Se' kämpfe' nie off'n. Se' verzaubarn mich mit irgend'nem Fluch und scho' bin ich tot. Und se' veracht'n uns !

Erinnerungen in Bruk kamen bei diesen seinen Worten auf und sorgten für einen regelrecht wehmütigen Unterton. In seinem Geiste sah er wieder das Bild von sich und seinen zwei besten Freunden, wie sie vor ettlichen Jahren eine Jagd der Drow hatten sabotieren wollen, ganz so, wie sein Vater es in seiner Jugend getan und damit seinen ruhmreichen Weg eingeschlagen hatte. Das Diamant-Seil war gelegt und die Öle ausgeschüttet, alles schien perfekt. Doch statt wie beim Vater in die Falle zu laufen, aus den Satteln gerissen und verbrannt zu werden, sprach eine von den Drow einen Hokus-Pokus. Bruk konnte sich gerade noch so in ein Haus stürzen, um nicht von den aus dem Boden schießenden Tentakeln gepackt und zerrissen zu werden.

QuoteIch sagte dir doch, nicht alle Drow sind so schlecht, mein Sohn. Manche von ihnen arbeiten auch mit uns zusammen und sind halbwegs ehrlich, nicht nur im Kampf. Aber du denkst jetzt gerade bestimmt an die Magier, die den halben Braeryn abgefackelt haben ... ah, nein ? Verstehe, du denkst an Thor und Ruk. Hmm, ja. Aber soll ich dir etwas verraten, mein Sohn ? Diese Falle damals, das war nicht meine Idee. Das war eine Drow. Wir haben ihr nur dabei geholfen und diese Jäger am Ende zerhackt.

Es beschämte den Halb-Ork, dass er seinem Sohn dieses Wissen erst jetzt anvertraute. Er hatte sich viel zu lange im Licht des Ruhmes und der Unfehlbarkeit gesonnt, er hatte viel zu lange das Vorbild seines Sohnes sein wollen. Das hatte er letztlich auch geschafft, Kor war sich bewusst, dass sein Sohn ihn vergötterte. Aber trotzdem hätte er ihm von Kindesbeinen an nicht nur das Kämpfen antrainieren sollen, sondern ihm auch beibringen müssen, dass eine Rasse immer verschiedene Mitglieder hat.

Bei den Drow war es sehr selten, man ein annehmbares Exemplar vorzufinden, aber es gab sie. Und er hatte eine solche kennen gelernt. Er hatte mit ihr gelebt, mit ihr Streiche gespielt, Schlachten geschlagen und die Herrschaft im Braeryn an sich gerissen. Genau diese Drow war neben ihm selbst auch die einzige Überlebende aus den alten Tagen. Und Kor hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als sie im letzten großen Gefecht an seiner Seite zu wissen, mit ihr die Stadt zu erobern, so wie sie es sich früher immer erträumt hatten, als sie den Rausch der Pilze oder des Rums genossen.

Doch sie hatte bei den Feinden gekämpft. Ihrem Volk. Und so kam der alte Halb-Ork zu einer letzten großen Erkenntnis in seinem Leben : Ein Drow kann nur ein guter Drow sein, wenn er sein Volk von Unten und von seinesgleichen getrennt betrachteten kann.

Aber eine letzte Hoffnung hatte in Kor Fuß gefasst. Er glaubte fest daran, dass die Dunkelelfe, die mit ihm aufgewachsen war, nun gleich zur Tür hereinkommen würde und sie eine gute Einigung erzielen konnten, mit der alle Parteien würden leben können und die nach Möglichkeit Bruks Macht im Braeryn festigte. Immerhin schien seine Drow nun eine Art Status in Menzoberranzan gefasst zu haben und so wäre es vielleicht möglich, dass sie das Hohe Konzil dieser Stadt würde beeinflussen können.

Bevor aber nun Bruk zu einer Antwort ansetzen konnte, um seiner augenscheinlichen Verblüffung Luft zu machen, wurde die Tür aufgerissen und Teriak, der Leutnant Kors meinte atemlos


QuoteDie Botschafter sind da !

Bruk nahm diese Meldung zum Anlass, sich über den Vater zu beugen und ihn mit seinen muskulösen Armen in die Höhe zu hieven und auf dem extra bereit gestellten Thron fallen zu lassen. Kor hatte ihm erklärt, dass nun alles wichtig war. Sie mussten Stärke symbolisieren und deshalb durften die Dunkelelfen den alten Halb-Ork nicht auf dem Strohlager liegen sehen. Statt dessen sollten sie ihn in einem Thron vorfinden, der ohne sonderliche Erschwernis als dunkelelfisches Eigentum zu erkennen war, da er vor Prunk nur so strotzte.

Bevor sie aber nun noch einmal das folgende Gespräch durchgehen konnten, wurde Teriak plötzlich hinten gezogen und verschwand aus dem Sichtfeld der beiden Halb-Orks in dem recht kleinen Raum. Dieser wurde dann von fünf Dunkelelfen betreten, zwei in Roben, der Rest in schweren Rüstungen. Wahrscheinlich würden draußen noch mehr stehen. Aber damit würde Bruk schon fertig werden, der Zweihänder lag direkt auf dem breiten Tisch vor ihm und seinem Vater. Als der Sohn aber zu ihm sah, schwand alle Hoffnung. Das Gesicht des Vaters war kreidebleich und er sah aus, als würde er dem Tod persönlich gegenüber stehen. Der Sohn konnte mehr als deutlich sehen, wie schwer dem Vater das Sprechen fiel und wie mühsam die dunkelelfischen Worte herausgepresst wurden.


QuoteVendui' Erzmagier Gromph ...

Sie waren allesamt männlich. Keine Frau unter den Dunkelelfen. Nur Männer. Und allein die Anwesenheit des Einen in Robe besiegelte in Kors Augen bereits das Schicksal der Banden, des Braeryns und natürlich auch seines Sohnes. Die Starkarm Bande würde den heutigen Tag nicht überleben.

Sabryn war nicht gekommen ...
"L'mzilst kleel Vreza whol trantz zin'olhyrr Ilythiiri : Dos ph'naut l'Barra. L'Barra zhah Dos."
Sabryn [Dunkelelfe]

"Dos talinth nindel nindol zhah natha llaar kleel ilythiiri Ssiggrin ? Ele l'Uoi'nota ol zhal'la tlu ? Xun naut xo'al ulu kampi'un D'Shineth, dosst lgor h'ros, dos h'ros."