[Vincent] Auf Messers Schneide

Started by JackNeil, 04. Mai 2008, 12:43:09

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JackNeil

Zwei seiner Finger krallten sich an den kleinen Griff, den kalten Stein.
Die Sonne brannte heiß auf seinem nackten Rücken.

Eine verdammt schwierige Stelle. Deutlich schwieriger als Kane so zu provozieren, dass er fast auf ihn losging.
Sein Blick ging nach rechts, über das nahezu vollkommen glatte Stück Fels, bis zu der schmalen Kante, etwa eineinhalb Meter entfernt. Er zog den linken Fuß auf einen schrägen Tritt, näher an seinen Körper und hing wie ein Frosch an der Wand, Arme und Beine angewinkelt.
Gestern sagte Durins Blick zum ersten Mal, dass er ihn wirklich töten wollte. Und es war garnicht schwer, ihn dahin zu reizen. Man musste nur das Loch in Durins Maske kennen und direkt hineinstechen. Er kannte es jetzt.
Ein tiefer Atemzug, ein Blick die 70 Meter nach unten und dann spannten sich die Muskeln an.
Ob er versuchen sollte das Loch aufzureißen, sodass der echte Durin für alle zum Vorschein kam?
Er zog sich mit den Armen nach rechts, katapultierte sich mit aller Kraft mit den Beinen auf die schmale Kante zu.
Die Fingerspitzen, der linken Hand berühten die Kante zuerst im Flug, krallten sich daran, der Stein brökelte, gab nach. Seine Pupillen wurden groß, noch mehr Adrenalin schoß durch seinen Körper, die rechte Hand krallte sich an den Stein. Dann rutchte die linke ganz ab. Er pendelte, nur von drei Fingerspitzen gehalten, heftig, durch den Schwung des Sprungs. Spitze Steine bohrten sich in seine Haut, ließen ihn die Miene verziehen, zu einem merkwürdigen Grinsen, doch kam er endlich mit seiner Ferse über einen Griff, verkeilte sie dort und stabilisierte so seine Position, zumindest so, dass er nicht mehr pendelte.
Er sog die frische Luft in seine Lungen.

Dem König des Verbrechens auf der Nase herumzutanzen, würde sicher genau so aufregend werden.
Demnächst würde er endlich den Klippenspringerwettbewerb veranstalten. Das würde ein Spaß werden!
Er suchte mit der linken Hand Halt, ließ mit der rechten los, um sie auszuschütteln.
Die Frauengeschichten setzten dem ganzen noch ein Sahnehäubchen auf..
Sein Blick schweifte nach unten, über die grünen Wiesen.
Verdammt fühlte es sich gut an, auf Messers Schneide zu leben.
Er fing schallend an zu lachen.
Immer so weit, wie es jeder vernünftige Mensch höchstens wagen würde und dann noch drei Schritte weiter...
Vincent Rist - Sicherheitsexperte und Kletterer

JackNeil

#1
Seit einer Stunde war Vincent nun schon im Wasser.
Die Luft wurde langsam wieder knapp und die Strömung trieb ihn immer wieder Richtung Meer.
Das bedeutet Anstrengung, doch der Heller musste irgendwo sein.
Er tauchte erstmal wieder auf, sog die Luft ein, das Leben in seine Lungen. Trotz des kalten Wassers war ihm warm. Der Wille diesen mikrigen Heller zu finden, brannte in ihm.

Die meisten dachten von ihm, dass er nur Provozieren würde um Spaß zu haben.
Er tauchte wieder unter, in die Richtung, wo er den Heller vermutete.
Es brachte ihm auch Spaß, Nervenkitzel, aber etwas anderes war genauso wichtig: Er wollte das Feuer in den anderen sehen, es herauskitzeln. Er wollte verstehen, warum sie lebten, für was sie lebten. Wofür sie sterben würden..
Skip war ein harter Brocken. Aus ihm wurde er bisher überhaupt nicht schlau.
Unten am Grund angekommen, hielt er sich an einem großen Stein fest, gegen die Strömung, und untersuchte mit der anderen Hand den sandigen Boden.
Nicht, dass es ihm das Lebensglück der anderen wichtig war.
Es war ihm sogar absolut egal, bis auf ein paar Ausnahmen.
Die Luft wurde wieder knapp. Er sollte auftauchen. Doch da erblickte er ein Funkeln. Das musste der Heller sein!
Mit der Hand am Stein stieß er sich ab, in die Richtung des Glitzerns im Sand und strampelte zusätzlich mit den Füßen.
Panik! Die Luft in ihm war aufgebraucht. Verdammt! Nurnoch zwei Meter. Er drängte die Panik zurück, tat noch einen Schwimmzug mit den Armen, krallte nach dem Glitzern und stieg dann hoch, an die Oberfläche.
Er schnappte nach Luft. Atmete ganz tief ein.
Als er auf seine Hand blickte, den ganzen Sand und dazwischen den Heller, wandelte sich sein Gesicht in ein breites Grinsen.
Und er streckte voller Stolz und Freude den Arm mit den Heller in die Höhe.

Es ist großartig bekloppt zu sein!
Ein Yeehaaaa, hallte von den Klippenwänden wieder, was dann in einem Husten, gefolgt von einem leisen Lachen erstarb.
Vincent Rist - Sicherheitsexperte und Kletterer